Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial wurden mehrere Nachrichten und Kommentare zu Verzögerungen bei der Endlagersuche in Deutschland, Abbauprobleme beim ehemaligen AKW Biblis sowie dem Widerstand gegen die Lagerung von Atomschutt in Deutschland aufgegriffen. Außerdem finden Sie Informationen zu internationalen Entscheidungen und Herausforderungen beim Rückbau. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
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Beim ehemaligen Kernkraftwerk Biblis, einst das größte AKW der Welt, laufen aktuell verschiedene Abbauprojekte. Ziel ist, die Anlage Anfang bis Mitte der 2030er Jahre aus dem Atomgesetz zu entlassen – sprich: vollständig rückgebaut zu haben. Nach der Abschaltung 2011 stellt die Entsorgung und das Recycling des stark belasteten Materials heute eine große Herausforderung dar. Alle 200 Deponien in Deutschland lehnten die Annahme des Bauschutts ab, sodass das benachbarte Büttelborn gerichtlich zur Aufnahme verpflichtet werden musste. Seither gibt es einen Rechtsstreit, denn Stadt und Kreis stellen sich gegen die Lagerung des Bauschutts:
Das Unternehmen Deep Fission plant, kleine Atomreaktoren etwa 1.600 Meter unter der Erde zu platzieren, um die Kosten und Risiken herkömmlicher Kernkraftwerke zu senken. Diese unterirdischen Reaktoren nutzen bewährte Druckwassertechnologie, sind wartungsarm und könnten bei Bedarf schnell inspiziert werden. Durch die geologische Lage werden teure Sicherheitsmaßnahmen reduziert, wodurch die Kosten pro Kilowattstunde mit denen der Kohleverstromung konkurrieren können. Die Entsorgung des Atommülls bleibt jedoch ein ungelöstes Problem:
• [INGENIEUR.DE]
• [FOCUS ONLINE]
Im Streit um die Abrisskosten für das ehemalige Kernkraftwerk in Hamm-Uentrop hat das Landgericht Düsseldorf entschieden, dass die Betreibergesellschaft die Kosten selbst tragen muss. Die Betreiber, zu denen RWE und Mark-E gehören, hatten argumentiert, dass Bund und Land die Kosten übernehmen sollten, scheiterten jedoch vor Gericht. Die Betreibergesellschaft kann gegen das Urteil Berufung einlegen, was den Abriss, der 2030 beginnen soll, weiter verzögern könnte:
• [WDR]
• [RP ONLINE]
• [STERN]
Aktuelle Stimmen:
Der Bürgermeister von Brunsbüttel, Martin Schmedtje, kritisiert die Verzögerungen bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Abfall, die laut einem neuen Gutachten bis 2074 dauern könnte. Schmedtje fordert, finanzielle Anreize für Gemeinden zu schaffen, um Interesse an der Endlagerung zu wecken, ähnlich einem erfolgreichen Modell in Finnland, und bemängelt das fehlende politische Interesse der Bundesbehörden an einer schnelleren Lösung:
• [BOYENS MEDIEN/BRUNSBÜTTELER ZEITUNG] (Bezahlinhalt)
In Bezug auf dasselbe Thema: Umweltministerin Steffi Lemke möchte die Unsicherheit vieler Regionen bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager reduzieren, indem sie möglichst bald Standorte von der Liste potenzieller Endlager streicht. Durch frühzeitige Klarheit sollen Gebiete, die als ungeeignet identifiziert wurden, nicht länger in Unsicherheit verbleiben, während der Fokus auf die tatsächlichen potenziellen Standorte gelegt wird. Dies soll den Prozess der Endlagersuche beschleunigen und die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen:
• [TAGESSPIEGEL] (Bezahlinhalt)
IAEA-Chef Rafael Grossi warnte nach einem Besuch im russischen Atomkraftwerk Kursk vor der Gefahr eines atomaren Zwischenfalls aufgrund der Nähe zu Kampfhandlungen in der Ukraine. Das AKW sei besonders anfällig für Angriffe, da die Reaktoren keine Schutzhülle hätten. Grossi plant weitere Gespräche in Kiew und betont, dass Atomkraftwerke nicht als Kriegsziele genutzt werden sollten, während er die Notwendigkeit der Einhaltung von Sicherheitsregeln hervorhebt:
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich für einen verstärkten Ausbau der Atomkraft innerhalb der EU ausgesprochen. Sie sieht Atomenergie als wichtigen Bestandteil für die europäische Energieunabhängigkeit und zur Erreichung der Klimaziele. Von der Leyen argumentiert, dass die Kernkraft als stabile, CO₂-arme Energiequelle in Kombination mit erneuerbaren Energien notwendig sei, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten:
Internationale Nachrichten:
China hat am 19. August den Bau elf neuer Atomreaktoren an fünf Standorten genehmigt. Diese Entscheidung ist Teil einer milliardenschweren Offensive, die Atomenergie im Land auszubauen. China zielt darauf ab, seine Energieversorgung zu diversifizieren und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Diese Initiative zeigt das Engagement für Atomkraft als wesentlichen Bestandteil der Energiezukunft, denn China baut derzeit mehr Kernkraftwerke als jedes andere Land der Welt:
• [HANDELSBLATT]
• [FAZ] (Bezahlinhalt)
Japan plant, die Trümmer des zerstörten Kernkraftwerks Fukushima zu beseitigen, um den Rückbau des Geländes weiter voranzutreiben. Ein Test zur Entfernung von Trümmern musste jetzt abgebrochen werden, da ein Roboter aufgrund hoher Strahlung und Hindernissen beschädigt wurde. Der Abbruch zeigt die enormen Schwierigkeiten beim Rückbau, der bis 2051 abgeschlossen sein soll. Die Beseitigung von kontaminierten Materialien und die Dekontamination der Reaktorgebäude bleiben zentrale Herausforderungen dieses langwierigen Projekts:
Die Schweiz erwägt eine Kehrtwende bei der Kernkraft und plant, das Bauverbot für neue Kernkraftwerke aufzuheben, um die Stromversorgung zu sichern und technologische Offenheit zu gewährleisten. Energieminister Albert Rösti betont, dass die Reform notwendig sei, da unklar ist, ob erneuerbare Energien den steigenden Strombedarf schnell genug decken können. Diese Entscheidung stößt auf gemischte Reaktionen: Während das Nuklearforum Schweiz die Öffnung begrüßt, äußern sich die Grünen und die Schweizerische Energiestiftung kritisch:
• [TAGESSCHAU]
• [FAZ]
• [FOCUS]
Das abgeschaltete Kernkraftwerk Fessenheim an der deutsch-französischen Grenze soll zurückgebaut werden. Nach der Schließung 2020 wird über die weitere Nutzung des Geländes diskutiert, wobei Vorschläge von einem Industrie- und Innovationspark bis hin zu einer internationalen Universität reichen. Die Pläne stoßen jedoch auf Herausforderungen, darunter finanzielle Fragen und die Entsorgung radioaktiver Abfälle, die noch jahrzehntelang gelagert werden müssen:
Bildquelle: Vattenfall/Kraftwerk Brunsbüttel