Presseschau vom 29.05.2020

Wir begrüßen Sie recht herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Diesmal versammeln wir Meldungen aus Brunsbüttel, Grohnde, Stade, Philippsburg und Biblis, blicken nach München und international nach Russland, Japan und Florida.

Das Coronavirus hat Einfluss auf die Arbeit im Kernkraftwerk Brunsbüttel, Auswirkungen auf den Zeitplan des Rückbaus gebe es aber keine. Wie Boyens Medien berichten, habe man im Werk zahlreiche strenge Schutzvorkehrungen getroffen. „Wir versuchen, den geforderten Sicherheitsabstand so gut es geht einzuhalten“, so Kraftwerksleiter Willicks. Nicht immer sei das aus Platzgründen möglich. „Dann werden aber Masken getragen“. Vattenfall als Kernkraftwerksbetreiber sei im Besitz sowohl einfacher Nasen- und Mundbedeckungen, als auch medizinischer FFP 2- und 3-Masken. „Es kommt immer die Art zum Einsatz, die für die jeweilige Arbeit am sinnvollsten ist“, sagt Markus Willicks. Weiterhin arbeiten zahlreiche Bürokräfte im Homeoffice. „Wir haben zusätzlich unser Schichtsystem umgestellt, um die Kontakte der Belegschaft untereinander auf ein Minimum zu reduzieren. Bislang sei noch kein einziger Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden. Aber selbst für das schlimmste Szenario existiere ein Plan: „Wenn wir wegen Coronainfektionen den gesamten Betrieb schließen müssten, würde eine fünf- bis zehnköpfige Notschichtbesetzung im Kraftwerk dafür sorgen, dass nichts passiert, so der KKW-Chef:

BOYENS MEDIEN

Im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind Schäden an einer Nebenkühl-Wasserleitung festgestellt worden. Im Rahmen einer Besichtungskontrolle wurden Leckagen in drei Rohrleitungen entdeckt. Sie befinden sich im Bereich des Deckendruchbruchs zwischen dem Pumpenhaus und einer von zwei Saugekammern. Die Betreibergesellschaft hat das Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) zugeordnet und der Reaktorsicherheitsbehörde am 19.05.2020 gemeldet, so der Branchendienst IWR:

IWR

Der Anlagenstillstand mit Brennelementwechsel des Kernkraftwerks Grohnde (KWG) ist beendet. Wie der Tägliche Anzeiger meldet, wurde die Anlage hochgefahren und wieder mit dem Stromnetz verbunden. Die Revision stand ganz im Zeichen der Corona-Schutzmaßnahmen. Damit diese vollumfänglich eingehalten werden konnten, sei die Revision umgeplant worden und dauerte daher gut drei Wochen länger. In den letzten drei Wochen waren statt der sonst zu Spitzenzeiten üblichen rund 1.000 zusätzlichen Service-Mitarbeiter durchschnittlich nur rund 250 auf der Anlage. Die Organisation der Arbeiten erfolgte in Abstimmung mit der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde, dem Landkreis sowie dem zuständigen Gesundheitsamt:

TAEGLICHER ANZEIGER HOLZMINDEN

Das Kernkraftwerk Stade war das erste KKW, das nach Beschluss der damaligen rot-grünen Bundesregierung 2003 nach rund 30 Jahren vom Netz genommen wurde. Seitdem wurde es zurückgebaut. Verantwortlich dafür ist der Betreiber Preussen Elektra. Um die radioaktiven Abfälle lagern zu können, wurde ein Zwischenlager auf dem Gelände direkt neben dem KKW gebaut. Das Lager wurde Anfang des Jahres 2020 von der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) übernommen. Die BGZ informierte den Rat der Hansestadt Stade sowie die Öffentlichkeit nun zum Sachstand sowie zum künftigen Umgang mit dem Abfall, die Kreiszeitung Wochenblatt berichtet:

KREISZEITUNG WOCHENBLATT

Anders als die Anfang Mai gesprengten Kühltürme des KKW Philippsburg sei für das KKW Biblis eine ähnliche Abbruchaktion für die dortigen Kühltürme nicht konkret geplant. Es gebe dafür noch keinen Termin, zitiert der Mannheimer Morgen einen Pressesprecher des Betreibers RWE: „Unsere Kühltürme sind bereits vollständig entkernt, aber der Abbruch hat bei uns nicht oberste Priorität.“ Der Schwerpunkt des Rückbaus liege vielmehr auf dem Bereich innerhalb der Reaktorgebäude. In Philippsburg wolle die Energie Baden Württemberg (EnBW) an der Stelle des Kraftwerks ein Umspannwerk errichten. In Biblis sei dagegen noch keine Folgenutzung bekannt. Die Kühltürme seien mit 80 Metern auch nur halb so hoch wie die in Philippsburg und hätten daher rein optisch eine andere Wirkung. Sie seien zudem nur selten in Betrieb gewesen, lediglich an heißen Tagen im Sommer oder wenn der Rhein zu wenig Wasser zum Kühlen geführt hatte. Der Rückbau des Bibliser Kraftwerks läuft seit 2017:

MANNHEIMER MORGEN

Am Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München ist laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung radioaktives C-14 ausgetreten. Der Jahresgrenzwert des radioaktiven Nuklids sei überschritten worden, teilte die Technische Universität München (TUM) als Betreiberin demnach mit. Für Menschen und Umwelt habe zu keiner Zeit Gefahr bestanden, betonten die Betreiber sowie das bayerische Umweltministerium als atomrechtliche Aufsichtsbehörde. Es sei eine „geringfügige Überschreitung“ des in der Betriebsgenehmigung festgelegten Wertes bei der C-14-Ableitung über den Kamin in die Atmosphäre festgestellt worden. Schon 2012 hatte es einen ähnlichen Vorfall mit niedrigeren Werten gegeben:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

Russland hat mit der „Akademik Lomonossow“ das erste schwimmende Kernkraftwerk offiziell in Betrieb genommen. Vorher lief das 114 Meter lange, 30 Meter breite und 21.000 Tonnen schwere schwimmende Kraftwerk etwa ein halbes Jahr lang im Probebetrieb. Nun seien auch die letzten Überprüfungen abgeschlossen. Der staatseigene russische Atomkonzern Rosatom vermeldete dazu laut heise.de, damit sei „das Projekt zum Bau eines schwimmenden Kernkraftwerks erfolgreich abgeschlossen“. Mit den 70 Megawatt, die das von 70 Arbeitern bediente nördlichste Kernkraftwerk der Welt produziert, sollen nun nicht nur Privathaushalte an der Nordostpassage, sondern auch Industriebetriebe versorgt werden, die Bodenschätze und Energieträger suchen und fördern:

HEISE ONLINE

Japans Atomaufsichtsbehörde NRA hat der nuklearen Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Rokkasho nach sechsjähriger Prüfung zumindest vorläufig eine ausreichende Sicherheit attestiert. Die Anlage erfülle die nach dem Fukushima-Unfall verschärften Sicherheitsauflagen. Der endgültige Betrieb werde voraussichtlich im Juli kommen, heißt es in einem Bericht der taz. Laut Betreiber Japan Nuclear Fuel könne die Nuklearfabrik im Herbst 2021 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Die Ankündigung habe scharfe Proteste ausgelöst. 210 Antiatomkraftgruppen aus ganz Japan, darunter auch Bewohner der WAA-Standortregion Aomori, unterzeichneten einen Protestbrief an die japanische Atomaufsicht. Die taz selbst schreibt von Japans „irrsinniger Atompolitik“:

TAZ

Kraftwerke, so der österreichische Standard, seien normalerweise nicht die Hauptanlaufstellen für Öko-Tourismus, aber in Florida hätten sich einige von ihnen zu den reinsten Publikumsmagneten gemausert, darunter das Crystal-River-Kernkraftwerk. Die Einrichtungen locken seltene Tiere an: Manatis, also die im Atlantik vorkommende Variante von Seekühen, versammeln sich dort in großer Zahl, wo Kohle-, Gas- oder Kernkraftwerke das erwärmte Wasser aus ihren Kühlkreisläufen ins Meer zurückleiten und damit für angenehme Badetemperaturen sorgen. Bedroht sei diese Situation durch die Abschaltung von Kraftwerken, da dann das wärmende Wasser wegfalle. Man überlege deshalb auch aus diesem Grund, geplante Schließungen von Kraftwerken nur schrittweise zu vollziehen, um den entstandenen Ökosystemen Zeit für einen „Umzug“ zu geben:

DER STANDARD