Presseschau vom 24.05.2023

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Ein besonderer Fokus in der medialen Berichterstattung liegt nach dem deutschen Ausstieg aus der Kernkraft im April 2023 auf den Themen Rückbau und Zwischenlagerung. Darüber hinaus finden Sie aktuelle Stimmen zur Auswirkung des Ausstiegs auf den Strompreis, sowie internationale News.

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Anders als weitläufig befürchtet, hat die Abschaltung der drei letzten deutschen Kernkraftwerke den Strompreis nicht steigen lassen. Laut Bundesnetzagentur sei der Effekt des Ausstiegs so wenig spürbar, da ihn andere Faktoren, etwa der steigende Anteil erneuerbarer Energien im Frühling, überlagern. Zudem erhole sich Frankreich langsam von der dortigen Krise der Kernkraft und es müsse so weniger Strom exportiert werden. Der Großteil der 30 Terrawattstunden, die die drei letzten deutschen Kernkraftwerke produziert hatten, soll im Laufe des Jahres durch den Zubau von Photovoltaik und Windenergie ersetzt werden:

TAGESSCHAU

Nachdem die drei letzten deutschen Kernkraftwerke Mitte April abgeschaltet wurden, wendet sich das Interesse nun dem Rückbau zu. Dabei könne von dem reinland-pfälzischen Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich gelernt werden, das sich seit 2004 im Rückbau befindet. Der Prozess ist mittlerweile zu zwei Dritteln vorangeschritten, als nächster Schritt soll der Reaktordruckbehälter ins Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westphalen gebracht werden. Mülheim-Kärlich zeigt deutlich, was mit dem Rückbau von Kernkraftwerken verbunden ist: Der Rückbau wird beim angestrebten Fertigstellungsdatum 2025 seit 21 Jahren Laufen und rund eine Milliarde Euro gekostet haben:

MERKUR

Gut einen Monat nach der Abschaltung der drei letzten deutschen Kernkraftwerke ist der Meiler Neckarwestheim II auch rechtlich endgültig stillgelegt. Am 5. April hatte das Umweltministerium die Stilllegungs- und Abbaugenehmigung für das Kernkraftwerk an die EnBW Kernkraft GmbH übergeben. Das Verfahren war bereits 2016 in die Wege geleitet, über die letzten Jahre wurde der Antrag und die rund 700 eingebrachten Einwendungen seitens der Öffentlichkeit umfangreich von Sachverständigen geprüft:

LKZ (Bezahlinhalt)

Aktuelle Stimmen:

Autor Daniel Wetzel argumentiert, warum er glaubt, dass Erleichterung über das Ausbleiben eines Anstiegs der Strompreise nach dem deutschen Ausstieg aus der Kernkraft verfrüht sei. Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit habe laut Wetzel nie ernsthaft zur Debatte gestanden, doch die Freude über die stabilen Preise lobe den Tag vor dem Abend. Mit Blick auf die Zukunftsprognosen für den Terminmarkt ist er der Meinung, dass die Debatten darüber, ob der Ausstieg ein Fehler war, wieder an Fahrt aufnehmen werden:

WELT (Bezahlinhalt)

Anlässlich einer Veranstaltung zum Thema sichere Zwischenlagerung geht es im Podcast der hessenschau um das Zwischenlager in Biblis. Aktuell läuft die Genehmigung für das Zwischenlager bis 2046, Dr. Maik Stuke von der BGZ hebt jedoch auch hervor, dass sich das Forschungsprogramm nicht an einem bestimmten Zeitpunkt orientiere, zu dem das Endlager dann existieren müsse. Auch sei es jetzt schon zu erkennen, dass es nicht bei den ursprünglich festgelegten 40 Jahren für das Zwischenlager bleiben werde:

HR

Internationaler Blick:

Frankreich: Um den Bau neuer Kernkraftwerke voranzutreiben, verabschiedete die Nationalversammlung am 16. Mai ein Gesetz, das bürokratische Hürden abbauen soll. Dieses umfasst zum einen verkürzte Genehmigungsverfahren, zum anderen wurde mit ihm das seit 2015 geltende Ziel abgeschafft, den Anteil von Strom aus Kernkraft von mehr als 70 Prozent auf 50 Prozent zu verringern. Die Höchstgrenze für Strom aus Kernkraft wurde ebenfalls außer Kraft gesetzt. Die französische Regierung sieht bis 2035 den Bau von sechs neuen Reaktoren vor:

STERN

Dänemark: Im Jahr 2022 kam 60 Prozent des in Dänemark verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren, in Sachen Windkraft ist das Land führend. Auch darüber hinaus hat sich das skandinavische Land ehrgeizige Klimaziele gesetzt und will bis 2045 klimaneutral wirtschaften. Dieses Bestreben wird nun auch als Grund für die neu entfachten Diskussionen zur Errichtung neuer Kernkraftwerke genannt. Vertreter der Partei Liberal Alliance sind der Meinung, dass Dänemark selbst anfangen müsse, Kernkraftwerke zu bauen, um die Klimaziele erreichen und eine bezahlbare Stromversorgung gewährleisten zu können. Der Punkt der Bezahlbarkeit ist für die Dänen dabei von größer Bedeutung: Blickt man auf die EU-Länder ist der Strom nur in Deutschland noch teurer:

WELT (Bezahlinhalt)

Schweiz: Der Reaktor-Block 1 des im Kanton Aargau gelegenen Kernkraftwerks Beznau ist am 16. Mai für einen Brennelementewechsel vom Netz genommen worden. Über die nächsten zwei Wochen werden unter Aufsicht des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats 16 der 121 Brennelemente im Reaktorkern ersetzt und wiederkehrende Prüfarbeiten und Systemtests durchgeführt. Das KKW Beznau hat in den vergangenen 318 Betriebstagen etwa 2,8 Milliarden Kilowatt Strom produziert:

NAU.CH