Presseschau vom 19.08.2020

In unserer Auswahl zur Presseschau steht das KKW Brokdorf mit gleich drei Beiträgen im Fokus der Berichterstattung, unser Angebot deckt zudem die Schweiz, Frankreich, Weißrussland, UK und Tschechien ab. Aus dem Spiegel lohnt die Lektüre eines Streitgesprächs pro und contra Kernkraft zweier Klimaschützer. Interessant auch der Blick nach Lubmin als Standort für die Fachkräfteausbildung zum KKW-Rückbau.

Am 31. Dezember 2021 erlischt nach 35 Jahren die Betriebserlaubnis des Kernkraftwerks Brokdorf. Mit der Einreichung des Stilllegungsantrags des Betreibers Preussen Elektra an die Atomaufsicht des Landes Schleswig-Holstein beginnt dann der viele Jahre dauernde Prozess des Rückbaus. Aber auch während des Rückbaus gebe es Gefahren, so ein Sprecher des BUND-Arbeitskreises Atomkraft im Gespräch mit der SHZ. Der BUND bemängele nicht nur, dass trotz des Atomausstiegs im Jahr 2011 und von Problemen hinsichtlich der Endlagerung in Brokdorf weiter hochradioaktiver Abfall erzeugt worden sei. Auch habe der Vorrang der Einspeisung von Atomstrom ins Hochspannungsnetz seit Jahren die Durchleitung des erneuerbaren Stroms blockiert. Diese und weitere Punkte wolle der BUND in seiner Stellungnahme einwenden und beim Erörterungstermin im Februar 2021 ansprechen:

SHZ (Bezahlinhalt)

Das Neue Deutschland bemängelt das Timing des Einwendungsprozesses zum Rückbau des KKW Brokdorf. Mitten hinein in die Sommerferien habe das in Schleswig-Holstein für die Atomaufsicht zuständige Energiewendeministerium die Öffentlichkeitsbeteiligung zum anstehenden Rückbau des von Preußen Elektra betriebenen Atomkraftwerks begonnen. Nur, wer noch bis zum kommenden Montag einen Einwand geltend mache, sei dann beim geplanten Erörterungstermin im Februar 2021 zur Teilnahme berechtigt:

NEUES DEUTSCHLAND

Im Kernkraftwerk Brokdorf hat die automatische Leckageüberwachung eine Unrichtigkeit an einer Rohrdurchführung signalisiert. Betroffen sei eine Rohrdurchführung an einer Frischdampfleitung im Reaktorsicherheitsbehälter. Bei den daraufhin vorgenommenen Dichtheitsprüfungen konnte an der Rohrdurchführung selbst keine Leckage ermittelt werden. Dagegen wurde in einer nicht absperrbaren Anschlussleitung eine kleine Leckstelle im Grundmaterial festgestellt. Das teilte das Energiewendeministerium in Kiel laut eines Berichts der SHZ mit:

SHZ

Für den anstehenden Rückbau von Kernkraftwerken in Deutschland sollen am Standort des ehemaligen DDR-Kernkraftwerkes Lubmin bei Greifswald Experten ausgebildet werden. Im Oktober starte dort die neunmonatige Qualifizierung zur „Fachkraft für Kraftwerksrückbau (IHK)“, teilte das Wirtschaftsministerium in Schwerin laut eines Berichts der SZ mit. Für den Rückbau würden Fachkräfte benötigt, die Kenntnisse in den Bereichen Strahlenschutz, Dekontamination, bei der Handhabung und Zerlegung von Armaturen, Komponenten und Rohrleitungen besitzen, so das Ministerium:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

Rund sechs Wochen stand das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) wegen der Jahresrevision still. In dieser Woche haben die Betreiber von der Atomaufsichtsbehörde Ensi grünes Licht für das Wiederanfahren der Reaktoren bekommen. Sowohl nach Auskunft des Kraftwerkes selbst als auch laut des Berichts der Ensi sei die Revision ohne Komplikationen verlaufen, so die Badische Zeitung:

BADISCHE ZEITUNG

Im tschechischen Kernkraftwerk Temelin werde aktuell Block zwei wieder hochgefahren. Der Reaktor sei wegen der planmäßigen Jahresrevision zwei Monate lang abgeschaltet, so der BR in seinem Beitrag. Temelin liegt in Südböhmen, nur 60 Kilometer Luftlinie von der Grenze nach Niederbayern entfernt. Zwei Monate lang war Block zwei im tschechischen Atomkraftwerk Temelin abgeschaltet. Jetzt produziere die Anlage wieder Strom. In dem Kraftwerk wurde ein Teil der Brennelemente ausgetauscht:

BAYERISCHER RUNDFUNK

Unter Protest des Nachbarlandes Litauen habe Weißrussland für das umstrittene Kernkraftwerk Ostrowez an der EU-Grenze mit einer wichtigen Phase für die Inbetriebnahme des ersten Blocks begonnen. Der erste Brennstab sei geladen worden, teilten das Energieministerium in Minsk und der russische Atomenergiekonzern Rosatom laut eines Berichts der FAZ mit. Bis Ende August sollen mehr als 160 weitere Brennstäbe geladen werden. Das Kraftwerk in Ostrowez wird vom Unternehmen Rosatom gebaut, das die Anlage zu 90 Prozent mit Krediten finanziert. Das autoritär regierte Land war 1986 wie kein anderer Staat von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl in der benachbarten Ukraine betroffen:

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

Großbritannien setzt weiter auf Atomkraft, um bis 2050 klimaneutral zu werden. Das erste neue Kernkraftwerk Hinkley Point C sei im Bau, das zweite solle bald folgen. Derzeit laufe nach einem Bericht der taz das Genehmigungsverfahren für Sizewell C in der südostenglischen Grafschaft Suffolk. Die Frist für die Beteiligung der Bundesregierung, der Länder und der deutschen Öffentlichkeit an der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) laufe am 19. August ab. Kritik am Verfahren komme aus dem Bundestag: Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), monierte demnach, dass der britische Umweltbericht unübersichtlich und nicht auf Deutsch verfügbar sei. „Das Vereinigte Königreich versucht erneut, seinen Verpflichtungen zu entgehen“, so die Abgeordnete laut taz:

TAZ

Der Spiegel lässt die beiden Klimaschützer Paul Dorfman und Staffan Qvist in einem ausführlichen Streitgespräch über die Zukunft der Kernkraft zu Wort kommen. Dorfman wolle Kernkraftwerke abschaffen, Qvist spricht sich für Neubauten aus. In dem Streitgespräch erläutern beide ihre Positionen:

DER SPIEGEL (Bezahlinhalt)