Presseschau vom 09.11.2018

Wir begrüßen Sie herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt wieder ganz klar auf dem Thema Rückbau, dazu eine Meldung aus Brunsbüttel, ein Blick in die Schweiz und auf die organisatorischen Anforderungen von Rückbauprojekten aus Sicht einer Unternehmensberatung.

Eine der weitreichendsten Entscheidungen in der Geschichte der Kernenergie Schleswig-Holsteins wird derzeit im Energieministerium vorangetrieben. Das Ressort will noch in diesem Jahr die atomrechtliche Genehmigung zur Stilllegung und zum Abbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel erteilen, wenn alle Prüfungen rechtzeitig beendet werden können. Der Reaktor an der Elbemündung soll als erster der drei KKW im Norden abgerissen werden. Die SHZ berichtet:

SHZ

Im Kernkraftwerk Brunsbüttel sind Leckagen an zwei Rohren in einem Betriebskühlkreis festgestellt worden. Das teilte die schleswig-holsteinische Reaktorsicherheitsbehörde (Energiewendeministerium) in Kiel mit. Die Rohre seien inspiziert worden, nachdem es in dem Kühlkreis zu einem Füllstandsabfall gekommen war. Der betroffene Kühler wurde außer Betrieb genommen. Die Leckage hatte laut des Berichts im Branchendienst IWR keine Auswirkungen auf die Verfügbarkeit des Betriebskühlkreises und der zu versorgenden Kühlstellen, da auf einen parallel geschalteten Kühler umgeschaltet werden konnte. Wie die SHZ ergänzte, wurde der Vorgang der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde als Meldepflichtiges Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) angezeigt. Das Ereignis liegt unterhalb der sieben Stufen der internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen in Kraftwerken („INES 0“):

IWR

SHZ (Bezahlinhalt)

Das Bundesamt für Strahlenschutz misst mit Hubschraubern die vom Standort Lubmin ausgehende radioaktive Strahlung. Mit hochsensibler Messtechnik ausgestattete Helikopter der Bundespolizei überflogen dabei in 100-Meter-Bahnen das Areal mit dem stillgelegten Kernkraftwerk und dem Zwischenlager Nord in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung, um die Fläche radiologisch zu kartieren. Die Daten seien Grundlage, um im Falle eines Unfalls Anomalien und kritische Bereiche ausfindig machen zu können, zitiert die SVZ einen Verantwortlichen. Die Messergebnisse aus Lubmin sollen laut BfS zunächst dem Innenministerium und dem Entsorgungswerk für Nuklearanlagen (EWN) als Betreiber des AKW und des ZLN vorgelegt und in rund vier Wochen auf der Internetseite des BfS veröffentlicht werden. Die Daten werden auch mit den am Boden registrierten Messwerten auf Plausibilität geprüft werden:

SVZ

Block II des Atomkraftwerks Neckarwestheim ist nach Angaben der EnBW bereit, wieder ans Netz zu gehen. Dort waren laut eines Beitrags des SWR erhebliche Schäden an den Dampferzeugern festgestellt worden. Die Heizleitungen in Block II im Kernkraftwerk Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) hatten zum Teil mehr als 90 Prozent ihrer Wandstärke verloren. Um das Problem zu beheben, wurde die Revision, also die jährliche Generaluntersuchung von Block II, bis Mitte November verlängert:

SWR

Ein Beitrag der LKZ beschäftigt sich anlässlich einer Informationsveranstaltung mit der Problematik der geplanten Standortzwischenlager in Neckarwestheim und Gemmrigheim. Bei einem Fachgespräch zur Kernenergie an diesen Standorten ab 2019 hat Betreiber EnBW über die jüngsten Probleme mit Heizrohren sowie das derzeitige Rückbau-Konzept informiert. Zudem stellte sich die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) als Betreiber des Standortzwischenlagers vor. Deren Konzept einer Betriebszeit der Zwischenlager von geplanten 40 Jahren stieß auf Widerspruch. „Für uns wird das definitiv ein Endlager“, sagte Gemmrigheims Bürgermeister Dr. Jörg Frauhammer dem Beitrag zufolge:

LUDWIGSBURGER KREISZEITUNG

Das grenznahe Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt ist nach einer rund siebenwöchigen Revisionszeit wieder mit dem Stromnetz verbunden worden. Wie aus einer Mitteilung des KKW hervorgehe, wurden während der vergangenen Wochen 80 frische Brennelemente in den Reaktorkern geladen, der insgesamt 648 Elemente enthält. Daneben gehörten unterschiedliche Instandhaltungsarbeiten und umfassende Prüfungen an Systemen, Komponenten und Armaturen zum Revisionsprogramm. Mehr als 1000 externe Fachkräfte unterstützten während der Jahreshauptrevision die 500 Mitarbeiter des Kernkraftwerks, so die Badische Zeitung in Ihrem Bericht:

BADISCHE ZEITUNG

Mit der Organisation des Rückbaus kerntechnischer Anlagen beschäftigt sich ein Beitrag des energate messenger.  Die Unternehmensberatung Deloitte habe in einer Studie diesen Markt untersucht und insbesondere Managementaufgaben analysiert. Im Interview mit einem der Deloitte-Berater fordert dieser für die Organisation von Rückbauprojekten ein agiles Management. Die bisherigen Rückbauprojekte hätten verdeutlicht, dass die Kraftwerksbetreiber sich bei Eintritt in die Rückbauphase mit stark veränderten Herausforderungen konfrontiert sehen. Während die Organisation in der Betriebsphase auf stabile Regelprozesse ausgelegt sei, bedürfe es im Rückbau einer organisatorischen Neuausrichtung zu einer agilen Projektorganisation. Außerdem sei entscheidend, einen engen und proaktiven Austausch mit Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden zu pflegen:

ENERGATE MESSENGER