Presseschau vom 03.04.2024

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial werden diese Woche Neuigkeiten zu verschiedenen deutschen Kernkraftwerken aufgegriffen. Außerdem finden Sie Informationen zur Studie des BASE zu alternativen Reaktorkonzepten sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

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In der Nähe des stillgelegten nordrhein-westfälischen Kernkraftwerks Würgassen soll einer der größten Batteriespeicher Deutschlands entstehen. Entschieden wurde sich für den Standort, da er durch das ehemalige Kernkraftwerk bereits ein Umspannwerk und entsprechende Leitungen bietet. Laut Energie-Dienstleister Westfalen Weser soll die Kapazität des Batteriespeichers bei 280 Megawatt-Stunden liegen, die Leistung wird mit 120 Megawatt angegeben. Fertiggestellt werden soll das Projekt in der zweiten Jahreshälfte 2026. Das Kernkraftwerk Würgassen wurde bereits 1994 stillgelegt, der Rückbau lief bis 2014. Aktuell befinden sich auf dem Gelände zwei Zwischenlager für radioaktive Abfälle:

NDR

Für das im April 2023 abgeschaltete Kernkraftwerk Isar 2 liegt nun die Rückbaugenehmigung vor. Der Genehmigung, die durch das Umweltministerium erteilt wurde, wird auch aus eigenen Reihen nicht nur mit Freude entgegengetreten. Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) machte deutlich, dass er den Rückbau nur genehmigt habe, da ihm gesetzlich keine andere Wahl bliebe, er die Entscheidung aber für falsch halte. Laut ihm wäre es nötig gewesen, die noch funktionstüchtigen Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, bis erneuerbare Energien flächendeckender einsetzbar seien. Betreiber Preussen-Elektra hatte sich bereits im Herbst dazu geäußert, dass eine Wiederinbetriebnahme für sie wegen der vorbereitenden Rückbaumaßnahmen ausgeschlossen sei. Der Rückbau des KKW soll bis Ende der 2030er-Jahre abgeschlossen sein:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

In einer Studie des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) wurden alternative Reaktorkonzepte auf Funktionsweise, Entwicklungsstandards, Sicherheit und regulatorische Rahmen untersucht. Die Unterschiede zu herkömmlichen Reaktoren finden sich meist bei der Art des Brennstoffs oder des Kühlmittels sowie dem Moderator oder dem Neutronenspektrum, grundsätzlich bleibt das Konzept aber gleich: Durch die Kernspaltung entsteht Hitze, die genutzt wird, um Strom zu erzeugen. Besonders in den USA, Russland und China wird hier viel geforscht, doch auch andere Länder haben Interesse. Einer der Gründe dafür ist, dass viele der alternativen Technologien versprechen, eine Lösung des Problems des radioaktiven Abfalls bereitzustellen. Doch auch die Skepsis bleibt: Die meisten der Technologien gibt es schon eine ganze Weile, durchgesetzt hat sich bisher keine:

BERLINER MORGENPOST

BASE

Internationale Nachrichten:

Frankreich: Zum ersten Mal in über 20 Jahren soll diesen Sommer wieder ein neues Kernkraftwerk in Betrieb genommen werden. Die letzten vorbereitenden Schritte für die Inbetriebnahme wurden nun von der französischen Behörde für nukleare Sicherheit (ASN) genehmigt. Der Bau des am Ärmelkanal in der Normandie liegenden Kernkraftwerks Flamanville wurde bereits 2007 begonnen. Ursprünglich war eine Inbetriebnahme im Jahr 2012 geplant gewesen. Mit den zeitlichen Verzögerungen ging auch ein starker Kostenanstieg von ursprünglich kalkulierten 3,3 Milliarden auf mehr als 12 Milliarden Euro einher:

DEUTSCHLANDFUNK/a>

Global: Weltweit stagniert die Stromerzeugung aus Kernenergie. Das zeigt der World Nuclear Industry Status Report 2023, der unteranderem vom BMUV, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert wurde. Demnach sei die absolute Menge in Kernkraftwerken erzeugten Stroms mehr oder weniger gleich geblieben, ihr weltweiter Anteil am Strommix sei aber auf 9,2 Prozent gesunken. Dabei handele es sich um den niedrigsten Wert seit ca. 40 Jahren. Aktuell sind weltweit 415 Kernreaktoren in 32 Staaten in Betrieb, die meisten davon in den USA, China und Frankreich. Die Zahl blieb im letzten Jahr stabil: Während fünf neue Kernkraftwerke ans Netz gingen, wurden ebenfalls fünf Kernkraftwerke stillgelegt:

TAZ

Schweiz: Das 1969 in Betrieb genommene KKW Beznau ist das älteste Kernkraftwerk der Schweiz. Ursprünglich war für das KKW eine Betriebsdauer von 60 Jahren vorgesehen, die demnach 2029 enden würden. Nun gibt es neue Pläne, den Betrieb um weitere 10 Jahre zu verlängern. Während sich die Betreiberfirma Axpo nun ein Jahr Zeit nehmen wird, um zu überprüfen, ob eine Laufzeitverlängerung möglich wäre, sprechen Befürworter des Vorhabens von einer Notwendigkeit: Alternative Energiequellen liefern gerade im Winter nicht genug Strom, um den Bedarf sicher zu decken. Es müsse daher das volle Potential der bestehenden Kernkraftwerke genutzt werden. Auch Gegner zeigen sich nicht überrascht: Zwar sei man weiterhin gegen Kernkraft, die Laufzeitverlängerung sei aber zu erwarten gewesen, da in der Schweiz aktuell ein Bauverbot für neue Kernkraftwerke herrscht:

AARGAUER ZEITUNG

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