Nächstes großes Abbauprojekt im KKB gestartet – Vorwärmerbühne wird zerlegt

Am 18. September 2023 war es soweit: Die Abbauarbeiten an der Vorwärmerbühne sind gestartet. Nach langer Planung und umfangreichem Genehmigungsverfahren begann nun die praktische Durchführung des nächsten großen Abbauprojekts im Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB).

Wir sprachen mit dem Projektleiter Dirk Popken über dieses Vorhaben.

Was ist eine Vorwärmerbühne und warum ist ihr Abbau ein großes Projekt?

Im Leistungsbetrieb dienten mehrere Vorwärmer dazu, das Speisewasser vor dem Eintritt in den Reaktordruckbehälter, dem RDB, zu erwärmen. Im RDB musste dadurch weniger Energie aufgewendet werden, um das Wasser zum Verdampfen zu bringen. Der Wirkungsgrad der Anlage wurde dadurch erhöht. Diese Form der Wärmerückgewinnung wird genauso in konventionellen Anlagen wie Kohle- oder Gaskraftwerken angewandt. Die Fläche, auf denen die Vorwärmer stehen, nimmt fast 800 Quadratmeter ein, ist also eine recht große Fläche. Insgesamt gilt es, hier etwa 1000 Tonnen Material abzubauen. Das ist ein großes Projekt. Wir erwarten, dass wir im Herbst des nächsten Jahres mit dem Abbau der Vorwärmerbühne fertig werden.

Das Projekt trägt den Namen „Space“. Was hat der Name mit der Vorwärmerbühne zu tun?

Direkt nichts. Wir haben das Projekt „Space“ genannt, weil Platz das ist, was wir im KKB zunehmend brauchen. Wenn kein Material abfließt und wir keine Stauflächen mehr haben, müssen wir den Abbau stoppen. Der Kontrollbereich ist schon jetzt sehr voll gestellt, weitere Stauflächen werden dringend benötigt. Und der Abbau der Vorwärmerbühne bringt viel Platz, um Engpässe zumindest vorübergehend zu beseitigen. Daher der Name. Wir leeren diesen Raum, um ihn anschließend für die Zwischenlagerung von Abbaumaterial nutzen zu können, bzw. Platz für weitere Rückbauaktivitäten zu haben. Dort sollen u.a. Mulden, also Stahlblechbehälter, mit abgebauten Anlagenteilen und Großkomponenten gelagert werden, bis sie über den Entsorgungsweg aus dem Kontrollbereich herausgebracht werden können. Insgesamt besteht das Projekt aus mehreren Losen, also aus unterschiedlichen Teilmengen. In diesem ersten Los geht es um den Abbau der Vorwärmerbühne.

Welche Arbeitsschritte sind im Abbau erforderlich?

Vor der Demontage einer Komponente muss gewährleistet sein, dass sich kein Medium mehr im System befindet. Hierfür wird das System an der tiefsten Stelle kontrolliert geöffnet, mit einer Bohrung oder einem Sägeschnitt. So vergewissern wir uns  , dass alle Leitungen entleert sind. Danach können wir mit dem Abbau von Armaturen und dem Trennen von Rohren beginnen. Durchgeführt wird der Abbau von einer Arbeitsgemeinschaft der Firmen Hochtief und Westinghouse, die beide auf ein weltweites Netz qualifizierter Fachleute zurückgreifen und dadurch Synergieeffekte erzielen können. Pro Schicht sind acht bis zehn Personen mit den Arbeiten beschäftigt. Mehr können im ersten Schritt wegen der Enge der Platzverhältnisse nicht eingesetzt werden. Jetzt am Anfang arbeiten wir noch einschichtig, in einigen Wochen wollen wir dann in Früh- und Spätschicht tätig werden.

Können große Teile als ganzes Stück abtransportiert werden oder muss alles zerlegt werden?

Die meisten Anlagenteile müssen so geschnitten werden, dass sie in spezielle Mulden passen. Zudem muss eine sortenreine Trennung für einzelne Nuklidvektoren vorgenommen werden, d.h. nur Materialien mit dem gleichen Nuklidvektor dürfen zusammen in eine Mulde verpackt werden. In Ausnahmefällen können auch sogenannte Großkomponenten, wie zum Beispiel Armaturen, Stellantriebe oder Behälter zur weiteren Bearbeitung an die Reststoffbearbeitung im KKB übergeben werden, wenn es aus arbeitssicherheitstechnischen, strahlenschutztechnischen oder wirtschaftlichen Gründen sinnvoll ist.