Der Neubau des Lagers für schwach- und mittelradioaktiven Abfall (LasmA) am Kernkraftwerk Brunsbüttel hat einen wesentlichen Meilenstein erreicht: Mit dem letzten der fünf Betonageabschnitte wurde am 16. Juni 2020 nach insgesamt 21 Monaten Bauzeit das Dach des Gebäudes geschlossen. Das traditionell aus diesem Anlass gefeierte Richtfest fiel allerdings den Corona-Schutzmaßnahmen zum Opfer. Die Ausführenden auf der Baustelle gingen trotzdem nicht leer aus: Ein kulinarischer Gruß aus der Region soll für die fehlende Feier vor Ort „entschädigen“.
Der Neubau ist ein wichtiger Baustein für den Abbau des Kernkraftwerks. Denn das für die Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen vorgesehene Bundesendlager Schacht Konrad befindet sich noch im Bau und wird nach derzeitigem Stand erst ab 2027 zur Verfügung stehen. Bis dahin müssen diese Abfälle sicher zwischengelagert werden. Der Rückbau des Kernkraftwerkes käme also ohne diese Möglichkeit zur Zwischenlagerung zum Erliegen.
„Die Mengen, die in dieser neuen Halle zwischengelagert werden müssen, sind allerdings gering“, erläutert Kraftwerksleiter Markus Willicks. „Nur etwa drei Prozent der gesamten Abbaumasse sind schwach- oder mittelradioaktiv. Der Rest besteht zum weitaus größeren Teil aus unbelastetem Bauschutt und zu einem kleinen Teil aus Metallen.“
Das neue Bauwerk ruht auf rund 380 bis zu 36 Meter tiefen Bohrpfählen mit einer Gesamtlänge von 12.000 Meter. 16.000 Kubikmeter Beton befinden sich in den Pfählen. In dem Gebäude selbst wurden 38.000 Kubikmeter Stahlbeton und 6.000 Tonnen Betonstahl verbaut.
„Die sichere Zwischenlagerung der radioaktiven Stoffe hat oberste Priorität. Dicke Stahlbetonmauern und eine ebensolche Decke schützen die eingelagerten Abfallgebinde“, erklärt Willicks.
Das neue Zwischenlager besteht aus zwei Gebäudeteilen: Dem Lagergebäude und dem Funktionsgebäude. Das 116,5 Meter lange, 46,5 Meter breite und 17 Meter hohe Lagergebäude ist in zwei Bereiche mit jeweils einer Krananlage aufgeteilt. An den beiden Enden des Lagergebäudes befindet sich jeweils ein Handhabungsbereich, in dem das Lagergut angenommen wird.
Das Funktionsgebäude schließt direkt an das Lagergebäude an. Es ist 36 Meter lang, 14 Meter breit und zehn Meter hoch: „In diesem Gebäude befinden sich die Räume für das Betriebspersonal, Lager- und Archivräume und die für den Betrieb des Lagers erforderliche Einrichtungen“, erläutert Projektleiter Dr. Burkhard Neundorf.
Das LasmA wird nach Fertigstellung an die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) übergeben und so lange betrieben, bis das letzte Abfallgebinde aus diesem Zwischenlager ins Bundesendlager Schacht Konrad transportiert worden ist.