Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Der Beginn der Verklappung des Kühlwassers aus dem japanischen KKW Fukushima Daiichi am 24.8.2023 fordert aktuell große mediale Aufmerksamkeit ein. Darüber hinaus finden Sie Beiträge zu stillgelegten deutschen Kernkraftwerken sowie weiteren internationalen Nachrichten. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
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In einem offenen Brief an den niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer wurden anonyme Vorwürfe zum Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser veröffentlicht. In dem Brief, der von der Kernkraftgegner-Gruppe Arbeitskreis Wesermarsch stammt, wurde ein gesetzeswidriger Umgang mit radioaktiven Reststoffen seitens des Landkreises kritisiert. Das Betreiberunternehmen Preussen Elektra wehrt sich gegen die Vorwürfe und spricht von Verleumdung. Bereits im April hatte es ähnliche Vorwürfe gegen das Unternehmen gegeben, damals konnten bei einer unangekündigten Kontrolle keine Hinweise darauf gefunden werden, dass diese eine Basis hatten:
• NDR
Das stillgelegte Kernkraftwerk Brokdorf im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg produziert seit 2021 keinen Strom mehr. Während es sich noch in Betrieb befand, konnte das KKW auch Teile seines eigenen Bedarfs decken, doch auch für den Rückbau, der für die nächsten 15 bis 20 Jahre angesetzt ist, benötigt das Kraftwerk weiterhin Strom und Wärme. Dafür plant Hauptbetreiber Preussen Elektra nun ein neues Kraftwerk in unmittelbarer Nähe des alten zu bauen, laut eigenen Angaben wird dieses aus zwei Blockheizkraftwerken und drei Warmwasserkesseln bestehen. Die Fertigstellung ist für August 2024 geplant:
• NDR
Die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) ist deutschlandweit für die Zwischenlagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle stillgelegter Kernkraftwerke verantwortlich. Geplant ist nun auch eine Übernahme des bislang von Vattenfall geführten Zwischenlagers für Brennelemente sowie dem sich aktuell im Bau befindenden neuen Zwischenlagers am Standort Brunsbüttel. Die Übernahme erfolgt, sobald das zuständige Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) die Aufbewahrungsgenehmigung erteilt. Anlässlich dieses Vorhabens besuchte die neue Vorsitzende der BGZ-Geschäftsführung, Bettina Hesse, das KKB und tauschte sich mit dem Brunsbütteler Bürgermeister Martin Schmedtje über das Vorhaben aus. Beide Parteien sprachen sich für einen transparenten Umgang und einen kontinuierlichen Austausch aus:
• BGZ
Aktuelle Stimmen:
Die Entscheidung der japanischen Regierung, das aufbereitete Kühlwasser aus dem abgeschalteten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in den Pazifik zu leiten, hat sowohl national als auch international viel Kritik auf sich gezogen. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk äußert sich nun die bei der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit angestellte Medizinphysikerin Lorena Hentschel zu dem tatsächlichen Risiko, das dieses Vorgehen mit sich bringt. Dieses sei kaum vorhanden – das Wasser sei abgesehen vom hohen Salzgehalt selbst als Trinkwasser unbedenklich:
Journalist und Leiter der Umweltredaktion des Deutschlandfunks Georg Ehring vertritt ebenfalls die Meinung, das Ableiten des Kühlwassers aus dem Kernkraftwerk Fukushima Daiichi sei ein notwendiger Schritt und die sicherste Option, mit dem Kühlwasser umzugehen. Dennoch sei es ein weiteres Zeichen, dass Kernkraft im Allgemeinen auch über den eigentlichen Betrieb der Kraftwerke hinaus große ökologische Konsequenzen habe, die an vielen Punkten ein menschliches Ermessen überschreiten. In seinem Kommentar diskutiert der Redakteur die internationale, sowie die deutsche Herangehensweise an das Thema und einen möglichen weiteren Ausbau bzw. Wiedereinstieg in die Kernkraft:
Internationale Nachrichten:
Japan: Japan hat am 24.8.2023 mit der Ableitung aufbereiteten Kühlwassers aus der Ruine des Kernkraftwerks Fukushima Daiichi in den Pazifik begonnen. Die Reaktoren des Kernkraftwerks, das 2011 durch einen Tsunami stark beschädigt worden war, müssen auch 12 Jahre nach dem Unglück weiterhin gekühlt werden. Das dabei verwendete Kühlwasser wurde bislang auf dem Gelände des Kernkraftwerks gelagert, doch nun geht der Platz in den dafür vorgesehenen Tanks aus. Ein Aufstellen weiterer Tanks würde die laufenden Stilllegungsarbeiten behindern, so die japanische Regierung. Die Verklappung der bisher angefallenen 1,3 Millionen Tonnen Kühlwasser wird etwa 30 Jahre dauern. Der Betreiberkonzern Tepco versichert, dass durch die Ableitung keinerlei gesundheitliche Risiken bestünden, da das Kühlwasser aufbereitet und die Tritiumkonzentration auf ein Vierzigstel der nationalen Sicherheitsnorm abgesenkt werde. Trotzdem gibt es sowohl national als auch international Kritik an dem Vorhaben: zwar werde das Kühlwasser verdünnt, doch die Gesamtmenge an radioaktiven Stoffen bleibe trotzdem im Meer erhalten:
• EURONEWS
Asien: Während sich Betreiberkonzern Tepco erleichtert zeigt, nun das Kühlwasser aus dem KKW Fukushima Daiichi ins Meer leiten zu dürfen, werden gerade in Ländern der Pazifikregion Proteste laut. In Südkorea, das die Einfuhr von Meeresfrüchten aus der Region Fukushima schon seit 2013 verbietet, gab es Protestaktionen von Bürger- und Umweltgruppen und das malaysische Gesundheitsministerium prüft nun „Hochrisiko-Lebensmittel aus Japan“. Insbesondere die chinesische Regierung reagiert verärgert: Am Donnerstag kündigte der größte Handelspartner Japans einen vollständigen Importstopp von Fisch und Meeresfrüchten aus Japan an, die Regierung sprach von einer Sabotage des Ökosystems:
Frankreich: Erstmals ist die Laufzeit eines französischen Kernkraftwerks auf 50 Jahre verlängert worden. Der Reaktor Tricastin 1, der sich im südfranzösischen Département Drôme befindet, hatte 1980 den Betrieb aufgenommen, die Abschaltung ist demnach für Dezember 2030 geplant. Bislang umfassten die Prüfungen von Kernkraftwerken durch die Atomsicherheitsbehörde (ASN) lediglich einen Betriebszeitraum von 40 Jahren, doch mit dem neu verstärkten Vorhaben, die Kernkraft in Frankreich zu fördern, sind nun neben dem Bau von 14 neuen Kernkraftwerken auch Laufzeitverlängerungen für die bereits bestehenden Reaktoren geplant:
• RND
Slowakei: Die Slowakei verfügt über fünf Reaktoren, die ihre Brennstäbe bislang ausschließlich aus Russland bezogen. Um sich nun von russischen Lieferungen unabhängig zu machen, gab die teilstaatliche Betreiberfirma Slovenske elektrarne am 25.8. nun bekannt, einen Vertrag mit der US-Amerikanischen Firma Westinghouse unterschrieben zu haben. Dieses Vorhaben war schon vor einiger Zeit angekündigt worden. Nun müssen die Brennelemente noch im Rahmen eines Lizenzierungsverfahrens von slowakischen Behörden auf ihre Eignung für die Kernkraftwerke sowjetischen Typs geprüft werden: