Presseschau vom 27.11.2024

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Die vergangenen Wochen standen Rückbauprojekte deutscher Kernkraftwerke im Fokus der Berichterstattung, darunter Brokdorf, Biblis und Gorleben. Darüber hinaus beleuchten die Artikel die Sichtweisen um eine mögliche Rückkehr Deutschlands zur Kernkraft, kontroverse Diskussionen in der EU zu Fördermitteln für Kernenergie sowie Investitionen in neue Reaktoren in Tschechien. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Entwicklungen im Abbau und der Entsorgung von Kernkraftwerken

Der Rückbau des Kernkraftwerks Rheinsberg in Brandenburg gestaltet sich komplexer als erwartet. Unerwartet hohe Kontaminationen in den Gebäuden und im Grundwasser verzögern die Arbeiten und erhöhen die Kosten. Das Kernkraftwerk war das erste in der DDR und wurde nach der Wiedervereinigung stillgelegt:
TAGESSPIEGEL

Das Landesbergamt Niedersachsen hat den Rückbau des Salzstocks Gorleben genehmigt, sodass die Verfüllungsarbeiten nach langen Verzögerungen bereits Ende November beginnen können. Umweltminister Christian Meyer begrüßte die Entscheidung und betonte, dass damit das Kapitel Gorleben als mögliches Endlager für hochradioaktiven Müll endgültig abgeschlossen sei:
NDR
ZEIT
BORKENER ZEITUNG

Ein ARD-Team hat für die Panorama-3-Sendung in Geesthacht einen Beitrag zur Atommüll-Endlagersuche gedreht. Im Fokus standen die Herausforderungen der Zwischenlagerung von hochradioaktivem Müll und die Verzögerungen bei der Suche nach einem Endlagerstandort. Bürgermeister Olaf Schulze betonte die Notwendigkeit von Ausgleichszahlungen für betroffene Kommunen und forderte eine beschleunigte Endlagersuche:
NDR
LAUENBURGISCHE LANDESZEITUNG (Bezahlinhalt)

Am 20. November 2024 erreichte ein Zug mit vier Castor-Behältern hochradioaktiven Abfalls das Zwischenlager in Philippsburg, Baden-Württemberg. Dies markiert den Abschluss der Rückführung deutscher Abfälle aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague. Der Transport verlief störungsfrei und wurde von einer „niedrigen vierstelligen Anzahl“ an Einsatzkräften begleitet. Mit dieser letzten Rückführung hat Deutschland seine völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber Frankreich erfüllt:
ZDF

Bei einer Informationsveranstaltung betonten die Betreiber des stillgelegten Kernkraftwerks Isar 2, dass eine Wiederinbetriebnahme ausgeschlossen ist. Kraftwerksleiter Carsten Müller erklärte, dass bereits demontierte Anlagenteile und irreversible Veränderungen einen Rückbau in den Ursprungszustand unmöglich machen. Trotz politischer Diskussionen, insbesondere durch Ministerpräsident Markus Söder, der eine Rückkehr zur Kernenergie in Bayern erwägt, bleibt der Betreiber Preussen Elektra bei seiner Entscheidung, den Rückbau fortzusetzen:
BR
FRANKFURTER RUNDSCHAU

Der Rückbau des Kernkraftwerks Brokdorf soll im Dezember 2024 beginnen, nachdem das Umweltministerium die erste Stilllegungs- und Abbaugenehmigung erteilt hat. Zuvor müssen noch Auflagen der Atomaufsicht erfüllt werden, darunter regelmäßige Messungen der Strahlenbelastung auf dem Gelände. Parallel dazu plant der Betreiber Preussen Elektra den Bau des größten Batteriespeichers Europas mit einer Leistung von 800 Megawatt auf dem Gelände; die endgültige Investitionsentscheidung für das 800-Millionen-Euro-Projekt soll Mitte 2025 fallen:
NDR
HAMBURGER MORGENPOST

Aktuelle Stimmen

Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), hält es für wahrscheinlich, dass Deutschland zur Kernenergie zurückkehren wird. Er betont, dass Deutschland weltweit das einzige Land ist, das vollständig aus der Kernkraft ausgestiegen ist, während andere Staaten ihre Ausstiegspläne revidiert haben. Grossi argumentiert, dass Kernkraftwerke nahezu keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen und daher für den Klimaschutz von Vorteil sind. Er respektiert jedoch die demokratisch getroffenen Entscheidungen Deutschlands und stellt sie nicht infrage:
ZEIT
HEISE

Nach der Stilllegung des Kernkraftwerks Biblis im Jahr 2011 und dem seit 2017 laufenden Rückbau, der bis 2032 abgeschlossen sein soll, steht die Gemeinde vor neuen Herausforderungen. Die Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen und die zukünftige Nutzung des 70 Hektar großen Geländes sind zentrale Anliegen. Bürgermeisterin Ramona Matzke betont die Bedeutung der Ansiedlung neuer Unternehmen, um die wirtschaftliche Stabilität der Region zu sichern:
HESSENSCHAU

Malte Küper, Energieexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), erläutert im Interview mit der Stuttgarter Zeitung, warum eine Rückkehr zur Kernkraft in Deutschland nicht sinnvoll ist. Er betont, dass die Reaktivierung stillgelegter Kraftwerke aufgrund fehlenden Personals, erloschener Sicherheitsgenehmigungen und des geringen Interesses der Betreiber schwierig wäre. Zudem seien neue Kernkraftwerke teuer und würden voraussichtlich nicht rechtzeitig zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 beitragen. Küper sieht in der Atomkraft keine notwendige Lösung für die Energieversorgungssicherheit und plädiert stattdessen für den Ausbau erneuerbarer Energien sowie die Senkung von Netzentgelten und Stromsteuern zur Reduzierung der Strompreise:
IW

Internationale Nachrichten

Tschechien: Die tschechische Regierung plant, ihre Energieversorgung durch den Ausbau der Kernkraft zu sichern. Geplant ist der Bau eines neuen Reaktors im Kernkraftwerk Dukovany, dessen Inbetriebnahme für 2036 vorgesehen ist. Zudem werden Optionen für den Bau weiterer Reaktoren in Dukovany und Temelín geprüft. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Energieversorgung langfristig zu stabilisieren:
ZEIT

USA: Donald Trump förderte während seiner ersten Präsidentschaft die Kernkraft, etwa durch das „Nuclear Energy Innovation Capabilities Act“ von 2017, und sieht sie als Schlüssel für Energiesicherheit und Klimaschutz. In seiner aktuellen Wahlkampagne verspricht er, den Ausbau der Kernenergie weiter voranzutreiben und kritisiert die Energiepolitik der Biden-Administration:
TAGESSCHAU
WELT (Bezahlinhalt)
HANDELSBLATT

Europa: In Brüssel wird diskutiert, ob Kernkraft als CO₂-arme Technologie anerkannt werden soll, was den Zugang zu EU-Fördermitteln ermöglichen würde. Frankreich setzt sich dafür ein und hat 13 weitere Länder in der „Nuklear-Allianz“ als Verbündete gewonnen. Allerdings gibt es auch zahlreiche Gegner der Kernenergie, die Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Entsorgung anführen:
DEUTSCHLANDFUNK

 

Bildquelle: EWN GmbH