Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Hauptthema in den Medien ist die Abschaltung der drei letzten deutschen Kernkraftwerke am 15. April, auch die Geschichte und Bedeutung einzelner Kernkraftwerke wird hier aufgegriffen. Dennoch geht auch die Diskussion darüber weiter, ob der Austritt aus der Kernkraft endgültig sein soll. Des Weiteren erwarten Sie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre:
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Am 15. April gingen die drei letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz. Während dies auf einer Ebene ein Ende darstellt, ist das Thema Kernkraft für Deutschland damit noch lange nicht abgeschlossen. Über die Hintergründe der Ausstiegsentscheidung, die technische Vorgehensweise, die beim Rückbau anfallenden Schwierigkeiten sowie die Pläne für die KKW-Gelände nach erfolgreichem Rückbau lesen Sie hier:
Die FDP fordert bereits seit einigen Monaten immer wieder den Weiterbetrieb deutscher Kernkraftwerke. Im Sinne dieser Strategie und der wieder steigenden Akzeptanz für Kernkraft und zugunsten von Klimaneutralität wurde nun auch beim Bundesparteitag in Berlin beschlossen, die Kernkraftwerke Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 in Reserve zu halten. Grünenpolitiker Trittin warf der FDP einen Rechtsbruch vor, der Ausstieg sei gesetzlich festgelegt und eine Änderung des Atomgesetzes nicht vorgesehen. Die FDP forderte außerdem weitere Investitionen in die Kernenergie-Forschung:
• SPIEGEL (Bezahlinhalt)
Am 31. Dezember 2021 ging das KKW Gundremmingen vom Netz. Der Dokumentarfilm betrachtet die Geschichte des Kraftwerks, seine identitäts- und wohlstandsstiftende Rolle für die dortige Gemeinde sowie die auf vor Ort neu aufgeflammten Debatten darüber, ob der deutsche Ausstieg aus der Kernkraft kurzsichtig war und wie das Problem der Entsorgung der radioaktiven Abfälle zu lösen ist:
• ARTE
Ministerpräsident Markus Söders Forderung, das Atomgesetz dahingehend zu ändern, dass der Weiterbetrieb von Kernkraftwerken zur Ländersache werden würde, traf sowohl seitens Politik als auch seitens der Bevölkerung teils auf scharfe Kritik. Die Mehrheit der Deutschen ständen allerdings hinter diesem Plan:
Während am 15. April die drei letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz gingen, fand Tags darauf am stillgelegten KKW Grafenrheinfeld wieder die sonntägliche Anti-Atom-Mahnwache statt. Dort wurde unter anderem das Bestreben Markus Söders kritisiert, das KKW Isar 2 in Landesverantwortung weiterzubetreiben. Eine Rückkehr zur Kernkraft sei nicht zeitgemäß, stattdessen müsse verstärkt in Erneuerbare investiert werden und der Rückbau sowie die diesbezügliche Informationspolitik gegenüber den Bürgern besser strukturiert werden. Während diese Meinung von nicht zu vernachlässigenden Teilen der Bevölkerung mitgetragen wird, hat die Anti-Atombewegung wie sie hinter der Mahnwache steckt, deutlich an Fahrt verloren. Das spiegelt sich sowohl in den Teilnehmerzahlen als auch in der deutlich heruntergefahrenen Polizeipräsenz wider:
• MAINPOST
Am 15. April wurde unter anderem auch das KKW Emsland abgeschaltet, bis Mitte des Jahrhunderts solle der Rückbau so weit vorangeschritten sein, dass das KKW frei von Radioaktivität ist. Die Frage danach, wohin die radioaktiven Abfälle sollen, ist allerdings immer noch nicht endgültig beantwortet. Über die genauen Hintergründe, Überlegungen und Vorgehensweisen lesen Sie hier:
• NDR
Aktuelle Stimmen:
Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen, während in den Nachbarländern wie Frankreich und Tschechien weiterhin Atomkraftwerke betrieben werden. Kritiker argumentieren, dass der Atomausstieg Deutschlands dadurch an Bedeutung verliere, da die Gefahr von nuklearen Unfällen bestehen bleibe und der deutsche Ausstieg durch den Import von Strom aus Kernkraft auch mehr symbolisch als konsequent sei. Kolumnistin Pascale Hugues legt dar, wie sich die deutsche und französische Perspektive unterscheiden und wie die Leidenschaft hinter der Anti-Atom-Bewegung auch in Deutschland größtenteils verschwunden zu sein scheint:
• TAGESSPIEGEL (Bezahlinhalt)
Internationaler Blick:
Frankreich: Block 3 des KKW Cattenom, der vor etwa 390 Tagen heruntergefahren worden war, wurde nun wieder an das Stromnetz angeschlossen. Laut Betreiber werde er innerhalb der nächsten Tage seine volle Leistung erreichen. Seit Abschaltung waren mehr als 4000 Arbeiten am Reaktor durchgeführt worden. Block 2 des Kraftwerks ist seit Anfang März diesen Jahres zur jährlichen Wartung abgeschaltet:
• EDF
Frankreich: In den kommenden Jahren sollen in Frankreich mehrere neue Kernkraftwerke gebaut und die Laufzeiten bestehender Kraftwerke verlängert werden – aktuell scheint es als würden dafür Fachkräfte fehlen. Die Republik hat zwar eine lange Tradition in der Atomindustrie und verfügt über eine hohe Anzahl an Fachkräften, jedoch werden aufgrund von zögerlichen Investitionen in den letzten Jahren sowie der Verrentung vieler aktueller Fachkräfte rund 100 000 Stellen neu besetzt werden müssen. Auch Schäden an den in die Jahre gekommenen bestehenden Kraftwerken könnten die französische Kernkraft-Renaissance ausbremsen:
• MERKUR
Finnland: Während Deutschland aus der Kernkraft aussteigt, setzt Finnland auf einen Ausbau. Grund dafür ist unteranderem das Bestreben, frühere Stromimporte aus Russland zu kompensieren. Vor ein paar Tagen wurde der Reaktor Olkiluoto 3 fertiggestellt – mit einer deutlichen Verspätung von 15 Jahren. Nun ist er aber in der Lage, etwa 15 Prozent des finnischen Strombedarfs zu decken. Der finnische Reaktor der Zukunft wird aber trotzdem eher in die Richtung von Small Modular Reactors gehen als in die von derartigen maßangepassten Großprojekten wie Olkiluoto:
• NZZ