Presseschau vom 24.01.2020

Wir begrüßen Sie recht herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Neben klassischen Themen zu Kernkraft und Rückbau von KKW gibt es einen lesenswerten Artikel zum Rückbau von Windkraftanlagen. Ebenfalls lesenswert ist ein Beitrag zur Renaissance der Kernkraft.

20 Castoren stehen im Zwischenlager am abgeschalteten Kernkraftwerk in Brunsbüttel. Darin lagern auf spezielle Anordnung der Atomaufsicht insgesamt 965 alte Brennelemente. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Schleswig hatte 2013 die Genehmigung für dieses Zwischenlager einkassiert. Nach zwei abgelaufenen Fristen macht die Atomaufsicht in Kiel nun eine weitere Ausnahme, die diesmal sogar ohne zeitliche Befristung für den Betreiber gilt. Diese weitere atomrechtliche Anordnung kommentiert Jan Philipp Albrecht (Grüne) im Interview mit NDR Schleswig-Holstein: „Es ist für keinen der Beteiligten gewinnbringend Fristen zu setzen, die dann immer wieder neu verlängert werden“. Damit führt er die Politik seines Amtsvorgängers Robert Habeck fort. Das eigentliche Genehmigungsverfahren läuft derweil weiter:

NDR

Am Kernkraftwerk Unterweser (KKU) gibt es Probleme mit dem neuen Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall. Eigentlich sollte die Halle auf dem Kraftwerksgelände in Esenshamm laut Weserkurier bereits im Oktober in Betrieb gehen. Doch obwohl der Bau vollendet sei, habe er noch keinen Strahlenmüll aufnehmen können. „Wir sind mit der Inbetriebnahme etwas in Verzug“, bestätigt eine PreussenElektra-Sprecherin auf Anfrage des Blatts. Einzelne Gewerke seien nicht termingerecht erledigt worden. Es habe Engpässe bei den Auftragnehmern gegeben. „Wir gehen derzeit davon aus, dass das Lager Ende des ersten Quartals 2020 fertiggestellt sein wird“, erklärte die Sprecherin demnach:

WESER KURIER

Im Reaktorgebäude des stillgelegten Blocks 1 des Kernkraftwerks Philippsburg sei kontaminiertes Wasser ausgelaufen. Darüber informierte das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Stuttgart. Laut Pressemitteilung wurde bei Abbauarbeiten an Rohrleitungen eine Leitung angesägt, die noch nicht zum Abbau freigegeben war. Diese Rohrleitung enthielt kontaminiertes Wasser, das daraufhin auslief. Die Bruchsaler Rundschau berichtet:

BRUCHSALER RUNDSCHAU

Jedes Land müsse seine Haltung zu Atomkraft selbst definieren, zitiert das Handelsblatt Vattenfall-CEO Magnus Hall. Kernenergie werde weiter eine Rolle spielen. Der schwedische Konzern ist in Deutschland zwar auch vom Atomausstieg betroffen und wird die beiden Reaktoren Brunsbüttel und Krümmel nicht mehr ans Netz nehmen können. Im Heimatmarkt Schweden betreibt Vattenfall aber noch sieben Reaktoren, von denen in jedenfalls 5 so investiert werde, dass sie bis nach 2040 weiterlaufen können. Für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sei das Thema in Deutschland aber abgeschlossen. „Wir haben 30 Jahre lang über die Kernenergie diskutiert und wir haben das Thema gemeinsam beendet“, sagte Altmaier auf einer Veranstaltung des Blattes. Er sei sicher, dass die Diskussion nicht mehr aufflammen werde:

HANDELSBLATT

Der Nordkurier dokumentiert die andauernde Diskussion über die weitere Nutzung der Kernkraft in Deutschland insbesondere aus Erwägungen des Klimaschutzes. Inzwischen habe sich auch ein industrieunabhängiger Verein gegründet, der sich für die Wiederaufnahme der Kernenergieproduktion starkmache. Politisch gebe es zwar keine Mehrheit für diese Variante, es würden sich aber Stimmen wie die des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer (CDU) mehren, die dies befürworten:

NORDKURIER

Ein Fehlalarm hat die Anwohner eines Kernkraftwerks in Kanada in Schrecken versetzt. Millionen Menschen in der Provinz Ontario erhielten eine Warnmeldung über einen „Vorfall“ im KKW Pickering nahe der Millionenstadt Toronto. In der Meldung hieß es, es sei keine Radioaktivität freigesetzt worden, Schutzmaßnahmen seien nicht notwendig. Rund 40 Minuten später gab die Betreiberfirma Entwarnung. Es habe sich um einen „Fehler“ gehandelt, für die Bevölkerung oder die Umwelt bestehe keine Gefahr. Der SPIEGEL berichtet:

SPIEGEL

Schwierigkeiten beim Rückbau von Windkraftanlagen: Jede fünfte der 27.000 Anlagen steht in Niedersachsen zwischen Harz und Nordsee. Viele alte Windräder würden laut NDR jetzt verschrottet, weil sie entweder technisch am Lebensende sind oder weil sie durch die EEG-Umlage nicht mehr gefördert werden. Betroffen davon seien vor allem alte Windräder, die vor 2000 errichtet wurden. Sie waren nachträglich in die EEG-Förderung aufgenommen worden, die nach 20 Jahren ausläuft, also für diese Altanlagen Ende 2020. Einige Teile der Anlagen seien aber nur sehr schwer wiederzuverwerten. Selbst ausgezeichnete Recyclingbetriebe stehen bei den Rotorblättern vor einigen Herausforderungen. Insbesondere Kohlefasermatten, die in den Anlagen verbaut wurden, sorgen für Probleme, da sie nicht entsorgt werden können:

NDR