Presseschau vom 22.12.2020

Wir begrüßen Sie ganz herzlich zur letzten Presseschau in diesem Jahr. Inhaltlich beschäftigen sich die Veröffentlichungen mit sehr Rückbau-spezifischen Themen aus dem In- und Ausland. Auch die Renaissance der Kernkraft ist wieder Gegenstand der Auswahl.

Im Kernkraftwerk Brunsbüttel kam es zu einem Handhabungsfehler beim Umsetzen einer sog. Neutronenflussmesslanze. Neutronenflussmesslanzen wurden laut der Pressemeldung des Betreibers, die die Ostholstein Presse dokumentiert, im Leistungsbetrieb des Kernkraftwerks Brunsbüttel eingesetzt, um den Neutronenfluss im Reaktor zu bestimmen und damit die Kernspaltung zu überwachen. Einige dieser stark aktivierten Lanzen befinden sich noch im Reaktordruckbehälter, ihre Zerlegung und ihre Verbringung in Endlagerbehälter sind aber bereits beantragt. Bei der Handhabung durch Fremdfirmen war es demnach zu einem unbemerkten Abstellen einer Lanze auf dem sog. unteren Kerngitter im Reaktordruckbehälter gekommen, ohne dass die Lanze in das dafür vorgesehene Führungsrohr eingebracht worden war. Im Zuge der Handhabung kam es insgesamt zu Fehlern des eingesetzten Fremdpersonals, ohne dass das verantwortliche Betriebspersonal des Kernkraftwerks Brunsbüttel unterrichtet worden war. Die Betreibergesellschaft Vattenfall hat das Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) zugeordnet und der Reaktorsicherheitsbehörde in der vergangenen Woche gemeldet.

OSTHOLSTEIN PRESSE

Der Rückbau des Kernkraftwerks Stade wird fast ein Vierteljahrhundert in Anspruch nehmen. Im Jahr 2003 ging der am Elbufer gelegene Meiler vom Netz. 2026 soll nun – zwei Jahre später als geplant – der Bau mit seiner markanten runden Kuppel vollständig verschwunden sein. In der Endphase des Rückbaus gab es jetzt noch einen Führungswechsel mit einem neuen Anlagenleiter, wie die Stader Kreiszeitung berichtet:

KREISZEITUNG WOCHENBLATT

Im Gebäude für Notstromdiesel des Kernkraftwerks Brokdorf hat es laut hamburg.de eine Panne mit einer Brandschutzklappe gegeben. Sie ließ sich bei einer Kontrolle nicht vollständig schließen, wie das für die Atomaufsicht zuständige Energieministerium mitteilte. Durch ein Schmiermittel sei das Problem beseitigt worden. Betreiber PreussenElektra habe das meldepflichtige Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung) fristgemäß gemeldet.
Brandschutzklappen sollen verhindern, dass sich Feuer oder Rauch über die Lüftungsleitungen im Gebäude ausbreiten. Der Meiler an der Unterlege muss Ende 2021 vom Netz gehen. Nach Angaben des Betreibers PreussenElektra wurden dort seit Oktober 1986 netto 350 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt:

HAMBURG.DE

Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld, das im Juni 2015 abgeschaltet wurde und seit April 2018 rückgebaut wird, enthält nun keine Kernbrennstoffe mehr. Wie der Branchendienst Heise meldet, sei die letzte Beladung eines Transport- und Lagerbehälters der Bauart Castor erfolgreich abgeschlossen worden, zitiert wird der Betreiber PreussenElektra. Der Behälter sei aus dem Reaktorgebäude geschleust und in das Standortzwischenlager gebracht worden. Das Brennelement-Lagerbecken des AKW Grafenrheinfeld sei damit komplett leergeräumt, die Anlage frei von Brennstoff. Damit seien 99 Prozent der radioaktiven Masse aus der Betriebszeit entfernt:

HEISE ONLINE

Die Schweinfurter Umweltorganisation „Bürgeraktion Umwelt- und Lebensschutz“ (BA-BI) fordert die Gesellschafter des Gemeinschaftskraftwerks GKS auf, ihren Einfluss auszuüben, dass kein frei gemessener Abfall aus dem Atomkraftwerk Grafenrheinfeld im GKS verbrannt oder auf der Deponie Rothmühle gelagert werde, auch wenn dies nach derzeitigem Recht möglich wäre. Zu diesem Ergebnis seien die Mitglieder laut Mainpost bei einem digitalen Treffen gekommen. Hintergrund sei die Tatsache, dass frei gemessener Abfall aus dem KKW Grafenrheinfeld, der verbrannt werden soll, bislang ans Müllheizkraftwerk in Schwandorf geliefert worden sei:

MAINPOST

In Deutschland soll Ende 2022 das letzte Kernkraftwerk vom Netz gehen. Viele andere Länder halten dagegen am Atomstrom fest und wollen seinen Anteil am Energiemix sogar ausbauen. Die Tagesschau beschäftigt sich mit diesem weltweiten Trend: Angeführt werde die Liste der Länder, in denen neue Kernkraftwerke gebaut werden, von China. Dort sind laut Destatis (Statistisches Bundesamt) für die nächsten zehn Jahre 44 neue Anlagen geplant. Allein 2018 gingen in dem Land acht neue Reaktoren ans Netz. In diesem Jahr war es bisher nur eine Anlage, doch weitere zehn Reaktoren sind im Bau. Russland folgt mit 24 AKW-Bauprojekten, Indien lässt 14 Anlagen errichten. Auch Japan will viele der nach dem Unfall von Fukushima abgeschalteten Atommeiler wieder in Betrieb nehmen und bis 2050 den Anteil des Atomstroms am Energiemix von heute sechs auf 22 Prozent steigern. Im Nahen Osten haben die Vereinigten Arabischen Emirate vergangenen August als erstes arabisches Land ein AKW in Betrieb genommen:

TAGESSCHAU

Die britische Regierung setzt weiter auf den Ausbau von Nuklearenergie als Teil ihrer CO2-Reduktionsstrategie. Premierminister Boris Johnson genehmigte der FAZ zufolge den Start von Verhandlungen mit dem französischen Energiekonzern EdF über die Finanzierung des neuen Doppelreaktors Sizewell C für 20 Milliarden Pfund (22 Milliarden Euro). Das Dorf Sizewell liegt in Suffolk an der Ostküste des Landes. Die neuen Reaktoren würden 3,2 Gigawatt Elektrizität produzieren, was etwa 7 Prozent des Strombedarfs des Königreichs abdecken könnte. Ein neues Weißbuch über die Energiewende der Regierung Johnson skizziert den Weg zur Abkehr von fossilen Brennstoffen. Dazu gehören auch Projekte zur Abscheidung und Lagerung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) und die Unterstützung von Wasserstoffprojekten. Neben den atomaren Großreaktoren verfolgt die Regierung auch den Bau von kleinen, modularen Reaktoren, wie sie beispielsweise Rolls-Royce entwickelt:

FAZ

Der finnische Atomreaktor Olkiluoto 2 soll wieder ans Stromnetz gehen. Das teilte der Betreiber TVO laut Heise mit. Der Siedewasserreaktor wurde vom Netz getrennt, da ein Störfall aufgetreten und die Anlage automatisch abgeschaltet worden war. Der Reaktor wurde demnach gründlich inspiziert, gewartet und repariert. Anschließend wurden die Arbeiten noch von der Behörde für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit abgenommen. Der Beitrag schildert die Abfolge der Maßnahmen im Detail:

HEISE ONLINE

Der Schweizer SRF berichtet in einer Reportage vom Rückbau des KKW Mühleberg. Ein Jahr nach dessen Abschaltung laufen hier die Rückbauarbeiten auf vollen Touren. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Komplexität der Aufgabe und den umfassenden Sicherheitsauflagen beim Rückbau des Werks:

SRF

Der tschechische Kernkraftwerk-Betreiber CEZ hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um trotz der Corona-Pandemie für Weihnachtsstimmung unter den Mitarbeitern zu sorgen: Am Kraftwerk Temelin soll es einen eigenen Weihnachtsmarkt geben. „Wir haben uns entschieden, den Verkauf von Weihnachtsbäumen, Karpfen und Lebensmitteln vom Bauernhof in Eigenregie sicherzustellen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern“, sagte der Kraftwerksdirektor dem Focus zufolge. Das Kernkraftwerk, das rund ein Fünftel des tschechischen Stromverbrauchs abdeckt, zähle zur kritischen Infrastruktur. Gleichwohl habe man nicht gewollt, dass die Mitarbeiter auf traditionelle Bräuche und Adventseinkäufe verzichten müssten. Umweltschützer halten das KKW Temelin, das nur rund 60 Kilometer von Bayern und Österreich entfernt liegt, für störanfällig und gefährlich. Sie bemängeln die Kombination russischer Reaktor- mit US-amerikanischer Leittechnik. Die Regierung in Prag will den Anteil der Kernenergie am Strommix bis 2040 von derzeit rund 34 Prozent auf 50 Prozent erhöhen:

FOCUS ONLINE