Presseschau vom 22.11.2019

Wir begrüßen Sie herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Neben lokalen Berichten zu Rückbauprojekten ist u.a. der Beitrag von Statista zum europäischen Volumen des kerntechnischen Abfall inkl. Rückbau sehr interessant, es wird auch auf EU-Ebene gestritten, ob eine Renaissance der Kernkraft förderungswürdig sei, und zum Schluss kommen zwei Dinosaurier der Anti-AKW-Bewegung zu Wort.

Von der Informationsveranstaltung des KKW Brunsbüttel „Energiewende konkret“ berichtet die SHZ. U.a. angesichts langer Genehmigungsverfahren werde der Rückbau des Werks wohl länger dauern als ursprünglich geplant, dazu träten zeitintensive Bauvorhaben wie das lokale Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle (kurz: LasmA) und die weiter offene Endlagerfrage. Beeindruckt zeigt sich das Blatt vom anspruchsvoll geplanten Zerlegungsprozess der Kraftwerksteile, bei dem die Lagerung der belasteten Metalle so raumeffizient wie möglich geplant werde:

SHZ

Auf Einladung des Kernkraftwerksbetreibers Preussen-Elektra kam zum ersten Mal die Brokdorfer Dialoggruppe „BroDiaG“ im Informationszentrum des Kernkraftwerks Brokdorf zusammen. Ziel dieser Initiative sei es laut SHZ, dauerhaft ein Forum zu schaffen, in dem kontinuierlich über die Stilllegung, den Nachbetrieb und den Rückbau der Anlage informiert werde und in dem Fragen und Anliegen aus der Region behandelt werden könnten:

SHZ

In Philippsburg wurde von der zuständigen Informationskommission zum Stand des Rückbaus des dortigen KKW berichtet. Wie der Landkreis Karlsruhe über das lokale Nachrichtenportal Hügelhelden mitteilt, sei die Veranstaltung besonders gut besucht worden. Neben dem Rückbau und der Lagerthematik wurde insbesondere über eine erstmals stattgefundene Notfallübung diskutiert, die erfolgreich verlaufen sei:

HUEGELHELDEN.DE

In Berlin trafen sich laut einer Pressemeldung, die der Branchendienst Solarify veröffentlichte, im Umweltministerium Experten aus mehr als 20 Ländern, um über die regulatorischen Aspekte des Rückbaus von Atomkraftwerken zu diskutieren. Der Workshop fand im Rahmen der Western European Nuclear Regulators Association (WENRA) statt, die dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert. WENRA verstehe sich als unabhängiges europäisches Netzwerk von Leitern atomrechtlicher Aufsichtsbehörden. Das Netzwerk setzt sich für höchstmögliche Standards der kerntechnischen Sicherheit in Europa ein. Der Workshop diente vor allem dem Erfahrungsaustausch. Daneben solle diskutiert werden, wie die Vorgehensweisen beim Rückbau in Europa harmonisiert werden könnten:

SOLARIFY

Der Statistik-Dienst Statista veröffentlicht Zahlen zum Volumen der Mengen von Abfall aus kerntechnischer Nutzung. Auf 6,6 Millionen Kubikmeter schätze demnach der World Nuclear Waste Report die Menge des atomaren Abfalls, den alle europäischen Kraftwerke (ohne Russland und die Slowakei) bis zum Ende ihrer Lebensdauer (inkl. Rückbau) verursachen würden. Zwei Drittel seien Abfälle aus dem laufenden Betrieb von Kernkraftwerken wie verstrahlte Ausrüstung oder Kleidung. Die stärker strahlenden abgebrannten Brennelemente seien für 13 Prozent der Gesamtmenge verantwortlich. Weitere 21 Prozent der Abfälle stammen aus dem Rückbau von Kernkraftwerken. Deutschland werde zur Gesamtmenge 545.000 Kubikmeter beitragen. Spitzenreiter seien hier die Franzosen mit fast zwei Millionen Kubikmetern vor Briten und Ukrainern:

STATISTA

Kernkraft wird vor dem Hintergrund des sich anbahnenden dramatischen Klimawandels vielfach als Alternative zur Nutzung fossiler Brennstoffe genannt. Deutschlandfunk Nova beschäftigt sich mit dem Thema und lässt einen ARD-Energieexperten zu Wort kommen, der sich gegen Kernkraft als alternative Energiequelle ausspricht. Die Kosten für Bau und Betrieb neuer Werke seien zu hoch, ungelöst sei zudem die Endlagerfrage. Auf die aktuell diskutierten neuen technologischen Ansätze für KKW geht er allerdings nicht ein:

DEUTSCHLANDFUNK NOVA

Ähnliche Überlegungen beschäftigen die WELT in ihrem Beitrag über die Aktivitäten der EU, die definieren möchte, welche wirtschaftlichen Aktivitäten klimafreundlich und damit zuschussberechtigt seien. Ob Kernkraft hier dazugehöre, sei unter den EU-Mitgliedsstaaten hoch umstritten, insbesondere Frankreich spräche sich jedoch für eine Aufnahme aus:

WELT

Ignalina in Litauen sollte einst das größte Kernkraftwerk der Sowjetunion werden. Eine ganze Stadt wurde dafür aus dem Boden gestampft, das heutige Visaginas. Vor zehn Jahren ging das KKW vom Netz. Für die Region bedeutet dies eine ungewisse Zukunft. Der Deutschlandfunk widmet sich dem Thema in einer ausführlichen Reportage:

DEUTSCHLANDFUNK KULTUR

Antje Kröger-Voss und Dieter Kröger haben sich durch ihren jahrelangen Kampf in der Anti-Atom-Bewegung einen Namen gemacht. Im Interview mit der taz berichtet das Paar über die Historie der Protestbewegung und der Kernkraft in Deutschland seit den frühen 80er Jahren:

TAZ