Presseschau vom 21.12.2018

Wir begrüßen Sie recht herzlich zur letzten Presseschau in 2018. Zum Abschluss des Jahres gibt es diese Woche eine große Anzahl lesenswerter Beiträge, nahezu alle mit unmittelbarem Bezug zu Rückbauthemen, dazu u.a. ein Meinungsartikel pro Kernkraft, der aktuelle Status der Rückstellungen der KKW-Betreiber und ein Blick nach Finnland.

Ein besonders positives Echo hat der Erörterungstermin zum Rückbau des KKW Krümmel erfahren. Zwei Tage lang wurde im Reinbeker Sachsenwaldforum konzentriert diskutiert. Es war die letzte Chance der Bürger, auf das Genehmigungsverfahren Einfluss zu nehmen. Selbst Kritiker seien laut LN Online mit dem Verlauf zufrieden. „Ich habe am Ablauf keine Kritik. Wir konnten unsere Einwendungen so breit darstellen, wie wir wollten“, zitiert das Blatt Dr. Bernd Redecker. Redecker war als einer der Vertreter des Lüneburger Aktionsbündnisses gegen Atomkraft (LagAtom) einer der Hauptredner der Einwender. Ausdrückliches Lob gab es für die Genehmigungsbehörde, die Abteilung für Strahlenschutz und Reaktorsicherheit im Kieler Energiewendeministerium, mit ihrem Leiter Prof. Dr. Jan Backmann. In den kommenden Monaten werde die Kieler Atomaufsicht nun die Unterlagen von Betreiber Vattenfall zum Rückbauantrag detailliert prüfen. Dazu gehört auch die Prüfung, in wieweit Einwendungen der Bürger zu Nachforderungen oder sogar zu Änderungen der Abbauverfahren oder Auflagen führen:

LN ONLINE

Der NDR widmete dem Erörterungstermin einen TV-Beitrag und berichtet von einem intensiven, aber fairen und konstruktiven Termin. Betreiber Vattenfall habe sich „transparent und zugewandt“ gezeigt, lobt der Sender:

NDR

Einen Missklang meldet LN online in einem weiteren Beitrag zum Erörterungstermin. Über weite Strecken sei das Klima harmonisch gewesen, lediglich kurz vor Schluss sei ein Einwender resolut gegen Aussagen des Betreibers vorgegangen. Hintergrund seien angeblich nicht vollständig ausgearbeitete Unterlagen gewesen:

LN ONLINE

Eine Bürgerinitiative hat eine Protestliste mit 4.400 Unterschriften an den Bürgermeister der Samtgemeinde Land Hadeln (Landkreis Cuxhaven) übergeben. Unterschrieben haben Bürger, die sich gegen die Einleitung von radioaktiv belastetem Wasser aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Brunsbüttel in die Elbe aussprechen. Außerdem wurde im Internet eine Online-Petition gestartet. Der offizielle Antrag für die wasserrechtliche Erlaubnis sei bereits gestellt, aber noch nicht genehmigt, so der NDR. In einem weiteren Beitrag zum selben Thema in der SHZ (Bezahlinhalt) wird das Vorgehen der Initiative als „Panikmache“ bezeichnet, mögliche Strahlenwerte seien so gering, dass sie „vor dreissig Jahren noch gar nicht messbar“ gewesen seien:

NDR

SHZ

Aus Krümmel berichtet die LZ. Mit der Ankunft eines leeren Castor-Behälters sei ein Meilenstein beim geplanten Rückbau des Kernkraftwerkes Krümmel erreicht. Der Behälter soll die 154 sogenannten Sonderbrennstäbe aufnehmen, für die es bisher keine Lagerlösung gab. „Das Genehmigungsverfahren läuft noch, geplant haben wir die Einlagerung der Sonderbrennstäbe für November 2019“, wird eine Sprecherin des Energiekonzerns Vattenfall zitiert. Im Lagerbecken des Kernkraftwerks befänden sich aktuell 78 einzelne Brennstäbe, an denen im Laufe der Betriebszeit des ehemals leistungsstärksten Siedewasserreaktors der Welt Auffälligkeiten festgestellt wurden. Die Stäbe wurden aus den betroffenen Brennelementen entnommen. Außerdem lagere in dem mit Wasser gefüllten Becken ein bereits bestrahltes Brennelement mit 76 Brennstäben, das noch demontiert werden müsse:

LANDESZEITUNG

Von zwei Pannen im Kernkraftwerk Brokdorf berichtet die WELT. So wurde bei der Reinigung des Wassers im Brennelementelagerbecken ein Leck an einem Sicherheitsventil festgestellt, wie die schleswig-holsteinische Reaktorsicherheitsbehörde in Kiel mitteilte. Das Ventil sei überprüft und nach korrekter Einstellung wieder eingesetzt worden. Zudem wurden bei der Überholung eines Notstromdiesels bei einem Test Fehler bei den Temperaturanzeigen festgestellt. Die defekten Messaufnehmer seien ersetzt worden. Die Betreibergesellschaft habe die Ereignisse der Kategorie «N» (Normalmeldung) zugeordnet und der Reaktorsicherheitsbehörde innerhalb der Frist von fünf Arbeitstagen am Mittwoch gemeldet:

WELT

Auch im Kernkraftwerk Grohnde ist es zu einem meldepflichtigen Ereignis gekommen. Das teilte das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz als zuständige atomrechtliche Aufsichts- und Genehmigungsbehörde laut eines Berichts von Regional Salzgitter mit. Bei einer wiederkehrenden Prüfung sei festgestellt worden, dass ein Überströmventil nicht vollständig öffnete, da der Ventilhubweg eingeschränkt war. PreussenElektra als Betreiberin des Kraftwerkes Grohnde habe das Ministerium fristgerecht darüber informiert. Nach der atomrechtlichen Meldeverordnung habe man das Ereignis als Meldung nach Kategorie N (Normal) 2.1.6 und in INES 0, das heiße unterhalb der siebenstufigen internationalen Skala zur sicherheitstechnischen Bewertung von Vorkommnissen, eingestuft:

REGIONALSALZGITTER.DE

Wie das dortige Umweltministerium und der Envergieversorger EnBW nach einem Bricht von Baden TV mitteilten, wurden sogenannte Umgangsgenehmigungen für die Rückbau-Infrastruktur an den Atomkraftwerken Neckarwestheim und Philippsburg erteilt. Damit seien die Voraussetzungen geschaffen für die Inbetriebnahme der Reststoffbearbeitungszentren und Standort-Abfalllager im kommenden Jahr, heißt es in dem Bericht:

BADEN-TV

Das Portal In Franken berichtet ausführlich zum Status des Rückbaus des KKW Grafenrheinfeld. Acht Monate nach dem Beginn des Rückbaus des unterfränkischen KKW lägen noch 426 Brennelemente im Abklingbecken. Damit seien bereits 171 Brennelemente in Castorbehälter umgelagert und ins Zwischenlager auf dem Gelände gebracht worden. „Für 2019 und 2020 sind je zwei weitere Kampagnen mit jeweils bis zu sechs Castoren geplant“, sagte der Kraftwerksleiter der Deutschen Presse-Agentur. Danach soll das kuppelartige Reaktorgebäude brennelementefrei sein:

INFRANKEN.DE

Auch die WELT nahm sich des Themas an:

WELT

Preussen Elektra als Eon-Tochter übergibt die Verantwortung für das Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente am Kernkraftwerk Grohnde in staatliche Hände. Mit Beginn des nächsten Jahres sei die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) mit Sitz in Essen dann zuständig für die in Castoren eingelagerten hochradioaktiven Abfälle in Grohnde. Dies gelte auch für alle anderen Standorte an Kernkraftwerken. Die Verträge seien in der vergangenen Woche unterzeichnet worden, bestätigten Sprecher beider Unternehmen der Deister-und Weserzeitung:

DEWEZET

(Bezahlinhalt) Die Betreiber der 23 Kernkraftwerke in Deutschland haben laut eines Berichts des Branchendienstes energate messenger zum Stichtag 31. Dezember 2017 Rückstellungen in Höhe von 21 Mrd. Euro gebildet. Diese Zahl hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) veröffentlicht, das gemäß Transparenzgesetz die Angaben der Betreiber zu den Rückstellungen und den dafür verfügbaren liquiden Mitteln prüft. Dabei habe es keine Anhaltspunkte dafür gefunden, dass die Unternehmen ihren Rückbauverpflichtungen nicht nachkommen könnten, so das Bundesamt. Die Ergebnisse der Prüfung fließen in die nun erstmals erfolgte Berichterstattung der Bundesregierung ein:

ENERGATE MESSENGER

Von einer Führung durch das seit 1990 stillstehende Kernkraftwerk Lubmin berichtet das studentische Magazin webmoritz in einem ausführlichen Beitrag. Der Artikel wird begleitet von eindrucksvollem Bildmaterial aus dem ehemaligen DDR-Kraftwerk:

WEBMORITZ

Einen Eindruck des hohen technischen Aufwands beim Rückbau von Kernkraftwerken vermittelt ein Beitrag des Fachmagazins Technische Logistik. Das Magazin berichtet von der Installation dreier Krananlagen im Reststoffbearbeitungszentrum (RBZ) und Standort-Abfalllager beim KKW Philippsburg. Im RBZ komme eine frequenzgeregelte Winde mit einer Tragfähigkeit von 32 Tonnen auf einem Zweiträgerbrückenkran mit 20 Meter Spannweite zum Einsatz. Die Winde sei für den Schwerlastbereich bis 160.000 Kilogramm ausgelegt. Die Winde SHWF 8 in Philippsburg habe eine Hubgeschwindigkeitsbereich von null bis vier Meter pro Minute und sei stufenlos regelbar. Zusätzlich werde ein Hilfshubwerk SHF 50 mit einer Tragfähigkeit von fünf Tonnen installiert. Der Beitrag nennt weitere technische Details:

TECHNISCHE-LOGISTIK.NET

Wenn Deutschland wirklich eine Vorreiterrolle im Klimaschutz haben wolle, müsse die „Heuchelei der Anti-Atom-Aktivisten“ ein Ende haben und einem neuen Realismus weichen, fordert ein Meinungsbeitrag im Magazin Der Freitag. Ein pauschaler Verzicht auf Kernenergie ohne valide Alternativen würde dem Kampf gegen den Klimawandel nicht nur schaden, sondern ihn sogar direkt sabotieren, so die Autorin:

DER FREITAG

Mit großer Verspätung soll das Kernkraftwerk Olkiluoto 3 an der finnischen Westküste im Herbst 2019 ans Netz gehen. Zehn Jahre, so der Branchendienst heise, sei es her, dass das größte und modernste Kernkraftwerk Europas ans Netz gehen sollte. Im September 2019 werde mit dem Testbetrieb begonnen. Der „reguläre Betrieb“ solle dann im Januar 2020 starten. Mit 1600 Megawatt Leistung soll der „Europäische Druckwasserreaktor“ (EPR) gut ein Zehntel des finnischen Strombedarfs von etwa 80000 Gigawattstunden pro Jahr decken. Für die Klimaziele Finnlands spiele der EPR eine zentrale Rolle, zumal das Land bis 2029 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen wolle:

HEISE ONLINE