Presseschau vom 21.06.2019

Wir begrüßen Sie ganz herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Wir starten diese Woche mit Meldungen aus Brunsbüttel und Krümmel, dazu Neues über den Streit um die Reststrommengen zwischen PreussenElektra und Vattenfall. Hinzu kommt ein lesenswertes Interview zu Biblis, Meldungen aus verschiedensten deutschen KKW sowie über die Diskussion ums LNG-Terminal in Brunsbüttel.

Über den Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel zur „grünen Wiese“ informierte Olaf Hiel, Sprecher des Betreibers Vattenfall, die St. Margarethener Gemeindevertreter und einige Sitzungsbesucher im dortigen Dolling Huus. Neben dem langwierigen Genehmigungsverfahren zum Rückbau, das so lang wie der Bau des KKW gedauert habe, sei die Akzeptanz für die Entsorgung der Reststoffe beim Rückbau ein brisantes Thema, so Hiel: „Es ist schwer, das Bewusstsein in die Köpfe der Menschen zu bekommen, dass diese Stoffe frei von Radioaktivität und somit unbedenklich sind“, äußerte er in der SHZ und sagte weiter: „Sobald auf dem Herkunftsnachweis Kraftwerk steht, wird es ein Problem, den Müll in Deponien unterzubringen.“ Auch personell sei die Anlage mittlerweile auf dem Rückzug: Waren während der Zeit des Betriebes neben 380 festen Mitarbeitern zusätzlich bis zu 300 Mitarbeiter von Fremdfirmen und zur Revision zusätzliche 1200 Fachkräfte im Werk tätig, seien diese Zahlen seit der Stilllegung deutlich gesunken. 200 feste Mitarbeiter und bis zu 150 Monteure sind noch im Kernkraftwerk Brunsbüttel beschäftigt, protokolliert die SHZ (Bezahlinhalt):

SHZ

Ebenfalls aus Brunsbüttel berichtet die SHZ in einem weiteren Artikel. Anlässlich einer Veranstaltung resümierte der Kraftwerksleiter den Status des Rückbaus. Man läge im Zeitplan, sei aber aktuell besonders zeitintensiv damit beschäftigt, die Auflagen aus der Stilllegungs- und Rückbaugenehmigung in das innerbetriebliche Betriebshandbuch zum Rückbau einzuarbeiten. Ausgeräumt seien Differenzen zur Einleitung von Wasser aus dem Werk in die Elbe. Ingo Neuhaus, technischer Geschäftsführer der Vattenfall Europe Nuclear Energy, kommentierte auf derselben Veranstaltung den Ausstieg aus der Kernenergie: „Wir akzeptieren den politischen und offenkundig mehrheitlichen Willen der Bevölkerung und auch, dass die Atomenergie keine Brückentechnologie im Rahmen des CO2-Ausstiegs sein soll.“ Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Elektromobilität zeichne sich jedoch ein steigender Strombedarf ab. Das schaffe Potenzial für Technologien zur Erzeugung erneuerbaren Stroms, denen sich das Unternehmen bereits angenommen habe. Neuhaus sagte laut SHZ: „In Schweden geht man in Sachen Energiewende und der Nutzung von Kernkraftenergie einen etwas anderen Weg.“ Dort gelte die Nutzung von Kernenergie inzwischen als „klimasmart“:

SHZ

Die Stromkonzerne PreussenElektra und Vattenfall streiten sich um die sogenannte Reststrommenge für das 2011 stillgelegte Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg. Hierzu begann in Hamburg ein Zivilprozess, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Beide Konzerne sind zu jeweils 50 Prozent an der Krümmel-Betreibergesellschaft beteiligt. Eine Reststrommenge ist eine fiktive Größe: Hierbei geht es um die Menge Strom, die in Krümmel hätte weiter produziert werden können, wäre die Betriebserlaubnis nicht im August 2011 durch eine Atomgesetzänderung nach dem Reaktorunfall von Fukushima erloschen. Allerdings war das Kernkraftwerk schon seit Sommer 2007 fast durchweg vom Netz. PreussenElektra möchte nun Reststrommengen vom KKW Krümmel auf das KKW Grohnde bei Hameln (Niedersachsen) übertragen lassen, da die dortige Reststrommenge nach Unternehmensangaben voraussichtlich im Oktober aufgebraucht sei. PreussenElektra beansprucht nach Gerichtsangaben 44.000 Gigawattstunden im Wert von rund 415 Millionen Euro. Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbH möchte die Reststrommenge von Krümmel dagegen am Markt veräußern:

WELT

Beim Rückbau des in der Nähe von Landshut gelegenen Kernkraftwerks Isar I hat es einen tödlichen Arbeitsunfall gegeben. Ein Mitarbeiter sei bei Demontagearbeiten eines großen Behälters durch ein herabfallendes Teil eingeklemmt und tödlich verletzt worden, teilte das Polizeipräsidium Niederbayern laut eines Beitrags von SPIEGEL Online mit:

SPIEGEL ONLINE

Seit Juni ist das Atomkraftwerk Biblis kernbrennstofffrei. Martina Feldmayer, klimapolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag, spricht im Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT über das historische Ereignis, den langen Weg der Anti-AKW-Bewegung und die langen Zeiträume, die für den Rückbau des Werks einzuplanen sind:

JOURNAL FRANKFURT

Die Augsburger Allgemeine stellt die Frage, ob das Kernkraftwerk in Gundremmingen komplett aus der Landschaft verschwinden solle, wenn es eines Tages nicht mehr in Betrieb sei oder es sinnvoll wäre, das Gebäude als Denkmal zu erhalten und unter entsprechenden Schutz zu stellen. Dabei beruft sich das Blatt auf Kunsthistoriker der Universität Salzburg. Kernreaktoren, so die These, hätten Geschichte geschrieben und seien deshalb zur Erinnerung verhaltenswert (Bezahlinhalt):

AUGSBURGER ALLGEMEINE

Das Kernkraftwerk Philippsburg, so die Rheinpfalz, sei „vorsorglich abgefahren“, also vom Netz genommen worden, wie das Energieunternehmen EnBW dem Bericht zufolge mitteilte. Zuvor sei ein Schaden an einem Notstromaggregat festgestellt worden, heißt es. Erst nach Klärung der Ursache könne der Reaktor wieder ans Netz gehen. Die Notstromaggregate sind dafür vorgesehen, die Stromversorgung der Anlage sicherzustellen, falls die reguläre Stromversorgung ausfällt. Bei dem nun betroffenen Notstromaggregat sei an einem internen Kühlkreislauf des Dieselmotors eine Undichtigkeit aufgetreten. EnBW betrachte diesen Befund nach eigenen Angaben auch im Zusammenhang mit einem früheren Schaden. Solange nicht ausgeschlossen werden könne, dass es sich um die gleiche Ursache handelt, fahre man den Kernreaktor sicherheitshalber herunter, so das Unternehmen. EnBW gehe davon aus, dass der Befund meldepflichtig ist. Die genaue Bewertung erfolge nach weiterer Klärung des Sachverhalts:

DIE RHEINPFALZ

Ebenfalls vom Netz ist das KKW Brokdorf, allerdings nur für vier Wochen im Rahmen einer Wartung. So lange dauere laut NDR die Jahresrevision und der Brennelementewechsel. Damit die 60 neuen Brennelemente in den Reaktordruckbehälter eingesetzt werden können, müsse dieser geöffnet werden. Außerdem werden Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Maßnahmen zum Erhalt und zur Erhöhung der Sicherheit vorgenommen, teilte das für die Atomaufsicht zuständige Energieministerium mit. Die Techniker bei der Jahresrevision überprüfen in den vier Wochen unter anderem Ventile, Rohrleitungen, Messinstrumente und den Generator. Wenn es notwendig ist, setzen sie defekte Teile instand oder tauschen sie aus:

NDR

Die Nähe zum stillgelegten KKW Brunsbüttel und dem dortigen Standortzwischenlager könne zu einem Problem für das in Brunsbüttel geplante LNG-Terminal werden, so die Süddeutsche Zeitung. Nicht weit entfernt vom Werk würde nach Fertigstellung des geplanten Terminals künftig Erdgas aus dem verflüssigten in gasförmigen Zustand gebracht und dann ins Gasnetz eingespeist. Ginge dabei etwas schief, könnte etwa eine Explosion auch das Zwischenlager in Mitleidenschaft ziehen. Experten kennen für diesen Störfall die Abkürzung EDW: „Explosionsdruckwellen“. Diese müssten ausgeschlossen sein. Die Regierungskoalition in Kiel habe großes Interesse am Brunsbütteler Terminal, es steht sogar im Koalitionsvertrag. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) spräche sich dafür aus, auch vom grünen Umweltminister Jan Philipp Albrecht komme kein Widerstand. Ob das Terminal genehmigt werden kann oder nicht, lasse sich erst zum Abschluss des Verfahrens beurteilen, heißt es in dem Beitrag. Dies werde frühestens Anfang 2020 möglich sein:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

Auch die taz beschäftigt sich mit dem Thema. Demnach habe eine Allianz aus Deutscher Umwelthilfe (DUH), lokalen Umweltgruppen und der Hamburger „Friedas for Future“-Bewegung ein Rechtsgutachten vorgestellt, wonach das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel „aus Sicherheitsgründen nicht genehmigungsfähig“ sei. Die „Ansiedlung eines Störfallbetriebs“ widerspreche den Anforderungen im Immisionsschutz und im Atomrecht und verstoße zudem gegen den Bebauungsplan der Gemeinde Brunsbüttel:

TAZ