Presseschau vom 21.02.2020

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Die Auswahl ist diesmal besonders international, neben Beiträgen aus Belgien, Frankreich, UK und der Schweiz überrascht die Nachricht, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten kurzfristig ein neugebautes KKW ans Netz geht. Abgerundet wird die Presseschau mit weiteren Artikeln aus Deutschland.

Der lokale Kreistag Philippsburg hat die Verwaltung damit beauftragt, Kriterien für den Standort einer neuen Restabfalldeponie der Klasse 2 zusammenzutragen. Auf der neu zu errichtenden Halde sollen während des rund 60-jährigem Betrieb 1,3 Millionen Kubikmeter sogenannter mineralischer Abfälle gelagert werden. Zu diesen wird  auch der Müll aus dem Rückbau der Kerntechnischen Entsorgung Karlsruhe in Eggenstein-Leopoldshafen und des Kernkraftwerks in Philippsburg gehören. Die Badischen Neuesten Nachrichten fassen zusammen:

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

Das umstrittene französische Kernkraftwerk Fessenheim unweit der deutschen Grenze geht am 22.02.2020 endgültig vom Netz. Es ist das älteste KKW Frankreichs und sorgte wiederholt mit Pannen für Schlagzeilen. Die Schließung war bereits für 2016 geplant, verzögerte sich aber immer wieder. Frankreich bezieht ca. 75% seiner Energie aus Kernenergie, der höchste Anteil weltweit. Die FAZ berichtet über ihren YouTube-Kanal:

YOUTUBE

Eine drohende Unterversicherung der belgischen KKW Doel bei Antwerpen sowie Tihange nahe Lüttich meldet die taz. Bislang betrage die vorgesehene Haftpflichtversicherung € 1,2 Mrd. Ab 2021 greife eine Neuregelung der Versicherungshöhe, die Deckung und Prämie deutlich erhöhen würde. Es finde sich aber aktuell kein Versicherer, der bereit wäre, die Werke zu versichern: Ein Sprecher der belgischen Versicherungsgesellschaften wird zitiert: „Die Versicherung kann heute nicht gedeckt werden, und sie kann auch international nicht rückversichert werden.“:

TAZ

Großauftrag aus England für ein deutsches Industrieunternehmen: Wie das Fachmagazin Chemietechnik berichtet, hat das Unternehmen Bilfinger einen Auftrag für die Ausführungsplanung, das Lieferantenmanagement und die Herstellung und die Installation von Rohrleitungssystemen für den Bau des neuen Kernkraftwerks Hinkley Point C in Südwestengland erhalten. Der bis 2025 laufende Auftrag mit einem Volumen von rund 68 Millionen Euro werde in den Bilfinger-Segmenten Engineering & Maintenance Europa sowie Technologies verbucht:

CHEMIETECHNIK

Bei der Stilllegung des Schweizer Kernkraftwerks Mühleberg hat die Betreiberin BKW einen ersten Meilenstein erreicht: Erstmals verließen nach einem Reinigungsprozess Anlagebestandteile das Kraftwerkgelände. Die großen Betonblöcke gehörten zu Schutzwänden, welche um die Turbinen des Kraftwerks herum aufgebaut worden waren. Sie hätten im Fall, dass eine Turbine explodiert wäre, Splitter aufgefangen. Ein Zementhersteller zertrümmere nun auf einem Rezyklierplatz die Betonelemente. In einem Zementwerk des Unternehmens in Péry im Berner Jura flössen dann die zertrümmerten Teile der Splitterschutzwände wieder in die Zementproduktion ein. Der Schweizer Bote berichtet:

BOTE

Der SPIEGEL beschäftigt sich ausführlich mit den Aktivitäten von Atombefürwortern, die sich angesichts der Klimadebatte im In- und Ausland verstärkt zu Aktionsbündnissen nach dem Vorbild der Anti-AKW-Bewegung zusammenschließen. Gerade hätten diese allerdings eine wichtige Schlacht verloren. Dass Kernkraft keine Klimaschutzhilfe sei, sehe nämlich auch die EU-Kommission so. Die neue deutsche Kommissionschefin, Ursula von der Leyen, setzte sich mit einem atomkritischen Kurs gegenüber osteuropäischen Ländern durch. Sie wolle von den 50 Milliarden Euro Fördergeldern im Rahmen des „Green Deal“ keinen Cent für die Kernenergie freigeben:

DER SPIEGEL

Bisher gab es in der arabischen Welt keine Kernkraftwerke. Scheich bin Said Al Nahjan wolle dies laut des Branchendienstes Energiezukunft nun ändern. In den Vereinigten Arabischen Emiraten entstehe ein riesiges KKW mit vier Reaktoren. Der erste gehe nun in Betrieb, gebaut von Südkorea. Die von den Behörden erteilte Betriebserlaubnis für den ersten kommerziellen Betrieb eines Atomreaktors in der arabischen Welt stelle einen Meilenstein dar. Experten rechnen laut des Berichts damit, dass Reaktor 1 des im Westen des Landes gelegenen Kernkraftwerks Barakah in einigen Monaten ans Netz gehen wird. Vorausgegangen waren langwierige und teure Bauarbeiten. Der ursprüngliche Zeitplan sah eine Inbetriebnahme schon 2017 vor, auch die Kosten dürften um mehrere Milliarden über den veranschlagten 20 Milliarden für Bau, Betrieb und Ausbildung von Mitarbeitern liegen:

ENERGIEZUKUNFT