Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Informationen finden Sie diese Woche zum deutschen Strommarkt sowie zum abgeschalteten Kernkraftwerk Neckarwestheim. Darüber hinaus gibt es wie immer internationale Nachrichten sowie einen Kommentar zur Energiepolitik der Schweiz. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
Hinweis auf Bezahlinhalte: Die Nutzung einzelner Beiträge könnte kostenpflichtig sein.
In der Debatte rund um die Kernenergie dienen Deutschland und Frankreich jeweils als Extrembeispiel: Während Deutschland 2023 aus der Kernkraft ausgestiegen ist, bezieht Frankreich rund zwei Drittel seines Stroms aus Kernkraftwerken – so viel wie sonst kein anderes Land. Die Zeit hat sich nun immer wiederkehrende Aussagen zur Kernkraft und zu den diesbezüglichen deutsch-französischen Beziehungen genauer angeschaut. Dabei ist die Autorin zu dem Schluss gekommen, dass die französischen Energiepreise nur dank Subventionen so niedrig sein können und, wegen der schrittweisen Rücknahme staatlicher Hilfen, in den kommenden Jahren stetig ansteigen wird, bis sie das europäische Durchschnittsniveau signifikant überschritten haben. Auch die deutsche Abhängigkeit von französischem Strom wird widerlegt. Lediglich ein Promille des deutschen Stroms stammte 2023 aus Frankreich – eine Menge, die jederzeit ersetzbar sei. Frankreich könne sich durch den hohen Anteil an Kernenergie ebenfalls keine Unabhängigkeit von Importen erarbeiten: Das Uran für die Brennelemente stamme ausschließlich aus dem Ausland:
• DIE ZEIT (Bezahlinhalt)
Bei einer Veranstaltung im 2021 stillgelegten Kernkraftwerk Brokdorf wurde über den früheren Kraftwerksbetrieb, den aktuellen Stand sowie die zukünftigen Pläne für Rückbau und Nachbetrieb informiert. Dem Betreiber Preußen Elektra ist es hierbei besonders wichtig, die Öffentlichkeit über die beim Rückbau anfallenden Schwierigkeiten aufzuklären. Preußen Elektra hatte 2017 die Rückbaugenehmigung für das Kraftwerk beantragt, aktuell lässt diese allerdings noch auf sich warten. Trotzdem haben die reversiblen Rückbauarbeiten bereits begonnen. Ein Großteil der Brennelemente sei bereits ins benachbarte Zwischenlager gebracht worden, mit dem Ziel, dass bis Dezember 2025 alle Brennelemente das Kraftwerk verlassen haben. Preussen Elektra hofft, das Rückbauziel bis 2039 einhalten zu können, wenn die Rückbaugenehmigung wie erwartet bis Herbst vorliege:
• SHZ (Bezahlinhalt)
Laut Bundesnetzagentur hat die Bundesrepublik Deutschland 2023 für knapp 2,3 Milliarden Euro mehr Strom importiert als exportiert. Damit wurde nach dem Ausstieg aus der Kernenergie erstmals ein Milliardendefizit im Stromhandel mit den Nachbarländern verzeichnet. Begründet ist das in einem Bemühen, die Strompreise für Verbraucher möglichst gering zu halten. Zwar verfüge Deutschland über ausreichend Kapazitäten, um den eigenen Bedarf zu decken, der deutsche Strom sei jedoch teurer, weshalb sich für Importe aus dem Ausland entschieden wurde. Trotzdem werden kritische Stimmen laut, insbesondere aus Reihen der CDU. Ein Ausstieg aus der Kernkraft sei zum damaligen Zeitpunkt verfrüht gewesen:
• FOCUS
Nach der Abschaltung des Kernkraftwerks Neckarwestheim ändert sich viel für die Region. Der erneut ins Amt gewählte Bürgermeister, Jochen Winkler, bemerkt vor allem ein Nachlassen des Medieninteresses, das insbesondere in der Zeit direkt vor dem 15. April 2023 sehr hoch gewesen war. Nun käme nur noch dem Thema der Entsorgung radioaktiver Abfälle viel Aufmerksamkeit zu. Vor Ort sei jedoch auch das Thema Finanzen sehr präsent: Aktuell nimmt die Gemeinde noch Gewerbesteuer ein, doch das wird sich in den nächsten Jahren ändern und genaue Pläne für die weitere Nutzung des Kernkraftwerkgeländes gibt es noch nicht – auch, weil der Rückbau zuerst eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird:
• SWR
Es wird immer mehr Energie benötigt, gleichzeitig ist Klimaschutz ein großes Thema – verständlich also, dass bei der Suche nach klimaschonenden Energiequellen auch kontroverseren Quellen wie der Kernkraft nach wie vor große Hoffnung entgegengebracht wird. Physiker Thorsten Conrad beleuchtet im Synapsen-Podcast die Befürchtungen, die es in Bezug auf Kernkraft gibt, sowie Lösungsansätze für eine der größten Hürden, die in diesem Bereich genommen werden muss: Die Entsorgung radioaktiver Abfälle. Beim MYRRHA-Pilotprojekt, an dem er mitwirkt, wird ein Teilchenbeschleuniger eingesetzt, um Bestandteile des radioaktiven Abfalls zu transmutieren und damit die radioaktive Belastung und die nötige Lagerdauer zu verringern:
• NDR Info (Hörbeitrag)
Aktuelle Stimmen:
Schweiz: Eine robuste und verlässliche Stromversorgung der Schweiz könne nur mithilfe von erneuerbaren Energien und Kernkraft sichergestellt werden, so Energieexperte Martin Saxer. Zwar gebe es eine weitflächige Übereinstimmung darüber, dass erneuerbare Energien zu präferieren seien, allerdings scheitern viele Ausbauvorhaben aktuell an lokalen Widerständen gegen die Errichtung von Solar- und Windenergieparks. Auf Bundesebene gibt es auch in der Schweiz seit geraumer Zeit Initiativen gegen die Kernkraft, die 2011 in der Ankündigung des Ausstiegs aus der Kernenergie gipfelten. Nun finde hier allerdings auch ein partielles Umdenken statt:
• NZZ
Internationale Stimmen:
Russland/China: Nach den USA planen nun auch China und Russland gemeinsam ein Kernkraftwerk auf dem Mond zu errichten. Die dazugehörige Absichtserklärung wurde bereits 2021 unterschriebe, der aktuelle Stand der Pläne ist nicht bekannt. Als Zielzeitraum für die Errichtung des Kraftwerks wurde das Ende der 2020er Jahre genannt. China plant zudem, bis 2028 ein kernenergiebetriebenes System zu entwickeln, das den Energiebedarf der geplanten Mondstation decken kann. Russland wiederum arbeitet an nuklearen Antriebstechniken für Raumschiffe mit dem Ziel, Reisezeiten drastisch zu verkürzen:
• MDR
Ukraine: Das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja befindet sich seit März 2022 unter russischer Besatzung. Seitdem haben die Kämpfe rund um das KKW-Gelände sowie die immer wieder unterbrochene Stromversorgung international zu Besorgnis geführt. Nun hat das russische Außenministerium öffentlich von einer Rückkehr des Kernkraftwerks in die „russische Atomfamilie“ gesprochen. Jeder Versuch, das Kraftwerk wieder in die Kontrolle der Ukraine oder verbündeten Instanzen zurückzuführen, werde als versuchter Anschlag auf die Souveränität Russlands gewertet. Nach der Auflösung der Sowjetunion hatte sich das Kernkraftwerk seit 1992 im Besitz der Ukraine befunden:
• RND
Japan: Nach einem Erbeben der Stärke 5,8, das auch die nordöstliche Region rund um Fukushima betroffen hat, hat sich der Betreiber des KKW Fukushima Daiichi, Tepco, am Freitag dazu entschieden, die Ableitung von Kühlwasser ins Meer vorerst auszusetzen. Es habe zu keinem Zeitpunkt akuten Grund zur Besorgnis gegeben, man habe aber der Sicherheit halber einige Kontrollen durchführen wollen. Bei diesen seien keine Anomalien festgestellt worden, weshalb die Verklappung noch am selben Tag wieder aufgenommen werden konnte. Die Ableitung des ehemaligen Kühlwassers des KKW wird seit August 2023 durchgeführt und soll knapp gewordene Lagerkapazitäten freimachen:
• T-ONLINE
Japan: Dreizehn Jahre nach dem verheerenden Tsunami, der das japanische Kernkraftwerk Fukushima Daiichi teilweise zerstörte und zur Explosion von vier Reaktoren führte, haben die eigentlichen Aufräum- und Rückbauarbeiten noch nicht begonnen. Betreiberfirma Tepco hat die Lage nun mit einer Minidrohne, die in die Unterwasser gelegenen, beschädigten Reaktorblöcke geschickt wurde, deutlich detaillierter erfassen können, als es bislang möglich war:
• T-ONLINE
Bild-Copyright: EnBW/Daniel Meier-Gerber