Wir begrüßen Sie ganz herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Die Auswahl ist dieses Mal recht breit gestreut: Von nationalen Rückbau- und Zwischenlagerthemen über gesamtwirtschaftliche Entwicklungen im Energiesektor, einen Blick auf technische Neuerungen und das Thema Corona.
Die shz beschäftigt sich aus Anlass der Corona-Pandemie mit den Sicherheits- und Vorsorgemaßnahmen in deutschen Kernkraftwerken, darunter auch die beiden norddeutschen Werke in Brokdorf und Grohnde. Überall seien Besucherzentren geschlossen worden und für den Einsatz der Mitarbeiter Vorkehrungen getroffen, um im Notfall auch für längere Zeit autark arbeiten zu können. Dies gelte nicht nur für die KKW, sondern für alle kommunalen Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Ein Sprecher des Verbandes der kommunalen Unternehmen erklärt dazu: „Der Umgang mit dem Corona-Virus und den sich dynamisch ändernden Lagen ist auch für die kommunalen Unternehmen als Betreiber kritischer Infrastrukturen eine Herausforderung (Bezahlinhalt):
• SHZ
Die bundeseigene BGZ – Gesellschaft für Zwischenlagerung plant gemäß eines Berichts der Westfälische Nachrichten auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Würgassen ein umfangreiches Bauvorhaben. Mehrere hundert Millionen Euro sollen investiert werden, kündigte die BGZ dem Blatt zufolge an. Es soll sich dabei um ein Logistikzentrum für schwach- und mittelradioaktiven Rückbaumüll wie Schutzanzüge, Handschuhe und ähnliches handeln. Der Müll werde in Würgassen gesammelt, zwischengelagert und dann zu einem Endlager gebracht werden. Es sollen rund 100 neue Arbeitsplätze entstehen:
Unabhängig von dem geplanten Logistikzentrum für radioaktive Abfälle in Würgassen gehen die Vorbereitungen am KKW-Standort Grohnde weiter, dort eine eigene Lagerhalle zu errichten. Das bestätigte eine Sprecherin des Betreibers Preussen Elektra gegenüber DeWeZet. Das Unternehmen hatte Ende 2017 beim Land als Atomaufsichtsbehörde den Antrag gestellt, eine Transportbereitstellungshalle für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle zu errichten. Sie sei vorsorglich vorgesehen, falls das Endlager Konrad erst später in Betrieb gehen sollte, hieß es damals. Letztendlich greifen die Planungen für Würgassen und Grohnde ineinander:
• DEWEZET
Im Kernkraftwerk Gundremmingen sei es zu einer Störung gekommen, so die SWP: Die reguläre Betriebsüberwachung des Reaktorkerns von Block C habe Hinweise auf einen Brennelement-Defekt ergeben, teilt die dortige Pressesprecherin mit. Die Rückhaltesysteme sorgten jedoch für einen sicheren Betrieb. „Alle Grenzwerte werden sicher eingehalten“. Es sei geplant, den Block vorsorglich am 20. März herunterzufahren und vom Netz zu nehmen, um das betroffene Brennelement zu identifizieren und auszutauschen. Diese Wartungsarbeiten nehmen voraussichtlich 10 bis 14 Tage in Anspruch. Im Anschluss werde die Anlage wieder angefahren und im Leistungsbetrieb arbeiten, kündigt die Betreibergesellschaft an:
• SWP
Der Versorger RWE will Milliarden in Wind- und Solarenergie investieren. Bislang hatte der Konzern auf die Energieträger Braunkohle und Kernkraft gesetzt, führt diese Sparten zukünftig aber nicht mehr als Teil des Kerngeschäfts. Nach dem Atomausstieg 2022 solle die Kohle allenfalls noch 200 Millionen Euro Betriebsgewinn jährlich beisteuern, so die Prognose, schlechtestenfalls sei eine schwarze Null vorgesehen:
Einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) verliere Kernkraft weltweit an Bedeutung. Die DIW-Ökonomen hätten laut des Branchendienstes Erneuerbare Energien 207 Atomreaktoren identifiziert, die bis 2030 zurückgebaut werden müssen, weil sie die üblicherweise angesetzte technische Lebensdauer von etwa 40 Jahren überschreiten. Diesen Reaktoren stehen derzeit lediglich 46 Neubauprojekte gegenüber. „Von einer Renaissance der Atomkraft kann nicht die Rede sein. Dennoch ist dieses Narrativ im öffentlichen Diskurs weit verbreitet“, zitiert der Dienst die Studienautorin. Der Anteil der Atomkraft an der weltweiten Stromerzeugung sei “ gering und aufgrund eines überalterten Kraftwerksparks stark rückläufig“:
Das belgische Verfassungsgericht hat das Gesetz für längere Laufzeiten der Kernreaktoren Doel 1 und Doel 2 gekippt. Das berichtet der SPIEGEL unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Belga. Für das Gesetz, das eine zehnjährige Laufzeitverlängerung der Reaktoren vorsähe, wären eine Umweltfolgenabschätzung und ein Widerspruchsverfahren nötig gewesen, urteilte das Gericht dem Blatt zufolge:
• SPIEGEL
Das US-Verteidigungsministerium hat laut des IT-Portals Golem den Bau von drei kleinen Atomreaktoren in Auftrag gegeben. Sie sollen transportabel sein, so dass US-Truppen sie zu Einsätzen im In- und Ausland mitnehmen können. „Das Einzigartige am Pele-Programm ist die Mobilität und die Sicherheit des Reaktors“, wird der Leiter des „Project Pele“ zitiert. Der Reaktor solle auf der Straße, der Schiene, der See oder in der Luft transportiert werden können. Auf- und Abbau sollen schnell vonstatten gehen:
• GOLEM.DE
Das französische Kernkraftwerk Cattenom wird für den Pandemiefall vorbereitet. Denkbar ist unter anderem eine andere Organisation der Schichten. Der Betreiber EDF hat der Regierung Einzelheiten für seinen gesamten Nuklearpark mitgeteilt. Demnach muss bei der Spitze der Coronapandemie mit 40 Prozent Personalausfall gerechnet werden. Nach Medienberichten könne das für zwei bis drei Wochen unter anderem durch eine andere Organisation der Schichten aufgefangen werden. Wann der Pandemieplan, der bereits zur SARS-Epidemie vor 20 Jahren entwickelt wurde, in Kraft tritt, steht noch nicht fest. Der SR berichtet:
• SR3
Ein Ausfall der deutschen Gas- und Stromversorgung gehört zu den Horrorszenarien für eine moderne Gesellschaft, schwerwiegende Probleme in einem Kernkraftwerk erst recht. Die Verbreitung des Coronavirus in Deutschland könnte auch die Betreiber dieser kritischen Infrastrukturen vor Herausforderungen stellen, so der Berliner Tagesspiegel. Das Blatt fasst die Vorsorgemaßnahmen deutscher Energieversorger auch für KKW zusammen: