Presseschau vom 20.01.2021

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Beiträge zur Entscheidung über die Deponiewahl in Schleswig-Holstein stehen diese Woche in unserer Presseschau an erster Stelle. Zusätzlich bieten wir Ihnen einen breiten Themenmix aus Deutschland, Österreich, Frankreich, der Schweiz und den USA zu den Themen Rückbau, Ereignissen in KKW und der Zukunft der Kernkraft.

Die Kernkraftwerke Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen), Brokdorf (Kreis Steinburg) und Krümmel bei Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) sollen in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren abgerissen werden. Beim Rückbau der drei Meiler werden bis zu 50.000 Tonnen leicht kontaminiertes Material anfallen, das nicht in einem Endlager gelagert werden muss, darunter zum Beispiel Mineralwolle, Isolierungen und Bauschutt. Die freigemessenen, nicht-radioaktiven Abfälle strahlen laut Energiewendeministerium deutlich geringer als die natürliche Umwelt, es bestehe kein Gesundheits-Risiko. Der NDR berichtet über die Entwicklung bis zur Verkündung der Entscheidung der Landesregierung:

NDR

Der NDR nahm sich nach der Entscheidung auch in einem Fernsehbeitrag der Thematik an:

NDR

Die Absicht des schleswig-holsteinischen Umweltministeriums, Schutt aus dem Rückbau des Atomkraftwerks Brunsbüttel nicht auf der Deponie Ballerten nahe der Grenze zu lagern, sorgte laut eines Berichts des Nordschleswiger bei den nicht betroffenen, in der näheren Wahl stehenden Standorten, aber vor allem auch auf dänischer Seite für Erleichterung. In Apenrade gäbe es aber dennoch Sorge um die Zukunft. „Denn mit den Plänen der Bundesregierung für die Endlagerung von Atommüll könnte es eine weitere große Herausforderung geben. Auf der Suche nach unterirdischen Lagerstätten sind unter anderem Gebiete nicht weit von Nordschleswig als mögliche Standorte im Spiel“, so Apenrades Bürgermeister laut Nordschleswiger:

NORDSCHLESWIGER

Mehr als zwei Jahre nach dem Einreichen der Klage gegen die Rückbaugenehmigung für das Kernkraftwerk Unterweser warten die regionalen Bürgerinitiativen weiter auf eine Entscheidung. Um das Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg zu beschleunigen, drängen sie nun laut Weser Kurier auf ein gerichtliches Mediationsverfahren. Die Klage richte sich allerdings nicht gegen die E.on-Kernkraftsparte Preussen Elektra, sondern gegen die Genehmigungsbehörde, das niedersächsische Umweltministerium. Auf dessen Zustimmung zu einem gerichtlichen Mediationsverfahren warte der AK Wesermarsch:

WESER KURIER 

Schon lange schwele der Konflikt um deutsche Atomexporte ins Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt gegenüber Waldshut. Jetzt wolle der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rechtlich gegen den Hersteller der Brennelemente vorgehen und habe Strafanzeige gegen eine deutsche Herstellerfirma in Niedersachsen gestellt, so die Badische Zeitung. Zuletzt hatte der BUND vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt dagegen geklagt, dass vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschbron weitere Brennelemente-Lieferungen für den Reaktor des Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) bewilligt wurden:

BADISCHE ZEITUNG

Der Konzern Schneider Electric ist relativ unbekannt, aber ein Hauptkonkurrent von Siemens. Seine Europachefin Barbara Frei setze laut eines Interviews mit der WELT voll auf Klimaschutz. Dafür dürfe man die Kernkraft nicht abschaffen, fordert die Managerin dort. „Wir werden auf absehbare Zeit auch weiterhin Atomkraft brauchen. Diese Alternative darf nicht grundsätzlich verdammt, sondern muss weiterentwickelt werden. Auch das ist Teil der Wahrheit bei der Klimarettung“, zitiert das Blatt:

WELT

Das US-Energieministerium Department of Energy DOE ist laut eines Beitrags des Branchendiensts Heise offenbar entschlossen, den Bau und die Entwicklung neuer Kernreaktoren mit Steuergeldern massiv zu unterstützen. Insgesamt sei die Rede von bis zu vier Milliarden Dollar an Fördermitteln. Zum Start der neuen Initiative Mitte Oktober kündigte das DOE demnach an, den Bau von zwei neuen Reaktortypen innerhalb der nächsten sieben Jahre mit je 80 Millionen Dollar zu unterstützen, wobei jeweils das geförderte Unternehmen die andere Hälfte der Kosten trage. Typ eins sei ein natriumgekühlter für hochangereichertes Uran. Da Natrium eine viel höhere Siedetemperatur als Wasser hat, muss das Kühlmittel nicht unter Druck gesetzt werden, was Komplexität und Kosten der Anlage verringert. Das Natrium überträgt seine Energie auf geschmolzenes Salz, das dann direkt in einen Dampferzeuger, aber auch in einen Tank fließen könne, um später Dampf und Elektrizität zu erzeugen. Die Strommenge eines solchen Reaktors ließe sich also schnell flexibel anpassen. Die Projektpartner GE und Hitachi arbeiten dabei mit TerraPower zusammen, das unter anderem von Bill Gates finanziert werde:

HEISE ONLINE

Die französische Atomaufsicht ASN meldet laut SR erneut Fehler bei den Notstrom-Dieselmotoren im Kernkraftwerk Cattenom. Dabei handele es sich nach Angaben der ASN um einen generischen Fehler in zehn französischen Reaktoren, darunter auch Block 2 in Cattenom. Moniert werden vonseiten der ASN unter anderem Korrosion und eine schlechte Montage. Im Ernstfall, etwa bei einem schweren Erdbeben, könnten beide Notstromdiesel in diesem Reaktor ausfallen. Der Betreiber des Nuklearparks in Frankreich, die EDF, habe die Fehler am 14. Dezember der Atomaufsicht gemeldet. Von den zehn betroffenen Reaktoren sind fünf mit 2 und fünf mit 1 eingestuft worden. In letzteren waren die Fehler nicht so gravierend:

SAARLÄNDISCHER RUNDFUNK

Der Umweltausschuss des österreichischen Parlaments debattierte über ein Volksbegehren zum Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag. Bei der Sitzung zeigten sich anwesende Experten und die Regierungsparteien ÖVP und Grüne einig, dass ein Ausstieg Österreichs aus Euratom abzulehnen sei, so der Dienst Energate Messenger. Die Initiatoren des Volksbegehrens, welches mit 100.482 Unterschriften knapp die Hunderttausender-Hürde für die Behandlung im Nationalrat erreichte, kritisieren unter anderem, dass Österreich ein Land ohne Kernkraftwerk sei, aber als Euratom-Mitglied die europäische Atomgemeinschaft aus Steuergeldern mitfinanziere. Die Gelder sollten daher besser der Forschung in alternative Energiegewinnung oder der Förderung von E-Fahrzeugen und Gebäudedämmung zugutekommen:

ENERGATE MESSENGER