Presseschau vom 19.07.2019

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Frankreich, Tschechien und Russland sind unter anderem die Schauplätze lesenswerter Beiträge:

 

Nach Abschluss des jährlichen Brennelementwechsels darf das Kernkraftwerk Brokdorf wieder ans Netz gehen. Aufgrund der erhöhten Oxidation laufe das KKW im Kreis Steinburg allerdings weiterhin nur mit bis zu 95 Prozent Leistung, teilte das Energieministerium in Kiel laut eines Berichts der Hamburger Morgenpost mit. Der Reaktor war am 8. Juni für die turnusgemäßen Arbeiten vom Netz genommen worden:

Hamburger Morgenpost

Etwa 100 Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) haben im Kernkraftwerk Grohnde bei Hameln für den Ernstfall trainiert. Wie die Süddeutsche berichtet, sei in einem der durchgespielten Szenarien Umweltaktivisten auf das Gelände eingedrunken, zudem sollte eine Geiselnahme beendet werden. Ziel sei gewesen, die Taktiken möglichst realistisch zu üben, zitiert das Blatt einen Sprecher des Landeskriminalamtes:

Süddeutsche Zeitung

Der Energiekonzern EnBW hat nach einem Bricht des Schwäbischen für den Rückbau des Kernkraftwerks in Philippsburg zwei Betriebsanlagen eingeweiht. Auf dem Gelände des Kraftwerks entstanden in den vergangenen Monaten ein Reststoff-Bearbeitungszentrum (RBZ) und ein Standort-Abfalllager (SAL). Im RBZ sollen nach EnBW-Mitteilung Stoffe aus dem Rückbau des Atomkraftwerks so bearbeitet werden, dass das Volumen radioaktiver Abfälle möglichst gering ist. Im SAL sollen die schwach- bis mittelradioaktiven Abfälle gelagert werden, bis das Endlager Schacht Konrad im niedersächsischen Salzgitter seinen Betrieb aufnimmt:

Schwäbische Zeitung

Bei Demontagearbeiten im stillgelegten Kernkraftwerk Biblis hat ein Transformator Feuer gefangen. Laut Betreiber RWE entzündeten Funken Restöl im Gerät, wie die Polizei meldete. Die Werksfeuerwehr habe den Brand gelöscht. Gefahr für Personal oder Umgebung bestand demnach nicht, der Transformator habe abseits gestanden. Die Hessenschau hat den Bericht:

Hessenschau

Die Verbrennung von leicht strahlendem Abfall aus dem Kernkraftwerk in Gundremmingen belastet weder die dazu genutzte Anlage in Weißenhorn, noch stelle sie eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Dies habe das erste Zwischenergebnis der Untersuchungen am Müllofen ergeben. Der vom Landkreis angeworbene Gutachter des Freiburger Öko-Instituts zog jetzt im Umwelt- und Werkausschuss des Landkreises eine erste Zwischenbilanz und kam zu dem Schluss, es bestehe „keine radiologische Gefahr“. Die Augsburger Allgemeine berichtet:

Augsburger Allgemeine

Frankreich scheint sich laut eines Berichts von baden.fm an seinen geplanten Abschalttermin für das umstrittene Kernkraftwerk Fessenheim im Elsass zu halten. Davon gehe die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer nach neuen Gesprächen mit französischen Politikern aus. Auch fachlich deute demnach einiges auf eine Stilllegung im Jahr 2020 hin. Falls sich die Regierung in Paris an das Versprechen hält, dürfte der erste Reaktor nächstes Jahr ab März vom Netz gehen, der zweite voraussichtlich im August:

baden.fm

Deutschlandfunk Nova widmet sich der weiteren Entwicklung des schwimmenden KKW in Russland. Die „Akademik Lomonossow“, die im August nach Murmansk geschleppt wird, ist rund 150 Meter lang und 30 Meter breit und in ihrem Rumpf stecken zwei Reaktoren, ähnlich den Reaktoren, mit denen auch Eisbrecher oder U-Boote angetrieben werden. Für das schwimmende KKW wurden die Reaktoren modifiziert und bringen es zu einer elektrischen Leistung von 35 Megawatt (MW). Die „ Akademik Lomonossow“ ist eine Barke, hat also keinen eigenen Antrieb und muss geschleppt werden. Beide Reaktoren seien inzwischen angefahren und getestet worden. Nach Anschluss an das städtische Strom- und Wassernetz in Pevek sollen 200.000 Menschen über das Schiff mit Energie versorgt werden:

Deutschlandfunk Nova

Stern.de fasst aus diesem Anlass den Stand der Nutzung von Kernkraft in Russland zusammen. Das Land verfolge in Bezug auf Kernenergie eine andere Strategie als Deutschland. Insgesamt habe das Land mehr als 30 Kernkraftwerke in Betrieb. Moskau investiere zudem über seinen Energiekonzern Rosatom im großen Stil in neue Kernkraftwerke, besonders in ehemaligen Sowjetrepubliken, die selbst weder über Know-how noch über ausreichend Mittel verfügen. Auch in Indien, Bangladesch und in der Türkei plane der Konzern Rosatom, für den weltweit rund 250 000 Menschen arbeiten, weitere KKW. Umstritten sei das Engagement etwa in Weißrussland:

Stern.de

Tschechien plane laut eines dpa-Berichts via T-Online künftig Milliarden in den Bau neuer Kernkraftwerke zu investieren. Tschechien halte damit am Ausbau der Kernenergie fest. „Es gibt keinen anderen Weg als die Kernenergie“, sagte Industrieminister Karel Havlicek laut dpa in einer Sendung des tschechischen Fernsehens. Den Bedarf mit erneuerbaren Energiequellen decken zu wollen, sei aus wirtschaftlicher, geografischer und technischer Sicht „Unsinn“, erklärte der Unternehmer und Politiker. Der Energiewende-Vorreiter Deutschland sei „ein sehr reiches Land, das sich solche Investitionen erlauben kann“. Unterdessen sei bekannt geworden, dass der teilstaatliche Stromkonzern CEZ bereits vor Monaten zwei Tochterfirmen für den Bau neuer KKW-Blöcke an den beiden Standorten Temelin und Dukovany gegründet habe. Dies sei ein klares Signal, dass der Investitionsprozess beginne:

t-online.de

Das erste Kernkraftwerk der Welt in Obninsk etwa 100 Kilometer südwestlich von Moskau begeht in diesen Tagen sein 65-jähriges Bestehen. Der Reaktor wurde am 26. Juni 1954 hochgefahren. Einen Tag später wurde erster Atomstrom erzeugt, schreibe die „Parlamentskaja Gaseta“ laut eines Beitrags der russischen Nachrichtenagentur „Sputnik“:

Sputnik