Herzlich willkommen zur neuesten Presseschau, die in dieser Woche erneut lesenswerte Themen aus dem In- und besonders dem Ausland umfasst, darunter aus dem belgischen Doel, dem Schweizer Bednau und mit einer kuriosen Geschichte aus Taiwan. Bemerkenswert ist der Artikel von Heise zur Rolle der Kernkraft zur Erreichung der Klimaziele, lesenswert ist auch der Meinungsbeitrag aus der ZEIT, den Sie am Ende unseres Angebots finden.
Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz als die zuständige atomrechtliche Aufsichts- und Genehmigungsbehörde wurde von der Betreiberin des Kernkraftwerks Emsland fristgerecht über ein Ereignis gemäß Atomrechtlicher Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung (AtSMV) informiert. Hiernach ist ein Schaden, insbesondere Riss, Verformung oder Unterschreitung der Sollwanddicke an einer Einrichtung des Sicherheitssystems meldepflichtig. In diesem Fall sei an der Absperrarmatur in der Messleitung zu einer von insgesamt drei Druckluftflaschen des Notstromdieselmotors das Einschraubgewinde abgerissen, so dass die angeschlossene Druckluftflasche entleert wurde. Die Armatur wurde getauscht und die Druckluftflasche wieder gefüllt. Die Verfügbarkeit des Notstromdieselmotors war mit den verbliebenen zwei Druckluftflascheninhalten durchgehend gewährleistet, so das Ministerium auf seiner Website:
• NIEDERSÄCHSISCHES UMWELTMINISTERIUM
Der Rückbau des Kernkraftwerks Isar 1 verlaufe nach Plan. Isar 2 werde nach einer letzten Revision im Dezember 2022 vom Netz genommen. Das teilte der Betreiber laut der Passauer Neuen Presse auf ihrem Online-Portal PNP.de kürzlich bei einer Pressekonferenz vor Ort mit. Außerdem gab es einen Überblick über das Covid-19-Geschehen am Standort sowie einen Ausblick auf die kernkraftunabhängige neue Gasversorgung am Kraftwerk Isar. Nach aktuellem Planungsstand gehe der Rückbau noch bis 2032, der konventionelle Abriss der Gebäudehüllen erfolge aber zusammen mit KKI 2 ab 2037:
Die Ermittlungen zur Sabotage im belgischen Kernkraftwerk Doel 4 im August 2014 seien laut des Nachrichtenportals Grenzecho nun abgeschlossen. Der Untersuchungsrichter habe jedoch niemanden formell unter Verdacht gestellt. Dies bestätigt laut Grenzecho die föderale Staatsanwaltschaft gegenüber der Zeitung „De Tijd“. Es bleibe ein Rätsel, wer der Täter war und was seine Motive waren. Es bestand nie ein nukleares Risiko, aber der Schaden belief sich auf mehr als 100 Millionen Euro. Am 5. August 2014 kam es zur automatischen Abschaltung von Doel-4 nach einem schweren Turbinenschaden durch Überhitzung, nachdem ein Unbekannter rund 65.000 Liter Öl der Turbine hatte auslaufen lassen:
• GRENZECHO (Bezahlinhalt)
Block 2 des Schweizer Kernkraftwerks Beznau wird laut Nau.ch in den kommenden etwas mehr als fünf Wochen vom Stromnetz genommen. Grund seien die Revisionsarbeiten, wie die Betreibergesellschaft Axpo mitteilte. Beim Herunterfahren der Anlage werde über dem Maschinenhaus, dem nicht-nuklearen Teil der Anlage, Wasserdampf sichtbar. Es bestehe aber keine Gefährdung von Mensch und Umwelt, schreibt die Axpo weiter. Die Schwerpunkte der Revision umfassen Instandhaltungsarbeiten, wiederkehrende Prüfungen und Inspektionen sowie die Inbetriebnahme von neuen Systemen und Komponenten. Zudem würden wie üblich integrale Systemtests durchgeführt. Von den insgesamt 121 Brennelementen werden 20 durch neue ersetzt:
• NAU.CH
Im Kernkraftwerk Kuosheng in Taiwan sei es laut der österreichischen Kronen Zeitung zu einer Notabschaltung gekommen, die offenbar durch eine Panne beim Putzen des Kontrollraumes ausgelöst wurde. Beim Verrücken eines Sessels soll demnach das Reinigungspersonal versehentlich einen Schalter gedrückt haben, der einen Ventilverschluss auslöste, woraufhin die Dampfturbine abgeschaltet und die Notabschaltung eingeleitet worden sei. Nach Identifikation der Ursache des Zwischenfalls sei das AKW Kuosheng nach fünf Stunden wieder ans Netz gegangen, habe aber erst nach drei Tage wieder volle Leistung erbringen können:
Wie der IT-Branchendienst Heise berichtet, seien die internationalen Klimaziele nach Analysen einer UN-Organisation nicht erreichbar, wenn dabei die Kernkraft ausgeschlossen werde. Kernkraft sei eine kohlendioxidarme Energiequelle, die in den vergangenen 50 Jahren 74 Gigatonnen CO2-Emissionen vermieden habe, heißt es demnach in einem Bericht der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE). Nur Wasserkraft habe bei der Vermeidung solcher Emissionen eine größere Rolle gespielt. Während momentan in der UNECE-Region (Europa, Nordamerika und die Länder der ehemaligen Sowjetunion) immer noch mehr als die Hälfte des Stroms mit fossilen Brennstoffen erzeugt werde, seien es 20 Prozent aus Kernkraft; diese wiederum habe 43 Prozent Anteil an der kohlenstoffarmen Stromerzeugung. Nun werde die Zeit knapp, fossile durch nachhaltige Energieträger zu ersetzen, um das Pariser Abkommen und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung umzusetzen, ohne die Kernkraft dabei zu berücksichtigen, so der UNECE-Bericht:
Mit den Vor- und Nachteilen kleiner KKW beschäftigt sich die Schweizer NZZ. Angesichts der explodierenden Kosten für den Bau moderner Kernkraftwerke setzten immer mehr Firmen auf kleine modulare Reaktoren. Zwar könne man die Zahl der Anlagen, die bereits in Betrieb sind, an einer Hand abzählen. Aber laut einer Aufstellung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) werde derzeit weltweit an 70 Projekten geforscht. Die Nuklearindustrie verspräche sich Großes von den kleinen modularen Reaktoren. In Kombination mit den erneuerbaren Energien könnten sie zur Dekarbonisierung der Wirtschaft beitragen und sollen sicherer sein als grosse Reaktoren:
In einem Kommentarbeitrag der Wochenzeitung Die Zeit spricht sich der Autor für eine Laufzeitverlängerung der noch in Deutschland in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke als Übergangslösung aus. Anders, so zitiert der Verfasser den Chef von Siemens Energy, würden 40 Prozent der notwendigen deutschen Erzeugungskapazität fehlen. Man brauche Brückentechnologien, die Deutschland ohne wirtschaftliche und gesellschaftliche Brüche in die karbonfreie Zukunft führen könnten. Solche Brückentechnologien seien Erdgas aus den Pipelines, durch die eines Tages auch Wasserstoff transportiert werden könne, und eben auch die Kernenergie, deren Hauptproblem, die Entsorgung des Atommülls, in zwei oder drei Jahrzehnten möglicherweise lösbarer sein wird als heute. Die sechs Kernkraftwerke zunächst weiterlaufen zu lassen, würde von 2023 an eine jährliche Einsparung von 90 Millionen Tonnen CO2 ermöglichen. Das wäre ein konkretes und sofort wirksames Klimaschutzprogramm:
• ZEIT