Wir begrüßen Sie ganz herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Die Auswahl hat diesmal gleich mehrere Schwerpunkte: Wir beschäftigen uns mit einer Pressemeldung zu Brunsbüttel und einigen „klassischen“ Rückbau- und Zwischenlagerungsthemen. Corona nimmt – natürlich – einen gewissen Raum ein: In dieser Woche nicht nur aus deutscher Perspektive, sondern auch mit Blick in die Schweiz und nach Russland. Die Beschäftigung mit der Zukunft des Energiestandorts Brunsbüttel ist ein weiteres Thema und zum Schluss ein Beleg, dass es sie noch gibt, die guten Nachrichten: Ein Wanderfalke am KKW Krümmel!
Während der Rückbauarbeiten im Kernkraftwerk Brunsbüttel wurde bei der Abfertigung an zwei sogenannten Konrad-Containern Typ III festgestellt, dass der Betondeckel um 180° verdreht aufgelegt worden war. Dies teilte Betreiber Vattenfall in einer Pressemitteilung über das Portal Pressebox mit. Der Betondeckel ist eine Abschirmung, auf den ein zweiter Deckel aus Stahl als äußerer Schutz aufgelegt und verschraubt wird. Der Container enthält Teile des Dampftrockners, der zurzeit in lagergerechte Einzelteile zerlegt wird. Der sichere Einschluss der radioaktiven Stoffe ist von der Abweichung nicht betroffen. Der Betondeckel wurde abgehoben und neu aufgesetzt. Die Prozesse beim Hersteller der Behälter und der Abfertigung im KKB wurden überprüft und um zusätzliche Kontrollschritte zur Qualitätssicherung ergänzt:
Radioaktive Abfälle sollen im baden-württembergischen Philippsburg nahe des dortigen KKW gelagert werden. Dort ist zum Jahreswechsel ein zweiter Reaktorblock abgeschaltet worden. Auf dem Gelände des stillgelegten Kernkraftwerks Philippsburg sei nun ein Lager für schwach- bis mittelradioaktive Abfälle in Betrieb genommen worden. Dort solle Atommüll zwischengelagert werden, der vom Rückbau des Kernkraftwerks stammt, wie der Energiekonzern EnBW mitteilte. Die Hintergründe finden sich bei T-Online:
• T-ONLINE
Das KKW Grohnde ist für sechs Wochen vom Netz gegangen. Am Ostersonntag habe Betreiber Preussen Elektra das Kernkraftwerk bei Emmerthal im Landkreis Hameln-Pyrmont für die jährliche Revision heruntergefahren, so der NDR. Kritik kam von den GRÜNEN in Hinblick auf die Corona-Pandemie. Gesundheitsministerin Carola Reimann und Umweltminister Olaf Lies hatten Anfang April einen Kompromiss zugelassen, damit die Arbeiten durchgeführt werden können und der Infektionsschutz dennoch eingehalten werde. Wichtigste Maßnahme in diesem Zusammenhang: Statt 1.500 Mitarbeitern seien nun höchstens 250 Menschen auf dem Gelände erlaubt, so der Sender:
• NDR
„Die aktuelle Dynamik bei der Ausbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) lässt keine belastbare Prognose zum maximalen Personalausfall eines Kernkraftwerks in Deutschland zu“, erklärte das Bundesumweltministerium Ende März in der Antwort auf eine Grünen-Anfrage, die die taz zum Gegenstand eines Beitrags macht. Die deutschen KKW liefen deshalb unverändert weiter, auch wenn es bei einigen Vorhaben wie z.B. der Revision am KKW Grohnde zu Verzögerungen käme:
• TAZ
Die Corona-Krise habe dazu geführt, dass die Jahreshauptrevision des Schweizer Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) gegenüber Waldshut deutlich kürzer wird als geplant. Der geplante Austausch des Turbinenkondensators soll auf 2021 verschoben werden. Dies hat das Unternehmen mitgeteilt, so die Badische Zeitung. An den Jahreshauptrevisionen im KKL seien stets auch zahlreiche externe Fachkräfte aus dem Ausland beteiligt. Die Corona-Krise, mit der Grenzschließungen und Auflagen zum Gesundheitsschutz einhergehen, habe jedoch die Situation verkompliziert:
Auf Kurs sei hingegen der Rückbau des Schweizer KKW Mühlebergs. Beim Rückbau des stillgelegten Werks sei Ende März der Reaktordruckbehälter geöffnet worden. Die Brennelemente wurden ins Lagerbecken transferiert. Dort kühlen die Brennelemente in den kommenden Jahren ab, bis sie dann ins Zwischenlager Würenlingen im Kanton Aargau transportiert würden. Die mit dem KKW-Rückbau beschäftigten Fachleute hätten den Reaktor erst drei Monate nach der Stilllegung des KKW geöffnet, weil in dieser Zeit die Radioaktivität bereits um den Faktor 1000 zurückgegangen ist, teilte der Betreiber laut Wirtschaft Regional mit:
Auch in Russland beschäftigt die Corona-Krise die Betreiber von KKW. Der russische Energiekonzern Rosatom verschärfte laut eines Berichts des Finanzportals onvista nach einem Corona-Fall die Sicherheitsvorkehrungen in einem seiner Kernkraftwerke. Alle Beschäftigten des KKW Belojarsk bei Jekaterinburg seien isoliert worden, teilte Rosatom-Chef Alexej Lichatschow am Mittwoch mit. „Alle Mitarbeiter der fünf Schichten leben nun getrennt von ihren Familien.“ Sie würden nun in speziellen Transportern zu dem Kraftwerk gebracht und medizinisch versorgt:
• ONVISTA
In Block 2 des endgültig abgeschalteten Kernkraftwerks im baden-württembergischen Philippsburg ist eine undichte Stelle entdeckt worden. Dies teilte das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft nach einem Bericht des Nachrichtenportals TAG 24 mit. Die undichte Stelle sei bereits am 26. März an einer Rohrleitung des Systems zur Behandlung radioaktiver Abwässer entdeckt worden. Sie bildete sich offenbar während einer Reinigung einer Zentrifugenanlage. Die undichte Stelle habe jedoch nach Einstufung des Umweltministeriums „keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung“:
• TAG 24
Die Diskussion um das LNG-Terminal am Energiestandort Brunsbüttel dauert an. Während die Handelskammer dem Projekt in Brunsbüttel Rückendeckung signalisiert, lehnen Umweltschützer es laut eines Berichts der shz beharrlich ab. U.a. die Lage des Terminals zwischen dem Kernkraftwerk Brunsbüttel mit Standortzwischenlager und Lager für radioaktives Material vom Rückbau sowie der Sonderabfallverbrennungsanlage – für die gerade die Planung einer Erweiterung läuft – und dem Betriebsgelände der Spedition Kruse und dem Covestro-Werk sei kritisch zu sehen. Positiv äußerte sich der IHK-Chef: „Das Projekt bietet enorme Chancen und Entwicklungspotenzial für den Wirtschaftsstandort Brunsbüttel und für ganz Schleswig-Holstein“. Das landesweit größte Industriegebiet sei weiterhin auch eine Energiedrehscheibe, hieß es laut shz aus der Kammer:
• SHZ
Bislang waren die Wanderfalken eher eine Domäne des KKW Brunsbüttel, nun kann auch das KKW in Krümmel mit gefiederten Bewohnern aufwarten: Die Turmfalkenpärchen in Geesthacht und Hohenhorn haben wieder ihre Nistkästen bezogen. Auch beim KKW Krümmel ist nun einer eingezogen. 30 Tage werden die Greifvögel zwei bis sieben Eier bebrüten, dem folgen eine etwa genau so lange Nestlingsdauer und ein weiterer Monat der Versorgung der jungen Falken durch die Eltern. Im vergangenen Jahr war der Kasten an der Dachkante eines Gebäudes noch vom mutmaßlich einzigen Wanderfalken in der Region belegt gewesen. Die Bergedorfer Zeitung hat die Geschichte: