Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial wurden in den vergangenen zwei Wochen mehrere Nachrichten zu stillgelegten deutschen Kernkraftwerken aufgegriffen, darunter beginnende Rückbau-Maßnahmen einiger Standorte sowie eine Großübung für Notfälle. Außerdem gibt es Neuigkeiten zu den Genehmigungsverfahren für weitere Rückbauschritte in Deutschland. Internationale Kooperationen und Entwicklungen in der Kernenergie wurden ebenfalls thematisiert. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
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RWE hat mit den ersten Maßnahmen zum Rückbau des Atomkraftwerks Emsland begonnen, darunter den Abbau von Kerneinbauten und Dampferzeugern. Vorbereitende Arbeiten, wie die Dekontamination aktiver Systeme, wurden bereits durchgeführt, um die Strahlenbelastung zu verringern. Zusätzlich baut RWE seit 2023 ein Technologie- und Logistikgebäude für die Entsorgung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. Parallel wird der Standort Lingen zum Wasserstoff-Hub umgestaltet, um die Produktion von Wasserstoff auszubauen:
• IWR
Berlin und einige Orte in Brandenburg sind als mögliche Standorte für ein Atommüll-Endlager in Betracht gezogen worden, da unter der Hauptstadt dicke Tonschichten existieren, die für die Lagerung geeignet sein könnten. Dennoch gilt es als unwahrscheinlich, dass Berlin ausgewählt wird, da die Schichten nicht groß genug sind. Ein Geowissenschaftler beruhigt, dass ein Endlager in 300 Metern Tiefe keine Gefahr für die Bewohner darstellen würde. Bis 2027 soll die Zahl der infrage kommenden Gebiete deutlich reduziert werden:
• BERLINER KURIER
Auf Antrag der Union soll ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss klären, ob der Atomausstieg in Deutschland 2022 von den Ministerien ergebnisoffen geprüft wurde oder ob eine ideologische Entscheidung getroffen wurde. Gleichzeitig gibt es Widerstand aus der Energiewirtschaft, die auf hohe Kosten und die Notwendigkeit eines Fokus auf erneuerbare Energien hinweist:
• TAGESSCHAU
• SZ
• FR
Eine Studie des norwegischen Professors Jan Emblemsvåg behauptet, Deutschland hätte durch den Verbleib bei der Atomkraft 600 Milliarden Euro einsparen können. Diese Berechnung wird jedoch von Wissenschaftler:innen des Fraunhofer-Instituts kritisiert, die auf methodische Fehler hinweisen, insbesondere eine „Doppelzählung“ der Kosten für erneuerbare Energien. Dadurch sei der Kostenvorteil der Atomkraft stark überzeichnet. Laut Fraunhofer sinken die berechneten Gesamtkosten für erneuerbare Energien, wenn die Doppelzählung korrigiert wird, und der finanzielle Unterschied zur Atomkraft fällt deutlich geringer aus:
• SPIEGEL ONLINE (Bezahlinhalt)
Bei einer Großübung am ehemaligen Kernkraftwerk Biblis probten rund 160 Einsatzkräfte den Umgang mit einer Verpuffung beim Umfüllen brennbarer Gase. Ziel war es, Notfallstrukturen sowie Melde- und Rettungsketten zu testen. Organisiert wurde die Übung von der BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, der EnBW und lokalen Behörden. Die Verantwortlichen zogen eine positive Bilanz und betonten, dass man auch auf unwahrscheinliche Ereignisse gut vorbereitet sei:
• SWR AKTUELL
Aktuelle Stimmen
EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra spricht sich für den Ausbau der Atomkraft in Europa aus und kritisiert die emotionale Debatte in Deutschland. Er sieht Kernenergie als wichtigen Übergangsbrennstoff neben dem Ausbau von Wind- und Solaranlagen. Als Vorbild nennt er Finnland, wo Kernenergie unabhängig von der politischen Richtung unterstützt wird:
• WELT
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) erwartet, dass die Genehmigung zum Rückbau des Erkundungsbergwerks Gorleben noch 2024 erteilt wird, sodass Anfang 2025 mit der Verfüllung des Salzstocks begonnen werden kann. Meyer betonte, dass Gorleben als Atommüll-Endlager ungeeignet sei und kein Standort für zusätzlichen Atommüll werden soll. Zudem plant er eine Flugverbotszone über Gorleben, um die Sicherheit angesichts möglicher Drohnengefahren zu verbessern:
• NDR
Internationale Nachrichten
Kasachstan: In Kasachstan hat die Mehrheit der Bevölkerung in einem Referendum für den Bau des ersten Kernkraftwerks des Landes gestimmt. Die Regierung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew sieht den Bau als wichtiges Projekt zur Sicherung der Energieversorgung, da Kasachstan trotz seiner Öl- und Gasreserven Probleme mit der Energieversorgung hat:
• TAGESSCHAU
• DEUTSCHLANDFUNK
Polen und Tschechien: Polen und Tschechien haben vereinbart, bei der zivilen Nutzung der Kernenergie enger zusammenzuarbeiten. Polen plant den Bau seines ersten Atomreaktors bis 2033, während Tschechien bereits über umfangreiche Erfahrung mit sechs bestehenden Reaktoren verfügt. Beide Länder sehen die Atomkraft als entscheidenden Weg zur Sicherung ihrer Energieversorgung und zum Erreichen von Klimazielen:
• DEUTSCHLANDFUNK
Google plant ab 2030, den steigenden Energiebedarf seiner Rechenzentren, insbesondere durch künstliche Intelligenz, mit Atomstrom aus fortschrittlichen, kleinen Reaktoren von Kairos Power zu decken. Diese Small Modular Reactors (SMR) sollen bis 2035 eine jährliche Leistung von 500 Megawatt erreichen. Der Einsatz von Atomenergie wird als umweltfreundliche Lösung für den wachsenden Strombedarf der Technologiebranche angesehen, wobei Google und andere Unternehmen wie Microsoft ähnliche Initiativen verfolgen, um klimaneutrale Ziele zu erreichen:
Bildquelle: Rückbauanlage Biblis, RWE