Presseschau vom 10.07.2024

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Medial wurden diese Woche mehrere Nachrichten zu stillgelegten deutschen Kernkraftwerken aufgegriffen. Außerdem finden Sie Informationen zum Untersuchungsausschuss zum Kernkraft-Ausstieg, einen Kommentar zu Nachnutzungsmöglichkeiten von KKW-Geländen sowie internationale Nachrichten. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

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Seit dem 4. Juli befasst sich ein Untersuchungsausschuss im Bundestag mit der Frage, ob das Wirtschafts- und das Umweltministerium den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke 2022 vorbehaltlos geprüft haben. Hintergrund ist, dass seitens der Oppositionsparteien der Verdacht geäußert wurde, dass es nie eine ergebnisoffene Prüfung eines Weiterbetriebs gegeben habe und die Öffentlichkeit hinsichtlich der drei zu dem Zeitpunkt verbleibenden Kernkraftwerke getäuscht wurde:

TAGESSCHAU

Das seit 2015 stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld in Bayern befindet sich seit geraumer Zeit im Rückbau. Nun sollen die Kühltürme des Kraftwerks gesprengt werden. Bei diesem Schritt des Rückbaus handelt es sich um einen der ersten, der auch von außen erkennbar ist – der Großteil der seit 2018 durchgeführten Rückbauarbeiten hat sich bislang auf das Innere des Kernkraftwerks beschränkt. Hinter den Kulissen wird jedoch auch die Sprengung der Kühltürme schon seit drei Jahren geplant. Für diesen wichtigen Schritt braucht es eine Baugenehmigung, der langwierige Genehmigungsverfahren zugrunde liegen, und auch die Rahmenbedingungen müssen so gestaltet werden, dass absolute Sicherheit gewährleistet werden kann. Matthias Aron, Leiter der Bauabteilung des KKW Grafenrheinfeld, erzählt, welche Vorbereitungen getroffen wurden, wie die Sprengung ablaufen wird und wie sich dieser Arbeitsschritt in den Gesamtrückbau einreiht:

MAINPOST

Im seit April 2023 stillgelegten Kernkraftwerk Emsland ist es zu einem meldepflichtigen Ereignis gekommen. Bei Wartungsarbeiten wurde ein Riss im Bereich einer Anlassleitung eines Notstromdieselmotors festgestellt, nachdem ein Arbeiter auf eine ungewöhnliche Geräuschentwicklung aufmerksam geworden war. Der Startvorgang eines Notstromdieselmotors sei abgebrochen und die defekte Leitung ausgetauscht worden. Bei prophylaktischen Untersuchungen der anderen Leitungen konnten keine weiteren Defekte festgestellt werden. Auf den Betrieb der Anlage habe der Vorfall keinerlei Auswirkungen, es habe auch zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden, so der Bericht des Betreibers RWE:

MERKUR

Aktuelle Stimmen:

Im April 2023 wurden die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz genommen. Seitdem steht vor allem der Rückbau im Mittelpunkt – und dazu gehört auch das Thema der Nachnutzung der Kraftwerksgelände. SWR-Kultur-Redakteur Christian Batzlen argumentiert nun, dass eine Nachnutzung als Denkmäler und Kulturorte viele Kosten sparen und die Erinnerung an eine Zeit, die das Land jahrzehntelang politisch geprägt hat, aufrechterhalten. Diese Herangehensweise gebe es schon im Ausland und auch in Deutschland sei sie bei anderen post-industriellen Orten bereits weit verbreitet. Batzlen stellt außerdem bereits bekanntgegebene Nachnutzungskonzepte für deutsche KKW-Gelände vor:

SWR

Internationale Nachrichten:

USA: Im US-amerikanischen Bundesstaat Pennsylvania ist ein Konflikt um die Nutzung der aus dem Kernkraftwerk Susquehanna gewonnenen Energie entstanden. Im vergangenen März hatte Amazon in der Nähe ein Datenzentrum erworben, das direkt an das Kernkraftwerk angeschlossen ist – Teil des damaligen Deals war eine Liefergarantie von 480 Megawatt. Nun klagen die beiden Versorgungsunternehmen American Electric Power (AEP) und Exelon gegen den Deal zwischen Amazon und Kernkraftbetreiber Talen Energy. Bislang fließt ein wesentlicher Teil der aus dem Kernkraftwerk gewonnenen Energie in die Netze der beiden Unternehmen und versorgt so Verbraucher in den östlichen Vereinigten Staaten. Amazon zahlt anders als andere Stromverbraucher keine Netzentgelte für das Datenzentrum – Kunden der beiden Versorgungsunternehmen kommen so also alleinig für die Kosten der Übergabepunkte im Umspannwerk auf. Hinter dem Konflikt steht die allgemeinere Frage, wer zwischen KI-Datenzentren und Verbrauchern Priorität bei der Energieversorgung hat:

WINFUTURE

Norwegen: Wie viele andere europäische Länder auch, sieht Norwegen in der Nutzung von Kernkraft große Potentiale für Versorgungssicherheit und saubere Energiegewinnung. Nun wurden mögliche Pläne öffentlich, die einen Bau des ersten kommerziellen Kernkraftwerks des Landes in der Gemeinde Farsund in Agder vorsehen. Bevor die Pläne konkreter werden, wird ein Ausschuss allerdings noch bis 2026 prüfen, ob Kernkraft für das Land als Energiequelle in Frage kommt. Norwegen ist nicht komplett unvertraut mit dem Bau von Kernkraftwerken, doch die vier Reaktoren, die in den 1950ern errichtet wurden, dienten einzig Forschungszwecken und sind schon lange außer Betrieb:

HEISE

Bildquelle: Talen Energy