Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Auch im Neuen Jahr bleibt die Debatte rund um den deutschen Ausstieg aus der Kernkraft medial präsent. Zudem finden Sie in dieser Ausgabe Nachrichten zu den unterschiedlichen europäischen Strategien innerhalb der Energiepolitik sowie Informationen zu einzelnen europäischen Kernkraftwerken. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.
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Auch neun Monate nach dem deutschen Ausstieg aus der Kernkraft ist die Debatte um einen möglichen Wiedereinstieg noch nicht zu Ende. Insbesondere CDU/CSU und FDP drängen auf eine Reaktivierung von bereits abgeschalteten Kraftwerken und auf einen möglichen Neubau von Reaktoren. Technisch gesehen ist das noch möglich, doch es wäre mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden, und es bestehen Zweifel ob noch Investoren zu finden wären. Dass ein Wiedereinstieg zum aktuellen Zeitpunkt nicht sehr wahrscheinlich wirkt, geben auch Kernkraft-Fürsprecher zu. Wenn, dann wäre eine Investition in Nachfolgetechnologien im Bereich der Kernkraft wahrscheinlicher. Ein Beispiel dafür könnten sogenannte Small Nuclear Reactors sein, für die sich auch Ministerpräsident Söder noch im Dezember aussprach. Man müsse neuen Technologien gegenüber unabhängig von Ideologie aufgeschlossen bleiben:
• BR
Während der deutsche Ausstieg aus der Kernkraft nunmehr fast ein Jahr her ist, wächst die deutsche Beteiligung an der Produktion von nuklearen Brennelementen. So will nun auch beispielsweise die zum französischen Framatome gehörende Firma Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) den Betrieb in ihrer Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen ausbauen. Bislang werden dort nur quadratische Brennelemente produziert, jetzt aber sollen auch sechseckige Brennelemente dazukommen, wie sie für Kernkraftwerke russischer Bauart benötigt werden. Derartige Kernkraftwerke gibt es aktuell in Tschechien, der Slowakei, der Ukraine, Bulgarien, Armenien, Finnland, dem Iran und China. Kritiker befürchten, dass der russische Konzern Rosatom aufgrund seiner anderweitigen Zusammenarbeit mit Framatome durch die Brennelementefabrik in Deutschland Fuß fassen könnte:
• TAZ
Erstmals wird mehr als die Hälfte des deutschen Stromerzeugnisses aus erneuerbaren Energien gewonnen. Trotz dieses Erfolges sprach sich Hessens Ministerpräsident Boris Rhein nun aber dafür aus, einen Wiedereinstieg in die Kernkraft ins Auge zu fassen. Es handele sich dabei um eine saubere Energiequelle, die auch viel Innovationspotential biete. Deutschland müsse bei Zukunftsprojekten mutig vorangehen. Rhein wünscht sich außerdem, dass Hessen Leitstandort für laserbasierte Kernfusion wird:
Am 11. Januar 2024 ist im Kernkraftwerk Krümmel eine Dialogveranstaltung im Oberstadttreff im Dialogweg 1 in Geesthacht geplant. Geleitet wird diese von KKW-Leiter Torsten Fricke und Karsten Wulff, Referent für regionale Kommunikation bei Vattenfall. Anlass ist, dass Ende des Quartals ein Entwurf für den Rückbau seitens der atomrechtlichen Genehmigungsbehörde erwartet wird. Bei diesem handelt es sich zwar nicht um eine Rückbaugenehmigung, doch er ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Der Rückbau des 2011 stillgelegten Kernkraftwerks wurde bereits 2015 beantragt, bislang sind jedoch lediglich Rückbauarbeiten erlaubt, die zur Not reversibel wären. Wie lange die Genehmigung noch auf sich warten lassen wird, lässt sich nicht sagen. Die Dauer der Rückbauarbeiten wird auf 15 Jahre geschätzt:
• HAMBURGER ABENDBLATT (Bezahlinhalt)
• EINLADUNG (Perspektive Krümmel)
Internationale Nachrichten:
Spanien: Während Länder wie Frankreich, England oder Polen auf den Ausbau der Kernkraft setzen, schlägt Spanien die gleiche Richtung wie Deutschland ein. Ende Dezember bestätigte die Regierung den geplanten Ausstieg bis 2035. Aktuell befinden sich noch sieben spanische Kernkraftwerke am Netz, die schrittweise Abschaltung soll ab 2027 beginnen. Den Anfang soll dabei im November 2027 Block 1 des KKW Almaraz machen, das seit 1983 in Betrieb ist. Um seine Energie- und Klimaziele trotzdem erreichen zu können, plant Spanien eine gezielte Förderung von Photovoltaik und Windenergie:
• EFAHRER
Ukraine: Die Lage am ukrainischen KKW Saporischschja sorgt seit Beginn des russischen Angriffskriegs für Bedenken. Schon mehrfach kam es zu Stromausfällen und auch die Kämpfe rund um das Kraftwerksgelände führten zu Sorge. Nun durften Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Anlage erstmals nicht inspizieren. Der Zutritt zu den Reaktorhallen der Blöcke 1, 2 und 6 werde ihnen seit zwei Wochen verweigert, so IAEA-Direktor Rafael Grossi. Auch die schon seit mehreren Wochen geplante Begehung der Reaktordächer habe aufgrund von russischen „Sicherheitsbedenken“ noch nicht stattgefunden:
• NAU.CH
Tschechien: Am in der tschechischen Region Südböhmen gelegenen Kernkraftwerk Temelín hat am 3. Januar eine unangekündigte Notfallübung stattgefunden. Rund 1000 KKW-nahe Anwohner wurden per SMS informiert, auf dem Gelände ertönten Sirenen. Das Kernkraftwerk, das 2023 den dritthöchsten Jahreswert an Strom seit der Inbetriebnahme im Dezember 2000 produzierte, steht aufgrund von Störfällen und möglichen qualitativen Baumängeln seit langem in der Kritik. Insbesondere seitens Deutschlands und Österreichs gibt es aufgrund der Grenznähe großes Interesse an dem Kernkraftwerk:
Frankreich: Sechs neue Kernkraftwerke befinden sich schon seit geraumer Zeit in Planung. Nun liegt ein aktueller Gesetzesentwurf vor, der zudem den Bau von acht weiteren Kernkraftwerken vorsieht. Als Grund dafür wird das Vorhaben Frankreichs genannt, den Anteil fossiler Brennstoffe am Energieverbrauch bis 2035 um 20 Prozentpunkte auf 40% zu reduzieren. Dieses Ziel erfordere es, ab 2026 weitere Kraftwerke, mit einer Leistung von insgesamt 13 Gigawatt, zu bauen, so Energieministerin Agnès Pannier-Runacher. Nicht unumstritten ist das dafür vorgesehene Reaktormodell. Die von Frankreich selbst entwickelten EPR-Reaktoren haben schon mehrfach Verzögerungen und Kostenexplosionen mit sich gebracht:
• SPIEGEL
Bildquelle: Centrales Nucleares Almaraz-Trillo