In dieser Woche können wir Ihnen ein besonders umfangreiches Angebot lesenswerter Beiträge machen: Es geht um Nachrichten zu Kernkraftwerken im Norden und ganz Deutschland, wir blicken in die grenznahen Gebiete Frankreichs und der Schweiz und verfolgen die zunehmend hörbarer geführte nationale und internationale Debatte über eine Renaissance der Kernkraft. Ein Beitrag zur Entwicklung des Energiestandorts Brunsbüttel rundet unser Angebot ab.
Mit „Irritation“ habe laut shz die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH die zum wiederholten Mal vorgetragenen Behauptungen über Sicherheitsdefizite des Zwischenlagers Brokdorf zur Kenntnis genommen. Die von der Initiative Brokdorf-Akut und BUND-Kreisgruppe Steinburg erhobenen Vorwurf wies sie demnach entschieden zurück. „Ein Blick in die amtlichen Genehmigungsunterlagen und den Stresstest der Entsorgungskommission des Bundes genügt, um zu erkennen, dass die Sorgen vor Ereignissen wie einem Flugzeugabsturz, einem Tankerunglück oder einem Hochwasser unbegründet sind. Alle diese Szenarien sind mehrfach umfassend durch die Behörden betrachtet worden, mit dem Ergebnis, dass keine Gefahr für die Menschen oder Umwelt besteht“, zitiert das Blatt einen Sprecher der BGZ:
Das Kernkraftwerk Grohnde wird zum 31. Dezember 2021 seinen Leistungsbetrieb einstellen, im Anschluss beginnt die rückbauvorbereitende Maßnahme, der sogenannte Nachbetrieb. Mit Inanspruchnahme der ersten Stilllegungs- und Abbaugenehmigung Anfang 2023 beginnt der Rückbau. Die für die Begleitung des Rückbaus vom Hameln-Pyrmonter Kreistag beschlossene und gegründete Begleitkommission „BK Grohnde“ habe laut Täglicher Anzeiger im letzten Jahr ihre Arbeit aufgenommen und begleitet das Kernkraftwerk Grohnde politisch und gesellschaftlich bis zum konventionellen Rückbau voraussichtlich Ende 2039. Zuletzt war die BK Grohnde auf Einladung des Betreibers im Kernkraftwerk Würgassen zu Besuch, um sich über die praktische Seite eines Rückbaus informieren zu lassen:
Bis Ende 2021 darf der letzte Block im KKW Gundremmingen, Block C, laufen. Danach könne er abgebaut werden. Dies habe laut BR das Bayerische Umweltministerium genehmigt. Bis das Kernkraftwerk komplett abgebaut ist, werde es aber noch lange dauern. Das Ministerium betonte in einer Pressemitteilung, dass man hinter dem Ausstieg aus Kohle und Kernenergie stehe und an den gesetzlichen Abschalteten nicht gerüttelt werde. Block C in Gundremmingen dürfe noch bis zum 31.12.2021 laufen, Block B wurde schon im Dezember 2017 für immer abgeschaltet:
• BR
Im Norden von Breisach sollte vor 50 Jahren ein Kernkraftwerk mit vier Reaktorblöcken gebaut werden. In Breisach begann der badische Anti-Atom-Protest, der laut des Berichts der Badischen Zeitung „ganz Deutschland veränderte“. Der Bau wurde verhindert, da er sich aufgrund der Proteste als nicht politisch durchsetzbar erwies. Der Beitrag rekapituliert die damaligen Geschehnisse:
• BADISCHE ZEITUNG (Bezahlinhalt)
Mit der Situation ein Jahr nach der Stilllegung des KKW im französischen Fessenheim nahe der Grenze zu Baden-Württemberg befasst sich der SRF in einem Beitrag, zu dem auch ein Video gehört. Offenbar auch unabhängig von der Corona-Pandemie habe sich die Lage der Gastronomie und des Beherbergungsgewerbes im Ort deutlich verschlechtert, hinzu käme der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze. Gleichzeitig sei jedoch auch ein starker Zuzug in die Region zu beobachten, insbesondere von Bewohnern aus unmliegenden Großstädten. Besonders schmerzhaft seien die Folgen der KKW-Schließung dagegen für die Gemeinde. Die Einnahmen seien deutlich eingebrochen. Électricité de France (EDF) zahlte demnach früher Gewerbesteuern an den Gemeindeverband Haut-Rhin-Brisach und seine 29 Gemeinden in Höhe von 15 Millionen Euro jährlich, davon zwei Millionen an Fessenheim:
• SRF
Nach einem umfangreichen Check ging das grenznahe schweizerische Kernkraftwerk Beznau am Mittwoch wieder vollständig zurück ans Netz. Zwei Wochen lang hatten Spezialisten zuvor einen Teil der Brennelemente ausgetauscht und anschließend alle Systeme überprüft. Zwanzig der insgesamt 121 Brennelemente im Reaktorkern mussten während der Wartungsarbeiten erneuert werden. Nach Pfingsten konnten die Betreiber den Reaktor dann wieder schrittweise hochfahren. Im Juni solle das Kraftwerk dann nach Angaben des Energiekonzerns Axpo wieder seine volle Auslastung erreichen. Während des Übergangs könnten Wasserdampfwolken über dem Gelände aufsteigen, diese seien aber normal und stellen keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar, heißt es laut des Berichts bei Baden-FM:
• BADEN.FM
Das US-Unternehmen Terrapower, zu dessen Initiatoren der Microsoft-Gründer Bill Gates gehört, will einen neuartigen Kernreaktor bauen, so das Nachrichtenportal Golem. Er solle auf dem Gelände eines Kohlekraftwerks entstehen, das in Kürze stillgelegt wird. Terrapower entwickele einen sogenannten Small Modular Reactor (SMR). Diese Reaktoren seien kleiner als die bisher gebauten und sollen weniger aufwendig und sicherer sein. Terrapower kündigte demnach an, einen solchem SMR im US-Bundesstaat Wyoming zu bauen. Den genauen Standort wolle das Unternehmen erst Ende des Jahres bekanntgeben. Der Reaktor, den Terrapower plant, wird ein Flüssigsalzreaktor, der mit Natrium gekühlt wird. Er soll eine Leistung von 345 Megawatt haben. Bei Bedarf könne die Leistung auf 550 Megawatt gesteigert werden. Zum Vergleich: Der noch aktive Teil des Kernkraftwerks Gundremmingen in Bayern liefert 1.344 Megawatt. Der Bau der Demonstrationsanlage soll rund eine Milliarde US-Dollar kosten und etwa sieben Jahre dauern:
• GOLEM.DE
Kernenergie sei lange von Investoren verschmäht worden, so die WELT. Das ändere sich nun, weil Anleger, die nachhaltig investieren, der Kernkraft zu einem machtvollen Comeback verhelfen würden. In vielen Plänen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen spielten nukleare Technologien eine zentrale Rolle als jene Energieform, die unabhängig von Wetter und Jahreszeiten verlässlich Strom liefere, ohne dabei Kohlendioxid (CO2) zu produzieren. Die Finanzmärkte könnten laut WELT zu einem wichtigen Treiber dieser Entwicklung werden, zeige die Richtung der Geldströme doch an, wo Zukunftsinvestitionen getätigt würden. Milliarden von Anlagegeldern seien auf der Suche nach nachhaltigen Investments, die mit den ESG-Standards vereinbar sind, die Kriterien für die ökologische, sozial und gesellschaftlich verantwortliche Geldanlage festlegen. Insbesondere Uranminen böten attraktive Anlageoptionen:
Mit der Renaissance der Kernkraft beschäftigt sich auch das Magazin Markt und Mittelstand. Weltweit investieren zahlreiche Länder in den Ausbau der Kernkraft. Einer der entschiedensten Befürworter sei Frankreich. Für Staatspräsident Emmanuel Macron stehe fest: „Unsere ökologische und energetische Zukunft hängt auch von der Kernenergie ab. „Frankreich erziele rund 80 Prozent seiner benötigten Stromproduktion aus der Kernkraft. Auch Großbritannien habe die Kernenergie noch nicht abgeschrieben. Der „Aktionsplan zur Entkarbonisierung“, der das Ziel hat, den Ausstoß von Treibhausgasen im Land bis 2050 komplett zu beenden, sehe den Bau neuer Mini-Kernreaktoren vor. 15 dieser von Rolls-Royce geplanten Reaktoren mit einer Kapazität von 440 Megawatt – genug, um eine 500.000-Einwohner-Stadt zu versorgen – sollen in den kommenden neun Jahren ans Netz gehen:
In Deutschland gäbe es immer weniger Kernkraftgegner, das zeige eine neue Umfrage, auf die sich die WELT bezieht. Wegen drohender „Stromlücken“ und verschärfter Klimaziele halten immer mehr den Ausstieg für verfrüht und wünschen sich eine Laufzeitverlängerung. Im Auftrag des Pro-Atomkraftvereins Nuklearia e.V. und des Deutschen Arbeitgeberverbands e.V. (also erklärten Befürwortern der Kernkraft) befragte Allensbach demnach zwischen dem 1. und 13. Mai genau 1027 repräsentativ ausgewählte Deutsche in Face-to-Face-Interviews. Auf die „allgemeine“ Frage nach dem 2011 beschlossenen Atomausstieg bis 2022 antworteten 56 Prozent der Befragten, sie hielten diesen für „richtig“, 25 Prozent heilten ihn für „nicht richtig“. Allerdings hielten im Jahre 2012 noch 73 Prozent der Bevölkerung die Entscheidung der damaligen Regierung, aus der Kernenergie auszusteigen, für richtig, 2014 waren es noch 70 Prozent, 2016 dann nur noch 65 und 2019 bereits nur noch 60 Prozent. Im gleichen Zeitraum vergrößerte sich der Anteil derer, die den Ausstiegsbeschluss kritisch sehen, von 16 auf 25 Prozent:
Ebenfalls die WELT berichtet aus Holland. Deutschlands Nachbar gelte zwar als progressiv beim Klimaschutz, beim Thema Kernenergie seien die Ansichten jedoch ganz unterschiedlich. Statt Ausstieg werde der Bau neuer KKWs diskutiert. Kritik gegen einen möglichen Standort gäbe es weniger im eigenen Land als vielmehr aus Deutschland. Noch immer steht das einzige KKW der Niederlande im südwestlichen Borssele. Es sorge für drei Prozent der Stromversorgung im Land, in Deutschland liegt der Anteil der Kernkraft bei über zehn Prozent. Am selben Standort sollte 2012 ein zweiter Block gebaut werden, die Planungen wurden damals aber vor allem aus Unsicherheit der Investoren ausgesetzt:
Ein weiterer Schritt in die Zukunft am Energiestandort Brunsbüttel: Die Europäische Kommission hat laut des Fachdienstes energate messenger die Regulierungsfreistellung für das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel genehmigt. Die Entscheidung beziehe sich auf die beantragte Jahresdurchsatzkapazität von 8 Mrd. Kubikmetern im Jahr, teilte demnach die German LNG Terminal GmbH mit. Die Bundesnetzagentur hatte die langfristige Ausnahme von der Regulierung bereits Ende November 2020 genehmigt. Für ihre Freigabe hatte die EU-Kommission aber noch zusätzliche Informationen angefordert und eine Konsultation der nationalen Regulierungsbehörden durchgeführt. Im Genehmigungsverfahren habe die German LNG Terminal GmbH nun das Scoping zur Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen. Auf der Website des Projektes heißt es, dass noch im 2. Quartal 2021 die Planfeststellung beantragt werden soll:
• ENERGATE MESSENGER (Bezahlinhalt)