Presseschau vom 08.11.2019

Wir begrüßen Sie recht herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Dieses Mal ausschließlich mit innerdeutschen Themen, die eine große thematische Vielfalt umfassen: Reststromverfahren, Rückbau konkret und allgemein, Deponiethematik, Proteste, Ansiedlung von auf Rückbau spezialisierten Unternehmen, ein Portrait eines Anti-KKW-Veterans und zuletzt ein Leistungsvergleich von Kraftwerken bilden einen bunten Strauß an Lesestoff.

In den vergangenen zwölf Monaten hat sich einiges getan im Inneren des KKW Brunsbüttel an der Elbe: Nachdem im Dezember 2018 das Kieler Energiewendeministerium die sogenannte Stilllegungs- und Abbaugenehmigung erteilt hatte, konnte mit dem Abbau begonnen werden. Vom Stand der Dinge berichteten Vertreter des Betreibers im Rahmen der regelmäßigen Informationsveranstaltung „Energiewende konkret“, die erneut im Brunsbütteler Elbeforum stattfand. Ein ganz wichtiger Schritt sei die Entkopplung des Reaktordruckbehälters (RDB), so Kraftwerksleiter Markus Willicks. Nun könne dessen Zerlegung beginnen. In dem Verfahren kommt bei kontaminierten Bauteilen ein Roboter zum Einsatz, der unter Wasser arbeite, wie der zuständige Projektleiter Dr. Michael Hinderks erläuterte. Erst wenn der RDB sozusagen leer sei, werde auch der Behälter zerlegt und einlagerungsfähig in sogenannte Konrad-Container verpackt. Boyens Medien berichten ausführlich:

BOYENS MEDIEN

Die Kraftwerksbetreiber Vattenfall und Eon seien sich bei der Übertragung von Reststrommengen aus dem gemeinsamen Kernkraftwerk Krümmel immer noch uneinig und wollen erneut vor Gericht verhandeln, teilten sie gegenüber dem Energie-Informationsdienst Montel mit. Man habe das Oberlandesgericht Hamburg um eine Fortführung des Verfahrens gebeten. Das Gericht hatte die beiden Parteien im August aufgefordert, sich außergerichtlich zu einigen. Gegenstand des seit Jahresbeginn andauernden Prozesses sind ungenutzte Reststrommengen von zusammen 88 TWh aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Krümmel, das zu jeweils 50% Vattenfall und Eon gehört. Eon-Tochter Preussen Elektra argumentiert, dass ihr 50% der Mengen unentgeltlich zustehen würden. Vattenfall hingegen ist bereit, die Mengen gegen eine Zahlung abzugeben:

MONTEL 

Den Rückbau des KKW Unterweser begleitet die NWZ Online mit einer Reportage. Seit dem 21. Februar 2019 sei das Werk brennstofffrei. Die Brennelemente lagern in 40 Castorbehältern mit je neun Elementen in einem getrennten und gesicherten Nebengebäude, das der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) untersteht. Im Frühjahr 2020 sollen die Unterwasser-Arbeiten an den Einbauten des Reaktordruckbehälters beginnen. 2032 soll der sogenannte nukleare Rückbau beendet, also der besonders geschützte Kontrollbereich abgebaut sein. Mehr als 300 Personen seien gegenwärtig unmittelbar mit dem Rückbau beschäftigt:

NWZ ONLINE

Auch die WELT berichtet in einem ähnlich ausführlichen Beitrag über den Rückbau des niedersächsischen KKW:

WELT

Anders als geplant hat die Deponierung von Bauschutt aus dem Rückbau des KKW Neckarwestheim auf Deponien im Landkreis Ludwigsburg noch nicht begonnen. Die Entscheidung für die Lagerflächen hatte zuvor zu heftigen Diskussionen geführt. Hintergrund der Verzögerung sei laut Stuttgarter Zeitung offenbar, dass der Energiekonzern EnBW mit dem Abriss und der Entsorgung des Meilers nicht so schnell vorankomme wie geplant. Da das Abbruchmaterial, das in Fachkreisen als „frei gemessen“ und damit als unbedenklicher Abfall gilt, nicht in kleinen Chargen, sondern in einem großen Transport ankommen soll, verzögere sich die Einlagerung noch weiter:

STUTTGARTER ZEITUNG

Unter dem Motto „Atom und Kohle die Rote Karte zeigen“ haben nach Veranstalterangaben rund 350 Aktivisten in Lingen die sofortige Stilllegung des dortigen Kernkraftwerks gefordert. Zur Mittagszeit starteten die Demonstranten mit einer Kundgebung am Bahnhof. Redebeiträge gab es unter anderen von Aktivisten aus Belgien, Aachen und von verschiedenen Gruppen aus Lingen, wie deren Sprecher laut eines Berichts der NWZ Online sagte:

NWZ ONLINE

Vom  „komplexesten und teuersten Verschrottungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik“ spricht die Süddeutsche Zeitung in einer Bestandsaufnahme des Rückbaus der deutschen KKW. Der Beitrag schildert nicht nur den Aufwand und die Bedenken, denen die Rückbauprojekte begegnen, sondern blickt auch auf schon vor geraumer Zeit vollständig abgeschlossene Rückbauprojekte: Mit dem Kernkraftwerk Niederaichbach in Niederbayern sei in den Neunzigerjahren europaweit zum ersten Mal ein Reaktor bis zur grünen Wiese zurückgebaut worden. Auch am Main, wo mit dem AKW Kahl einst das erste kommerzielle Kernkraftwerk stand, sei „seit 2010 wieder ein Acker“:

SUEDDEUTSCHE ZEITUNG

Ein ehemaliges Weingut wird neuer Sitz eines auf den Rückbau von kerntechnischen Anlagen spezialisierten Unternehmens im baden-württembergischen Jöhlingen. Dies habe laut eines Berichts der BNN im Ort Unruhe verursacht. Auf die Frage, ob Jöhlingen durch das neuangesiedelte Unternehmen nun „stärker strahle als zuvor“, erläutert dessen Geschäftsführer: „Diese Frage bekommen wir immer wieder gestellt, die Vorstellungen der Menschen hier sind unglaublich kreativ. Aber nein, die gelben Fässer, die wir zu Testzwecken haben, sind unbelastet, sauber und leer. Weder lagern noch verarbeiten wir nukleare Abfälle in unserer Firma“. In Deutschland, wo die strengsten Strahlenschutz-Auflagen gelten, sei es überhaupt nicht möglich, „auch nur ein kontaminiertes Molekül unerkannt aus den hochüberwachten Sicherheitsbereichen heraus zu bekommen, auch nicht im Rückbau“:

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

Trotz des Ausstiegs aus der Kernenergie wird auch in Deutschland weiter an Reaktortechnik geforscht. Deutsche Wissenschaftler hätten nun in Berlin den Dual Fluid Reaktor entwickelt. Reaktoren dieses Typs versprächen laut Deutschlandfunk sichere Kernenergie ohne langlebige, radioaktive Abfälle:

DEUTSCHLANDFUNK

Einen Veteranen der Anti-KKW-Bewegung portraitiert das christliche Magazin Evangelisch. Seit über 30 Jahren organisiere Hans-Günter Werner die Mahnwache vor dem Kernkraftwerk in Brokdorf. Im November werde hier zum 400. Mal gegen das KKW demonstriert. Früher seien sie „wie Terroristen“ behandelt worden, sagt der ehemalige Wedeler Pastor dem Blatt zufolge. Heute sei es ein Miteinander, die Polizei komme schon lange nicht mehr:

EVANGELISCH

Einen praktischen Vergleich der Leistungen verschiedener Energieerzeuger, darunter auch Kernkraftwerke, bietet der NDR an. Der Beitrag verdeutlicht die großen Unterschiede in den Kapazitäten der jeweiligen Anlagen:

NDR