Presseschau vom 07.07.2021

Die Nachrichtenlage für die Presseschau in dieser Woche lässt kein Sommerloch erkennen: Nachrichten aus deutschen KKW, Politisches auf EU-Ebene, Berichte aus Belgien, dem Iran und UK und abschließend zum Energiestandort Brunsbüttel ergeben ein rundes Angebot – wir wünschen Ihnen interessante Lektüre.

Aus noch ungeklärter Ursache kam es im abgeschalteten Kernkraftwerk Krümmel zu einem Zwischenfall, die SHZ berichtete. Wie das Land Schleswig-Holstein demnach bestätigte, seien im seit 2009 dauerhaft abgeschalteten Kraftwerk am 21. Juni radioaktiv belastete Filterkonzentrate in einem Sperrbereich ausgetreten. Die Ursache dafür sei, dass in einer Ablaufleitung im Aufbereitungstrakt des Reaktorgebäudes ein Schauglas gebrochen sei. Unverzüglich seien daher die Tätigkeiten zum Trocknen und Abfüllen der Filterkonzentrate eingestellt worden. Die verwendeten Systeme seien außer Betrieb genommen worden und die von der Kontamination betroffenen Bereiche ordnungsgemäß gereinigt. Derzeit werde die Ursache und der Befund noch untersucht. Das Ereignis habe keinerlei Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, heißt es im Bericht. Die Reaktorsicherheitsbehörde habe Sachverständige zur weiteren Klärung des Sachverhalts, der Auswirkungen und der Ursachen hinzugezogen. Es sei eine sogenannte „Normalmeldung“:

SHZ (Bezahlinhalt)

Die Bundesregierung zahle laut SPIEGEL den Energiekonzernen Vattenfall und RWE bemerkenswert hohe Entschädigungen für den Atomausstieg. Die beiden Energiekonzerne sollen insgesamt fast 2,3 Milliarden Euro für sogenannte Reststrommengen erhalten, die sie nicht mehr wie geplant in ihren Kernkraftwerken erzeugen können, so das Blatt. Pro ungenutzter Megawattstunde wolle der Bund 33,22 Euro zahlen. Dabei hatte Vattenfall erst 2019 Reststrommengen für nur 13,92 € per Megawattstunde an E.on verkauft, also für nicht einmal den halben Betrag, den jetzt die Regierung ansetze:

SPIEGEL

Am Kernkraftwerk Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) ist eine Pumpe der Brennelementlagerbeckenkühlung für etwa vier Minuten ausgefallen. Als Grund nennt der Betreiber eine Störung im externen Stromnetz. Die Temperatur im Becken habe sich während des Ausfalls um circa 0,3 Kelvin erhöht. Die sicherheitstechnische Bedeutung des Ereignisses sei sehr gering, heißt es in einer Mitteilung laut SWR:

SWR AKTUELL

In einem halben Jahr sei die Stromerzeugung mit Kernenergie in Gundremmingen Geschichte, rechnet der BR vor. Am 31.12.2021 solle der letzte Block des Kernkraftwerk abgeschaltet werden. Danach werde sich auch vor Ort die Frage nach dem Erbe der Kernkraft stellen. Der Beitrag schildert die kommenden Schritte des Rückbaus und die Auswirkungen auf die Region:

BR

Zur Technikgeschichte des Kernkraftwerks Rheinsberg gibt es bereits Veröffentlichungen, so die MOZ. Nun hätten sich Studierende der TU Berlin und der Medizinischen Hochschule Brandenburg gemeinsam des Themas angenommen:

MOZ (Bezahlinhalt)

In einer geplanten EU-Richtlinie für grüne Finanzinvestments soll Kernkraft als nachhaltige Energiequelle bezeichnet werden, so die FAZ. Dem stelle sich eine Staatenallianz um Deutschland entgegen und mache Druck auf die EU-Kommission. Jedes Land habe zwar das Recht, seine Energieform selbst zu wählen, schreiben demnach Minister von fünf Staaten in einem der Agentur Reuters vorliegenden Brief an die Kommission. Bei der geplanten sogenannten Taxonomie – der Richtlinie für grüne Finanzinvestments – gehe es aber um Nachhaltigkeit. Die Taxonomie soll ähnlich der deutschen Sustainable-Finance-Richtlinie der wachsenden Zahl von Investoren eine Richtschnur bieten, die in klimafreundliche und nachhaltige Unternehmen und Sektoren investieren wollen. Papiere der EU-Kommission hatten zuletzt deutlich gemacht, dass Kernkraft hier eingeschlossen werden soll. Allerdings gäbe es laut FAZ hier auch innerhalb der Kommission offenbar unterschiedliche Auffassungen:

FAZ

Die Kosten, die der Rückbau bzw. der Abriss der belgischen Kernkraftwerke in Tihange und in Doel sowie die Langzeitaufbewahrung des Strahlenabfalls verursachen werden, läge aktuell bei € 18 Mrd., so das Nachrichtenportal für Flandern NWS. Die sagte demnach die belgische Energieministerin Tinne van der Straeten (Belgische Grüne Partei) im belgischen Bundesparlament. Der Beitrag schildert Kosten und Aufwand des Rückbaus der insgesamt 7 Meiler an den beiden Standorten:

VRT NWS

Das iranische Kernkraftwerk Buschehr im Süden des Landes soll nach einem technischen Defekt wieder am Netz sein. Aus technischen Gründen war das KKW letzten Monat abgeschaltet worden. Nun aber funktioniere der Hauptgenerator wieder und somit sei das Kernkraftwerk wieder am Netz und betriebsbereit, sagte ein Sprecher der Energieorganisation Tawanir am Samstag laut Nachrichtenagentur IRNA und eines Berichts des Handelsblatts. Das KKW in der Hafenstadt Buschehr – das einzige im Land – sei international nur geduldet, weil es lediglich für zivile Zwecke genutzt werde, das Uran aus Russland kommt und weil es unter Kontrolle der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA stehe, so das Blatt:

HANDELSBLATT

Ein „grünes“ KKW baue man laut BILD schon ab 2022 in Großbritannien: General Fusion ist ein Privatunternehmen, das es sich zur Aufgabe gemacht habe, die Fusionsenergie in eine wirtschaftlich rentable Energiequelle zu verwandeln. Der Baubeginn der Demonstrationsanlage sei für 2022 geplant, der Betrieb der Anlage soll etwa drei Jahre später erfolgen, wie BILD unter Bezug auf den Branchendienst Heise berichtet. „Ein großer Vorteil von Fusionsreaktoren gegenüber Spaltungskraftwerken besteht darin, dass man es bei der Fusion leichter Atome nicht mit einer Kettenreaktion zu tun hat“ zitiert das Blatt Prof. Dr. Thomas Klinger, Projektleiter des deutschen Wendelstein 7-x Stellarator der Max-Planck-Gesellschaft, laut BILD der weltweit größten Fusionsanlage dieses Typs:

BILD

Erneute Diskussion am Energiestandort Brunsbüttel: Umweltverbände haben laut Süddeutscher Zeitung weitere Proteste und rechtliche Schritte gegen das Terminal für Flüssigerdgas (LNG) im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel angekündigt. Damit reagierten die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Klimabündnis gegen die LNG auf die Antragstellung der Betreibergesellschaft German LNG Terminal GmbH auf Planfeststellung für die Errichtung eines Hafens. In Deutschland gibt es derzeit kein LNG-Terminal. Das geplante Terminal schließe die Lücke im LNG-Sektor in Deutschland. Das Gas könne ins Netz eingespeist oder weitertransportiert werden, zitiert das Blatt den Geschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein:

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG