Wir begrüßen Sie ganz herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Die Auswahl ist diesmal etwas internationaler als sonst, insbesondere mit Neuem aus UK, dazu klassische Rückbau-News und ein Interview mit Jürgen Trittin.
Die sprichwörtliche grüne Wiese soll es in Grafenrheinfeld zwar erst im Jahr 2035 geben, dennoch, so das Portal Nordbayern, sei der Rückbau des 2015 stillgelegten Kernkraftwerks voll im Gange. Viele Hundert Tonnen hätten die Anlage bereits verlassen. Noch einmal deutlich intensiviert werde der Rückbau Ende 2020, wenn das Kraftwerk brennstofffrei sei:
Mit den für dieses Jahr in Deutschland geplanten Castor-Transporten beschäftigt sich das Magazin Jungle World. In den kommenden Jahren sollen Castor-Transporte aus Frankreich und Großbritannien in mehrere deutsche Zwischenlager rollen. 25 Behälter mit Atommüll aus deutschen KKW ständen derzeit noch in den Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield und La Hague. In diesem Jahr solle ein erster Castor-Transport aus Sellafield ins hessische Biblis erfolgen. Weitere Transporte sind für die kommenden Jahre geplant. Bemerkenswert sei, so das Blatt, dass sich die Proteste gegen die früher heftig bekämpften Transporte sehr im Rahmen hielten. Der Beitrag beschäftigt sich auch mit aktuellen Sicherheitsbedenken:
Die ZEIT beschäftigt sich mit einer Wiederentdeckung der Kernkraft angesichts der klimapolitischen Herausforderungen. Das Blatt kommt dabei zu dem Ergebnis, dass das Klima mit Kernkraftwerken schützen zu wollen, „verführerisch klinge“, aber ökonomisch, ökologisch und politisch „ausgemachter Blödsinn“ sei. Gründe seien u.a. die langen Bauzeiten neuer Werke, deren Kosten und ein Überangebot an Strom aus anderen, regenerativen Quellen:
Anders verläuft die Diskussion zum Thema in Schweden. Dort haben laut Heise Oppositionsparteien versucht, die endgültige Abschaltung der Reaktoren Ringhals 1 und 2 mit der These, Kernkraft sei der Retter in der Klimakrise, aufzuhalten. Nur eine Stimme fehlte bei der Abstimmung zum Erfolg. Schweden deckt aktuell etwa 40 Prozent seines Strombedarfs durch Atomenergie. Nach der Abschaltung der beiden alten Ringhals-Reaktoren bleiben noch sechs weitere an drei Standorten übrig (Ringhals, Forsmark, Oskarshamn):
• HEISE
Der europäische Gerichtshof beschäftigt sich laut eines Beitrags des Deutschlandfunk mit dem britischen Atomkraftwerk Hinkley Point. Dieses erhält einen weiteren Reaktor, dessen Bau mit britischen Staatsbeihilfen finanziert wird. Dies habe die Europäische Kommission 2014 erlaubt. Dagegen wollen Österreich und Luxemburg nun in zweiter Instanz klagen. Von der Entscheidung des EuGH wäre das scheidende EU-Mitglied Großbritannien noch betroffen. Bis Ende 2020 gelte für sein Verhältnis zur EU eine Übergangsfrist:
Jürgen Trittin, von 1998 bis 2005 Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestags äußert sich in einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel über die Situation der Endlagersuche in Deutschland. Positiv hebt er hervor, dass anders als in der Ära Gorleben der heutige Prozess komplett in öffentlicher Hand und damit viel besser steuerbar sei. Sorge bereite ihm ein anderes Problem: Die Beteiligungsformate und Klagemöglichkeiten gegen Entscheidungen bei der Endlagersuche betreffen alle die frühen Phasen der Suche, hier sei frühe Aufklärungsarbeit nötig:
Die Schweizer Handelszeitung beschäftigt sich mit neuer Technologie aus Großbritannien. Der britische Triebwerk- und Energiekonzern Rolls-Royce wolle bis 2029 Mini-Kernkraftwerke ausliefern. Wie das Unternehmen – das organisatorisch und technisch nicht mit der bekannten Automobilindustrie verbunden ist – via BBC mitteilte, wolle der Konzern bis zum Ende des Jahrzehnts solche Kraftwerke in einer Fabrik herstellen, vor Ort installieren und auch betreiben. Sie seien so klein, dass jede Stadt ihr eigenes KKW betreiben könnte:
Die Welt beschäftigt sich ebenfalls mit dem Thema:
• WELT
In Frankreich zeichne sich der „Einstieg in den Ausstieg“ aus der Atomenergie ab, wie der Branchendienst IWR meldet. Das gehe aus einem Entwurf des französischen Energieprogramms hervor. Das französische Ministerium für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie habe den aktuellen Entwurf des französischen Energieprogramms „Programmation pluriannuelle de l’énergie (PPE)“ zur Konsultation bis zum 19. Februar 2020 vorgelegt. Neben der Abschaltung von 14 Kernkraftwerken bis zum Jahr 2035 hebe die französische Regierung in dem neuen Programm gleichzeitig die Ziele für den Ausbau der Offshore-Windenergie und der Biogasnutzung an. Bis 2028 sollen demnach 4 bis 6 Kernkraftwerke stillgelegt werden, darunter befinden sich auch die beiden Blöcke des KKW Fessenheim:
• IWR
Klimaaktivisten aus Polen fürchten, dass die deutsche Energiewende überhastet ist. Daher demonstrieren sie laut eines Berichts des Magazins Focus in Deutschland für den Erhalt deutscher Kernkraftwerke. Sie sehen im Atomausstieg eine massive Gefahr für den Kampf gegen den Klimawandel. Die Klimaaktivisten gehen nicht nur für deutschen Atomstrom, sondern in ihrer polnischen Heimat auch für saubere Energie auf die Straße. Deutschland sei ihrer Auffassung nach nicht in der Lage, seinen Energiebedarf nur aus regenerativen Quellen zu decken, daher würde indirekt der Import von dreckigem Kohlestrom aus Polen gefördert, was die Luft in ihrem Heimatland weiter verschlechtere, zitiert das Blatt eine Sprecherin. In Polen ist der Anteil an Kohlestrom im europäischen Vergleich bereits jetzt schon sehr groß:
• FOCUS
Der STERN berichtet über einen neuen Reaktortyp, der in Russland entwickelt wird und mit einem Mix aus Fusionsenergie und Atomspaltung angetrieben werden soll. Das Hybrid-Design werde sehr viel sicherer als herkömmliche Uranreaktoren sein, zitiert das Magazin Forscher, außerdem könne man aus dem Brennmaterial keine Kernwaffen bauen:
• STERN