Presseschau vom 06.12.2023

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Neben Informationen zum Zwischenlager Grafenrheinfeld finden Sie internationale Nachrichten zum Thema Kernkraftausbau, zur Messe WNE sowie zur Lage am ukrainischen KKW Saporischschja. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

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Im Zwischenlager Grafenrheinfeld für hochradioaktive Abfälle lagern aktuell 54 Castor-Behältern mit Brennelementen, 88 sind möglich. Über die Maximalanzahl der Castor-Behälter hinaus gibt es auch noch eine zeitliche Begrenzung: Die vorgesehene Betriebsdauer endet 2046. Da ein Endlager für diese Abfälle noch nicht konkret in Aussicht ist, wird nun befürchtet, dass der hochradioaktive Müll dort noch deutlich länger bleiben muss. Physikerin Oda Becker hat nun im Auftrag des BUNDs eine Studie erstellt, die aufzeigt, wie sich die zu erwartende Verlängerung der bisher genehmigten Lagerdauer auf die Sicherheit der gelagerten Behälter auswirkt. Gefordert werden eine verstärkte Untersuchung des Zwischenlager-Konzepts sowie Möglichkeiten zur Endlagerung:

MAINPOST (Bezahlinhalt)

Internationale Nachrichten:

Frankreich: Der französische Kernkraftkonzern EDF hat ambitiöse Pläne für den weiteren Ausbau der Kernenergie. Derzeit arbeitet er an acht Reaktoren, in den 2030er Jahren soll pro Jahr mindestens ein großes Kernkraftwerk pro Jahr gebaut werden. Von den acht sich aktuell im Bau befindenden Reaktoren sind sechs in Frankreich angesiedelt und zwei in Großbritannien. Darüber hinaus ist EDF auch in Projekten in Indien, Tschechien und Polen involviert:

DIE PRESSE

Frankreich: Wie sehr die Herangehensweise vieler Länder in Sachen Kernenergie von Deutschlands abweicht, zeigte auch die World Nuclear Exhibition in Villepinte bei Paris. Die Messe umfasste rund 700 Aussteller aus 76 Nationen und wurde von rund 20.000 Teilnehmern besucht. Obgleich unter den Ausstellern auch 29 aus Deutschland waren, kommt dem Land auf der WNE durch den klaren Ausstieg eine Außenseiterrolle zu, die auch EU-Kommissar Thierry Breton in seiner Eröffnungsrede hervorhob. Small Modular Reactors (SMR) seien ihm, ungeachtet des Ostwinds, deutlich lieber als Kohlkraftwerke. An den Mini-KKWs hängen große Hoffnungen, Kernenergie kosten- und zeitgünstiger produzieren zu können und in zahlreichen Ländern laufen Pilotprojekte. Gleichzeitig wurde das womöglich prominenteste SMR-Projekt vor kurzem aus Kostengründen gestoppt:

FOCUS

Schweiz: Die Pensionierungen bei den geburtenstarken Jahrgängen sowie neue Verlängerungen der Laufzeiten von Kernkraftwerken führen aktuell in der Schweiz zu großen Sorgen, ob es für den Betrieb der KKW langfristig genug Personal geben wird. Schon jetzt mangele es an Bewerbern für einige Stellen und das, obwohl seitens der Betreiber mit vielen Anreize geworben wird. Zwar lag die Anzahl der in der Schweiz abgeschlossenen Nukleartechnik-Studiengänge im letzten Jahr deutlich über dem langjährigen Mittelwert, doch die Besorgnis, den Bedarf nicht decken zu können, bleibt:

NZZ

UN: Im Rahmen der Weltklimakonferenz in Dubai forderten rund 20 Staaten einen Ausbau der Kernkraft. Die Klimaneutralität bis 2050 sei nur zu erreichen, wenn die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern auf jede zur Verfügung stehende Art verringert werde. Konkret bedeute das, die installierte Leistung der KKW bis 2050 weltweit zu verdreifachen, und dass es seitens Finanzinstitutionen eine Förderung geben solle. Zu den Staaten, die an der Erklärung beteiligt waren, sind unter anderem die USA, Frankreich, Großbritannien, Japan, Finnland und die Vereinigten Arabischen Emirate:

ZDF

Ukraine: Das ukrainische Energieministerium (Міністерство енергетики України) warnte im Zusammenhang mit einem erneuten Stromausfall im von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja vor den möglichen Konsequenzen solcher Vorfälle. Rund um das KKW gibt es schon länger Probleme mit der Stromversorgung, nun wurde in der Nacht vom 1. auf den 2. Dezember die letzte funktionierende Stromleitung unterbrochen. Die Reparatur dauerte knapp fünf Stunden und das KKW konnte in der Zwischenzeit über Notstromaggregate versorgt werden, doch die Tatsache, dass es sich dabei um den achten derartigen Vorfall seit der Besetzung im März 2022 handelt sei besorgniserregend:

ORF

Schweden: Nachdem die Regierung von Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson den Ausbau der Kernkraft zu einem Regierungsziel erklärt hatte, hat nun auch Schwedens Parlament den Weg für den Bau weiterer Kernkraftwerke freigemacht. Teil dieser Entscheidung ist, dass nun die bisherige Obergrenze von zehn neuen Kernkraftwerken aufgehoben wurde und diese auch an anderen Standorten als den sechs gegenwärtigen Anlagen entstehen dürfen.Die neuen Beschlüsse stellen eine Kehrtwende in der schwedischen Politik dar. Lange Zeit war Kernkraft in Schweden stark gefördert worden, doch in einem Referendum war 1980 dann eine Abkehr von der Kernenergie befürwortet worden. Die jetzige Entscheidung wird mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen und dem damit aller Voraussicht nach steigenden Stromverbrauchs begründet:

DIE PRESSE