Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe der Presseschau. Diese Woche finden Sie Informationen zu der Weiternutzung des Geländes des KKW Brokdorf, zum Zwischenlager in Lingen sowie zum Rückbau des KKW Krümmel. Des Weiteren erwarten Sie Nachrichten aus Rumänien und Finnland. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.
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Die Initiative „Brokdorf Akut“ hat sich für einen partiellen Erhalt des Kernkraftwerkgebäudes Brokdorf ausgesprochen. Ziel ist es, dort ein Museum einzurichten. Diese Pläne stoßen vor Ort aber nicht nur auf Gegenliebe. Ein Rückbau bis zur grünen Wiese bzw. die Umsetzung der bereits vorgetragenen Pläne, auf dem Gelände einen Batteriespeicher zu errichten, sind Alternativen. Der Bürgermeister von Brokdorf, Jörg Schmidt, äußert außerdem Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Finanzierung. Er befürchtet eine weiterbestehende Teilkontamination, zudem lehnt er ab, dass das Vorhaben mit Brokdorfer Geldmitteln durchgeführt wird. Die Pläne liegen jedoch ohnehin in der Zukunft: Für das KKW Brokdorf liegt aktuell nicht einmal die Abbaugenehmigung vor:
• NDR
Eine im Auftrag der Gesellschaft für Zwischenlagerung durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass sich ein Großteil der Anwohner des niedersächsischen Lingen mehr Informationen zu dem dortigen Zwischenlager wünscht. Das Zwischenlager befindet sich auf dem Gelände des 2023 abgeschalteten KKW Emsland und wurde bereits 2002 in Betrieb genommen. Aktuell werden dort unter anderem die abgebrannten Brennelemente aus dem KKW Emsland, eine Umsiedlung ist erst geplant, wenn es ein Endlager für hochradioaktiven Abfall gibt. Aktuell liegt eine Lagergenehmigung vor Ort bis 2042 vor:
• NDR
Bereits vor dem deutschen Ausstieg aus der Kernkraft im April 2023 hatte es von vielen Seiten Warnungen gegeben, dass dieser die Stromkosten in die Höhe treiben würde. Dies ist nun widerlegt. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bundesnetzagentur aufgezeigt, dass sich die Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke kaum auf den Strommarkt auswirkt. Der Verbraucherservice Bayern wies nun darauf hin, dass der aus Kernkraft gewonnene Strom nur durch staatliche Subventionierung zu wettbewerbsfähigen Preisen gehandelt werden konnte. Es müsse einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine Digitalisierung des Strommarkts mit variablen Tarifen geben, um die Hauptlast der Netzentgelte von den Verbrauchern abzuwenden. Eine transparente Handhabung sei ebenfalls unerlässlich:
• FOCUS
Die im Emsland ansässige und zum französischen Konzern Framatome gehörende Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) plant die Herstellung von Brennstäben des russischen Typs. Aktuell gibt es EU-weit 18 Reaktoren, die auf diese angewiesen sind und damit aktuell vom russischen Nuklearbehörde Rosatom abhängig sind. Kritiker sehen in dem Vorhaben eine weitere Stärkung Russlands und eine Verschärfung der europäischen Abhängigkeit. Uran ist von den im Zuge des Angriffs auf die Ukraine verhängten Sanktionen bislang ausgenommen, eine Zulieferung seitens Rosatom wäre also denkbar. Nun wird vom niedersächsischen Umweltministerium geprüft, ob eine derartige Zusammenarbeit die innere und äußere Sicherheit Deutschlands gefährden und ob die Genehmigung des Vorhabens so verweigert werden könnte:
• MERKUR
Das Kernkraftwerk Krümmel wurde bereits 2011 stillgelegt. Dass der Rückbau auf sich warten lässt, macht Einige stutzig. So stellte auch FDP-Landtagsabgeordneter Christopher Vogt eine Kleine Anfrage zu diesem Thema. Einer der Hauptgründe für die Verzögerungen liegt im Personalmangel. Es gebe zu wenig qualifiziertes Personal und gerade in einem solchen Bereich können keine Abstriche in puncto Sicherheit in Kauf genommen werden. Jedoch gibt es auch gute Nachrichten: Aktuell wird mit einer Fertigstellung des Entwurfs für die Abbaugenehmigung bis Ende März gerechnet. Auch für die Nachnutzung des Geländes und damit für die gesamte Region ist es ein rasches Fortschreiten wichtig:
• HAMBURGER ABENDBLATT (Bezahlinhalt)
Internationale Nachrichten:
Rumänien: Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das europäische Interesse an Kernkraft weiter dazugewonnen. Ein Art der Nutzung, der aktuell weltweit viel Aufmerksamkeit zukommt, ist die durch sogenannte Small Modular Reactors (SMR). In der EU geht hier insbesondere Rumänien voran. So bestehen beispielsweise Pläne, nahe der in der großen Walachei gelegenen Stadt Doicești 6 dieser kleinen Reaktoren zu errichten. Für die Gegend, die durch das Wegbrechen von Arbeitsplätzen in der Kohleindustrie einen Strukturwandel dringend nötig hat, könnte das große Chancen bieten. Ebenso groß sind jedoch die Risiken, die das Vorhaben birgt. Kritiker sehen die gescheiterten SMR-Projekte in den USA, den verpassten Einstieg in erneuerbare Energien und die Hürden auf EU-Seite als schlechte Voraussetzungen:
• WELT (Bezahlinhalt)
Finnland: Aufgrund von Wartungsarbeiten wurde das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto 3 am 2. März vom Netz genommen. Erwartet wird, dass die Arbeiten etwa 37 Tage dauern werden. Grund für die verhältnismäßig lange Abschaltdauer sind die technischen Eigenschaften des Anlagentyps und die 1900 Arbeiten mit etwa 6500 Arbeitsschritten, die während dieses Zeitraums vorgenommen werden sollen. Die beiden älteren Blöcke, Olkiluoto 1 und Olkiluoto 2, sollen ebenfalls noch im Frühjahr gewartet werden und dafür für jeweils 11 bzw. 16 Tage vom Netz gehen. Olkiluoto 3 hatte die Stromproduktion im März 2023 aufgenommen:
• IWR
Zum Überblick:
Weltweit: Auch 2023 hat sich im Bereich der Kernenergie einiges verändert. So wurden insgesamt sechs neue Reaktorblöcke ans Netz angeschlossen, während fünf stillgelegt wurden, davon drei in Großbritannien. Dadurch stieg die installierte elektrische Nettoleistung um 4.089 MW auf insgesamt 378.314 MW. Zudem kristallisieren sich immer weiter die unterschiedlichen Herangehensweisen an Kernenergie heraus: Einige Länder setzen weiterhin auf traditionelle Kernkraftwerke, während andere den Ausstieg aus der Kernenergie anstreben oder neue Reaktorkonzepte entwickeln. Befürworter der Kernenergie verweisen auf die Zuverlässigkeit und die vergleichsweise niedrige CO2-Bilanz während des Betriebs. Gegner nennen das Unfallrisiko, die Endlagerfrage und den hohen finanziellen sowie zeitlichen Aufwand für den Bau von Kernkraftwerken. In Europa liegt der Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion bei etwa 21 %. In Deutschland werden drei Reaktoren bis April 2023 stillgelegt, während Forschungsreaktoren und nukleare Ver- und Entsorgungsanlagen weiter betrieben werden. Insbesondere Frankreich setzt weiterhin stark auf Kernenergie, obwohl Probleme mit der Reaktorflotte aufgetreten sind. Großbritannien plant den Ausbau seiner Kernenergiekapazitäten und setzt dabei auch auf neue Reaktorkonzepte wie Small Modular Reactors (SMR). In Mittel- und Osteuropa planen Länder wie die Ukraine, die Slowakei und Ungarn den Bau neuer Reaktoren oder die Laufzeitverlängerung bestehender Anlagen. In Asien wird der Ausbau der Kernenergie vorangetrieben, insbesondere in Ländern wie China, Südkorea und Indien. Japan plant, den Anteil der Kernenergie an der Stromproduktion wieder zu erhöhen, während Taiwan den Ausstieg aus der Kernenergie plant. In Afrika spielen Kernkraftwerke bisher nur eine geringe Rolle, jedoch könnten sie in Zukunft eine größere Bedeutung erlangen, da der Ausbau der Stromnetze erforderlich ist. Länder wie Ägypten planen den Bau neuer Reaktorblöcke:
• GRS
Bildquelle: Preussen-Elektra