Presseschau vom 02.08.2019

Wir begrüßen Sie recht herzlich zu einer neuen Ausgabe der Presseschau. Die Auswahl beinhaltet diesmal interessante Beiträge zu Brunsbüttel und Krümmel, weiteren Kraftwerken und Rückbauprojekten aus Deutschland sowie Ausblicke nach Belgien und in die Schweiz. Abgerundet wird die Auswahl mit einem Beitrag zur möglichen Nachnutzung von KKWs.

Über den Bau des Lagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, das sog. Lasma, am Standort Brunsbüttel berichtet die SHZ. Im Lasma sollen Stoffe in Verantwortung einer Bundesbehörde bis zur endgültigen Aufnahme in ein Endlager zwischengelagert werden. Ein Sprecher des KKW Brunsbüttel weist in diesem Zusammenhang auf die Schwierigkeiten hin, freigemessenes Material aus dem KKW-Rückbau, also Stoffe, die gefahrlos entsorgt werden können, auf Deponien zu entsorgen. Dies begegne Befürchtungen der Bevölkerung, die jedoch unbegründet seien. Das entsprechende Material strahle weitaus geringer als ohnehin frei in der Umwelt vorhandene Stoffe:

SHZ

Auch die Kieler Nachrichten beschäftigen sich mit dem Thema Deponiesuche. Die Suche nach einer Deponie für Abriss-Abfälle aus Kernkraftwerken in Schleswig-Holstein gehe in die heiße Phase. Ende August wolle das zuständige Ministerium bekanntgeben, welche der sieben möglichen Deponien geeignet sind für sehr schwach radioaktiven Müll. Bei der Prüfaktion haben die Atomexperten insbesondere die vier Deponien der Klasse II in Schönwohld (Achterwehr), Damsdorf/Tensfeld (nahe Bornhöved), Niemark (Lübeck) und Wiershop (bei Geesthacht) in Betracht gezogen. In der Mehrzahl der Deponieorte lehnen Bürgerinitiativen die Aufnahme von „Atommüll“ ab:

KIELER NACHRICHTEN

Ebenfalls in den Kieler Nachrichten wird das Thema kommentiert. Der Autor erkennt an, das der Schutt aus den Kraftwerken zwar objektiv kaum radioaktiv belastet sei, subjektiv von vielen aber als eine Bedrohung für Leib und Leben empfunden werde. Dieses „Bauchgefühl“ sei auch der Politik der Grünen zu verdanken, die in der Vergangenheit „fahrlässig jeden Grenzwert angezweifelt“ und damit Unsicherheit geschürt hätten. Jetzt müsse eine vernünftige, lokale Lösung gefunden werden, die objektiven Sicherheitskriterien genüge:

KIELER NACHRICHTEN

Im Kernkraftwerk Krümmel beginnt die „heiße Phase“ der Sicherung letzter Teile mit Kernbrennstoff. 154 so genannte Sonderbrennstäbe, die teilweise undicht oder verbogen sind und seit Jahren im Abklingbecken lagern, sollen verpackt und nebenan ins Standortzwischenlager (SZL) gebracht werden. „Die Brennstäbe sind fingerdick und vier Meter lang“, zitieren die Lüneburger Nachrichten Kraftwerksleiter Torsten Frickejetzt beim Dialogforum zum geplanten Rückbau des einst leistungsstärksten Siedewasserreaktors der Welt. Für die Lagerung der Sonderbrennstäbe werde eigens ein Köcher entwickelt, dessen Deckel nach der Befüllung verschraubt und verschweißt wird. Der Köcher werde dann in einem Castorbehälter verwahrt, bis dieser in ein Endlager gebracht werden kann. „Wir planen bisher, diesen letzten Castor Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres übergeben zu können. Dann ist unser Kraftwerk brennstofffrei“, so Fricke laut LN. Dies sei ein „Meilenstein“:

LÜBECKER NACHRICHTEN

Lautstarker Streit um ein Gutachten zur Deponierung von Abfällen aus dem KKW-Rückbau herrscht in Brake. Dort geht es um einen Eignungsnachweis für eine in Betracht gezogene Deponie, tatsächlich wird aber auch um die sog. 10-Mikrosievert-Schwelle gestritten, die die Unbedenklichkeitsgrenze für minimale Reststrahlung festlegt:

NWZ ONLINE

Das Kernkraftwerk Grohnde in Niedersachsen sollte wegen der steigenden Wesertemperatur aufgrund der letzten Hitzewelle abgeschaltet werden. Es wurde für das Flusswasser die kritische Temperaturgrenze von 26 Grad erwartet, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums der Lippeschen Zeitung zufolge. Zum Schutz des Ökosystems der Weser dürfe dann kein wärmeres Wasser mehr in den Fluss geleitet werden. Sobald sich die Weser nachhaltig abkühle, sollte der Betrieb wieder aufgenommen werden, teilte die Betreibergesellschaft Preussen Elektra mit. Das Kraftwerk in Grohnde hat im Februar 2016 als weltweit erstes Kernkraftwerk 350 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und war seit seiner Inbetriebnahme im September 1984 acht Mal Produktionsweltmeister:

LZ

Das Kernkraftwerk Isar 2 hat seine Kraftwerksrevision abgeschlossen und speist seit dem Wochenende wieder Strom ins Netz ein. Die Anlage wurde vor rund zwei Wochen zur Revision vom Netz getrennt. Bei dem routinemäßigen zweiwöchigen Prüf-, Inspektions- und Instandhaltungsprogramm haben 1.300 Fachleute rund 3.500 Arbeitsaufträge durchgeführt. Überwacht wurden die Arbeiten von der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde sowie die von ihr hinzugezogenen Sachverständigen. Isar 2 liefere zwölf Prozent des in Bayern benötigten Stroms und trage durch seine gute Regelfähigkeit dazu bei, die schwankende Einspeisung regenerativer Energien zu kompensieren, d.h. das Netz zu stabilisieren. Allein im Jahr 2018 entsprach die Leistungsdrosselung beziehungsweise die Bereitstellung von Regelleistung 7,4 Volllasttagen nicht produzierten Stromes, um das Stromnetz sowohl bei Unter- als Überspeisung zum Beispiel durch Erneuerbare Energien entlasten zu können:

BR

Beim schweizerischen Kernkraftwerk Gösgen hat ein Kurzschluss im Schaltanlagengebäude am Freitag zu einer Turbinenschnellabschaltung geführt. Die Anlage sei in einem sicheren Zustand, teilte der Betreiber mit. Nach der Ursache werde gesucht. Das KKW Gösgen liegt rund 50 Kilometer südöstlich von Basel. Es ist eines der fünf Schweizer Kernkraftwerke. Eines davon, die Anlage in Mühleberg, soll am 20. Dezember abgeschaltet werden. Die RP berichtet:

RP ONLINE

Belgien hat ohne Umweltprüfungen die Laufzeit von zwei umstrittenen Reaktoren verlängert. Der Europäische Gerichtshof hält das für rechtswidrig. NRW begrüßt den Schritt. Die Umweltprüfungen müssen nun nachgeholt werden. Da das Kraftwerk an der belgisch-niederländischen Grenze liege, müsse eine grenzüberschreitende Prüfung erfolgen. Ziel einer sog. UVP ist es, die Auswirkungen einer Industrieanlage auf die Umwelt und den Menschen zu ermitteln. Auch hier berichtet die RP:

RP ONLINE

Von der Möglichkeit, Kernkraftwerke nach deren Stilllegung zu „ recyclen“, berichtet die Westdeutsche Zeitung. Vielleicht schon in acht bis zehn Monaten könnte demnach ein Patent umgesetzt werden, mit dem das erste Kernkraftwerk umgenutzt wird. Statt es abzuschalten, stillzulegen und zurückzubauen, könne aus einem Großteil des Gebäudes und der restlichen Infrastruktur zum Beispiel eine Wasserstoffproduktionsanlage entstehen:

WESTDEUTSCHE ZEITUNG