Seit Jahren steht das Thema Energieeinsparung in allen Verbrauchsbereichen auf der Tagesordnung – auch im Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB). Der Ehrgeiz, bei diesem Thema schnell gute Ergebnisse zu erzielen, ist durch den Ukraine-Krieg und den Anstieg der Energiepreise noch mehr gewachsen. Über einige Maßnahmen im Kraftwerk sprachen wir mit Radek Suhr, Projektingenieur Energietechnik im KKB.
Was ist das derzeit größte Projekt zur Energieeinsparung?
Zurzeit erneuern wir die Objektsicherungsbeleuchtung. Bereits vor einigen Jahren haben wir dazu Versuche mit verschiedenen Typen von Leuchten durchgeführt. Jetzt bauen wir die Anlagensicherung komplett um und sind mit dem Umstieg auf LED auf dem aktuellen Stand der Technik. Wir müssen natürlich auch bei der Beleuchtung im Sicherungsbereich hohe Anforderungen erfüllen, so dass auch der Leuchtentausch mit der Atomaufsichtsbehörde abgestimmt wurde.
Über wie viele Lampen und welche Einsparung reden wir?
Insgesamt ersetzen wir knapp 260 Metalldampfleuchten mit 400 Watt durch LED, die nur 116 Watt haben. Das ist also eine Ersparnis von 284 Watt pro Leuchte. Bei einem Betrieb der Leuchten von durchschnittlich acht Stunden täglich, ergibt das eine jährliche Ersparnis von fast 220 MWh. Das ist eine enorme Einsparung, die natürlich nicht nur unsere Kosten reduziert, sondern auch unsere CO2-Emissionen verringert. Zudem fällt mit den neuen Lampen deutlich weniger Abfall an. Denn die Lebensdauer der alten Lampen beträgt nur etwa 3.000 Stunden, die der neuen rund 100.000 Stunden.
Was sind die größten Herausforderungen bei dem Projekt?
Wir arbeiten in acht Meter Höhe, d.h. wir brauchen geschulte Steigerfahrer, die nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Zudem beeinflussen die Wetterbedingungen unsere Arbeit. Bei starkem Wind z.B. unterbrechen wir die Arbeiten, dafür hilft uns der milde Winter. Eine logistische Herausforderung ist das Gewicht der Leuchten mit rund 20 Kilogramm. Doch trotz der Widrigkeiten haben wir seit Anfang des Jahres über 100 Lampen getauscht. Jede alte Lampe wird einzeln verpackt, gekennzeichnet und in Containern gelagert, bis sie zu einer Deponie gebracht werden kann.
Was machen wir in der Anlage selbst?
Auch in den Gebäuden erneuern wir nach und nach die Beleuchtung. Wenn eine Leuchtstoffröhre wegen eines Defekts ausgetauscht werden muss, wird sie durch eine LED ersetzt. Allein seit Anfang vergangenen Jahres haben wir über 2400 Leuchten getauscht. Insgesamt sind bisher rund 9.000 von insgesamt etwa 15.000 Leuchten durch LED ersetzt worden, eine erhebliche Verbesserung unserer CO2-Bilanz. Auch Transformatoren in der Anlage haben wir getauscht – zwar hauptsächlich aus betrieblichen Gründen, aber dadurch hat sich auch eine Energieeinsparung ergeben.
Welche Überlegungen haben zum Ersatz alter Trafos geführt?
Wir brauchen auch für den Abbau noch Trafos. Bei zwei alten war das Ende ihrer Lebensdauer absehbar. Vor ein paar Jahren hatte ein Trafo bereits einen Defekt. Daher haben wir uns – auch aus Umweltschutzgründen – für einen Austausch entschieden. Die beiden neuen Trafos sind wesentlich umweltverträglicher, weil sie als Isoliermedium nicht mehr Öl, sondern Gießharz nutzen. Gleichzeitig haben wir die Größe der Trafos von acht Megavoltampere (MVA) auf 2,5 MVA reduziert.
Insgesamt haben wir über 30 Trafos. Einige von denen werden wir noch tauschen und dabei – wo es möglich ist – die Gesamtzahl reduzieren. An einigen Stellen benötigen wir aber auch mehr Energie als ursprünglich geplant, zum Beispiel durch zusätzliche Maschinen für die Reststoffbearbeitung. Letztendlich sparen wir durch jeden Trafotausch Energie ein, da die neuen Komponenten sehr viel effizienter sind.
Wie wird das Kraftwerk mit Strom versorgt?
Wir haben eine dreifache Versorgungsmöglichkeit. Vor ein paar Jahren haben wir unsere Stromversorgung geändert und sind jetzt in das Stadtwerkenetz Brunsbüttel eingebunden. Bei Störungen im Stadtnetz wird automatisch auf das alternative Tennet-Netz umgeschaltet. Auch für diese Änderung haben wir Trafos getauscht. Sollte die Umschaltung auf das alternative Netz nicht funktionieren, springt ein Dieselaggregat im KKB ein, um die Versorgung der relevanten Verbraucher zu übernehmen. Ende Dezember hatten wir eine Störung des Stadtwerkenetzes. Der Diesel war angesprungen, aber die Umschaltung auf das alternative Netz hat funktioniert und der Diesel hat sich nach wenigen Minuten wieder abgeschaltet.