Sie befinden sich hier:
Startseite » Die Einbauten des Reaktordruckbehälters – Eine Abbaugeschichte in Bildern
Die Einbauten des Reaktordruckbehälters – Eine Abbaugeschichte in Bildern
Das Herzstück des Kernkraftwerks Brunsbüttel (KKB) ist der Reaktordruckbehälter (RDB). Seine Einbauten werden beim Abbau als erste entfernt. Seit zweieinhalb Jahren arbeiten wir inzwischen daran, die Komponenten aus dem RDB auszubauen, zu zerlegen und endlagergerecht zu verpacken. Der größte Teil der Einbauen ist entfernt – ein Grund, die bisherigen Arbeiten Revue passieren zu lassen und einen Blick auf die noch anstehenden Arbeiten zu werfen.
So sieht der RDB mit seinen Einbauten im Ausgangszustand aus, als wir im August 2019 mit den Abbauarbeiten beginnen. Anders als in der Grafik war der Deckel bereits entfernt.
Nach vielen Planungen und vorbereitenden Arbeiten erfolgt Ende August 2019 der erste Schnitt an einem Einbauteil des RDB, dem fünf Meter hohen und 33 Tonnen schweren Dampftrockner. Er wird aus dem RDB herausgehoben und im mit Wasser gefüllten Absetzbecken oberhalb des Reaktors abgesetzt. Dort wird er unter Wasser in einem extra eingerichteten Zerlegebereich zerlegt.
Zum ersten Mal kommt dabei der Roboter „AZURo“ zum Einsatz. Sein Name in voller Länge: Automatische Zerlegung von RDB-Einbauten mittels Unterwasser-Robotertechnik. In einem weltweit einzigartigen Einsatz für Schneidearbeiten unter Wasser zerteilt AZURo mit einem Strahl aus Wasser und einem speziellen Strahlgut bis zu 200 Millimeter dicken Stahl und schneidet den Dampftrockner in genau berechnete und festgelegte Teile. AZURo besteht bei den bis Sommer 2020 dauernden Zerlegearbeiten seine Bewährungsprobe und macht danach erst einmal Pause.
Die Schnittstücke werden vor Ort endlagergerecht in sog. Konrad-Container eingestellt. Da sie so passgenau wie möglich verpackt werden müssen, werden zwei Behälter-Typen benötigt. Insgesamt werden jeweils zehn von beiden Container-Typen mit den rund 380 Teilen des Dampftrockners befüllt.
Während AZURo den Dampftrockner zerlegt, werden bereits erste Arbeiten am noch im RDB eingebauten Dampfabscheider durchgeführt: Die 48 sog. Hammerkopfschrauben werden demontiert und mit Hilfe einer Horizontalsäge zerlegt. Die Hammerkopfschrauben dienten zur Arretierung des Dampfwasserabscheiders und wiegen insgesamt ca. acht Tonnen.
Wie der Dampftrockner wird auch der über fünf Meter hohe Dampfwasserabscheider (DWA) aus dem RDB gehoben und für die Zerlegung im Flutraum abgesetzt. Mit 67 Tonnen ist er nahezu doppelt so schwer wie der bereits zerlegte Dampftrockner. Er wird mit Unterwasser-Stichsägen, Bandsägen, Hydraulikscheren und dem Kontakt-Lichtbogen-Metall-Schneidverfahren zerlegt. Im Juni 2021 ist es geschafft: Mit der Zerlegung des Kerndeckels, also des unteren Teils des DWA unmittelbar über dem oberen Kerngitter, ist die Zerlegung dieser Komponente nach zehn Monaten abgeschlossen.
Parallel zur Zerlegung des Dampftrockners werden die 38 bei einem Durchmesser von ca. 31 Millimeter mehr als 15 Meter langen Neutronenflussmesslanzen aus dem Reaktorkern gezogen und mit einer Hydraulikschere in handhabbare Teile geschnitten. Positioniert ist das Werkzeug dabei auf dem oberen Kerngitter. Auch diese Vorzerlegung wird im Juni 2021 abgeschlossen. Die endgültige Zerlegung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im Lagerbecken.
Ebenfalls parallel werden kleinere Komponenten aus dem RDB demontiert und zerlegt, wie zum Beispiel die vier Speisewasserverteilersegmente, Thermosleeverohre, Halter der Speisewasserverteilersegmente und Probemagazine.
Das Entfernen des Dampfwasserabscheiders aus dem RDB ist die Voraussetzung für den Ausbau der acht Zwangsumwälzpumpen, die hier auf dem Kerngitter abgestellt sind. Sie werden ebenfalls unter Wasser mit einer Säge zerlegt.
Die 129 Steuerstabsführungsrohre werden in Segmente zerlegt. Inzwischen sind sie endlagergerecht verpackt.
Das obere Kerngitter wird ausgebaut und im Zerlegebereich innerhalb des Absetzbeckens mit einer Säge zerlegt.
Alle Einzelteile – hier die des Dampfwasserabscheiders – werden endlagergerecht in Spezialbehälter verpackt.
ls nächster großer Schritt erfolgt nun die Zerlegung des Kernmantels. Dabei kommt auch AZURo wieder zum Einsatz. Er steht zurzeit auf einem Podest auf dem unteren Kerngitter und setzt Bohrungen in den Kernmantel, damit diese später mit einer Traverse aus dem Reaktor herausgehoben werden können. Darauf folgt ein Schnitt mit der Kalttrennanlage (KATRA), wiederum gefolgt von erneuten Bohrungen durch AZURo. Insgesamt wird der Kernmantel mit fünf umlaufenden Sägeschnitten in sechs Ringe zerlegt. Die endgültige Zerlegung der Kernmantelschüsse erfolgt im Zerlegebereich innerhalb des Absetzbeckens.
Der Reaktordruckbehälter im Sommer 2019 (links) und im gegenwärtigen Zustand mit Kernmantel und unterem Kerngitter.
Die letzten Zerlegearbeiten der Einbauten des Reaktordruckbehälters werden voraussichtlich bis Anfang des nächsten Jahres abgeschlossen. Die Einzelteile füllen dann 154 Konrad-Container.