Die Umwelt schützen und gleichzeitig Kosten sparen: Die Energieversorgung des KKB wurde umgestaltet

Beim Abbau des KKB werden nicht nur Systeme außer Betrieb genommen und Anlagenteile entfernt, es entsteht auch Neues. Das betrifft nicht nur das Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Auch im Kraftwerk selbst wird in neue Systeme investiert: Die elektrische Energieversorgung wurde deutlich verändert und an den Bedarf des Kraftwerks für den Abbau angepasst. Zudem wurde die Heizungsanlage erneuert und von Heizöl auf Erdgas umgestellt. Beide Maßnahmen verringern den Energiebedarf und damit unsere CO2-Emissionen deutlich.

Umbau der Stromversorgung

Die Anpassung der Stromversorgung bedeutet ihren Umbau, da das KKB in der Abbauphase im Vergleich zum Leistungsbetrieb nur einen Bruchteil des Strombedarfs hat. Es gibt zwar eine Vielzahl kleiner Systeme, die Strom benötigen, aber keine großen Verbraucher mehr wie im Leistungsbetrieb. Um den veränderten Anforderungen Rechnung zu tragen, wurden große Transformatoren durch kleine und der 400 kV-Übertragungsnetzanschluss durch einen städtischen 20 kV-Mittelspannungsnetzanschluss ersetzt. Die neuen Transformatoren weisen durch die energetische Anpassung an den heutigen Bedarf und neuester Fertigungstechniken eine wesentlich geringere Verlustleistung auf und arbeiten im Hinblick auf den Bedarf deutlich effizienter als die bisherigen Transformatoren.

Den Strombedarf deckt das Kraftwerk jetzt in erster Linie über die Stadtwerke Brunsbüttel. Für die Verbindung mit dem Stadtwerkenetz wurde eine 2,5 Kilometer lange Versorgungsleitung neu gebaut. Ein weiterer Netzanschluss besteht nach wie vor über das naheliegende Umspannwerk des Übertragungsnetzbetreibers TenneT.

„Erste Planungen zu diesem Umbau erfolgten bereits vor Jahren. Die Planung musste immer wieder an neue Gegebenheiten angepasst werden.

So sollten beispielsweise die Lager ursprünglich direkt über den Kraftwerksanschluss versorgt werden; heute verfügen sie über eigene Netzanschlüsse. Oder es zeigte sich, dass für den Abbau weitere Gerätschaften erforderlich sind, die ursprünglich nicht geplant waren. Das Ziel der Planung war und ist eine ausreichend große, aber nicht überdimensionierte elektrische Energieversorgung, um energetisch und kostenoptimiert die Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, erläutert Jörg Behrens, als Projektleiter für die Umbaumaßnahmen verantwortlich.
„Insgesamt reduzieren wir durch die Investitionen nicht nur unsere Stromkosten, wir erzielen gleichzeitig Positives für die Umwelt.

Transformatoren dieser Größenordnung werden typischerweise mit Öl gekühlt. Unsere bisherigen Transformatoren benötigten aufgrund der hohen Betriebsspannungen und Leistungen dafür insgesamt über 140 Kubikmeter Isolieröl, die kleinen neuen mit etwa 4 Kubikmetern nur noch einen Bruchteil davon. Ein Nachteil der geänderten Stromversorgung ist die geringere Versorgungssicherheit im Mittelspannungsnetz, daran müssen wir uns erst noch gewöhnen.“

Der Umbauprozess der Stromversorgung ist noch nicht abgeschlossen, sondern wird den Abbau kontinuierlich begleiten.

Neue Heizungsanlage

Ein zweites Investitionsprojekt war die Umstellung der Wärmeversorgung des Kraftwerks. In der Vergangenheit war die Wärmeversorgung der Gebäude ein „Abfallprodukt“ der Stromerzeugung und erfolgte nur in den Stillstandszeiten über zwei Ölkessel, die vorrangig für die Prozessdampfgewinnung mit Vorlauftemperaturen von circa 130 Grad Celsius betrieben wurden. Jetzt ist der Prozessdampf nicht mehr erforderlich und es wird nur noch Wärme für die Gebäudeheizung und Warmwasserversorgung benötigt.

Die neue Heizung ist genau für diesen Anwendungsfall ausgelegt. Es handelt es sich um eine außentemperaturgeführte Erdgasheizung mit zwei modulierenden Kesseln, die witterungsabhängig die Wärmemenge nahezu stufenlos in einem Bereich zwischen 500 und 4000 Kilowatt und die Vorlauftemperatur in einem Bereich zwischen 65 und 95 Grad Celsius anpassen können. Die immer noch vergleichsweise hohe Vorlauftemperatur ist erforderlich, da andernfalls das gesamte Heizungsnetz im Kraftwerk hätte angepasst werden müssen, was einen unverhältnismäßigen Aufwand darstellen würde.

Bevor dieser Austausch überhaupt möglich wurde, musste eine rund 3,5 Kilometer lange Erdgasleitung zum städtischen Erdgasnetz der Stadtwerke Brunsbüttel verlegt werden. Diese Arbeiten erfolgten zeitgleich mit dem neuen Stromanschluss, da ein Großteil der Strecke identisch war. Das reduzierte die Bauaufwendungen und den erforderlichen Eingriff in die Natur.

„Der Heizungstausch ist eine echte Erfolgsgeschichte“, sagt Jörg Behrens. „Trotz der erheblichen Aufwendungen haben sich die Investitionen sowohl finanziell als auch energetisch in kürzester Zeit gelohnt. Die neue Gasheizung verbraucht deutlich weniger als die bisherigen Ölkessel und konnte zusätzlich durch den Brennstoffwechsel von Öl auf Erdgas die Kohlendioxidemissionen erheblich reduzieren. Sie ist also sehr viel umweltverträglicher als die bisherigen Öl-Kessel.“ Durch den Austausch wurden die Heizkosten mehr als halbiert. Das KKB spart dadurch einen hohen sechsstelligen Betrag. Hinzu kommen niedrigere Wartungskosten für die moderne Anlage.